Viele werden das „gigantische, unergründlich tiefe Erdloch“ (Rother Wanderführer La Palma) von ihren Wanderungen kennen. Die Vulkanhöhle befindet sich direkt an der westlichen Forstpiste oberhalb von Jedey und San Nicolás auf rund 1.200 m Höhe. Unergründlich ist sie tatsächlich, wenn man nicht über das Geländer klettern mag, was sicher auch nicht zu empfehlen ist. Tief genug, dass das Sonnenlicht nicht bis zum Grund reicht, scheint sie auch zu sein.
Hoyo de la Sima.jpg
Quelle: elpaso.es
Wie tief ist denn dieses unergründliche Loch nun? Die Literatur gibt eine Tiefe von 70 m an. Die Literatur sagt aber auch, dass La Palma keine Insel zum Baden sei. Zeit also, der Sache
auf den Grund zu gehen. Denn darin besteht doch das Wesen der Menschheit.
Wem es jetzt zu nerdig wird, darf gern hier weiter schauen:
https://vimeo.com/512912585
Wie tief ist unergründlich? Ein Feldversuch
Quellenlage:
Dürftig. Die Literatur scheint wenig zuverlässig. Keine Quellenangaben. Offensichtlich werden die 70 m blind übernommen.
Methodik:
Feldversuche liegen vor. Abgeseilte Kameras, abgeseilte Seilschaften (s. Literatur). Jedoch wurde jeweils in der Aufregung vergessen, die Seillänge bis zum Grund anzugeben. Machen wir uns also selbst ans Werk.
Grundlage der Ermittlung ist ein Video von 2014:
https://vimeo.com/512872811
Es wurde anlässlich einer Wanderung erstellt. Ich wette, dass der sympathische Steinewerfer
kein Einzeltäter ist. Mittels Stoppuhr wird die Zeit ermittelt: T1= 3,42 Sekunden (Mittelwert aus 10 Zeitnahmen)
Für den freien Fall gilt:
h1 = g/2 * T1²
h1 sei die Tiefe der Erdspalte, g die Erdbeschleunigung und T1 die gemessene Zeit vom oberen Rand bis zum Aufprall
Somit:
h1 = 9,81 m/s² /2 *3,42s²=57,37m
Da der Schall vom Auftreffen des Steins bis zum Ohr des Zeitnehmers Zeit benötigt, muss diese in die Berechnung mit eingehen. Das lässt sich graphisch hier nicht darstellen, daher gleich das Endergebnis:
Ergebnis:
h= 52,37 m
Die Geschwindigkeit des Steins beim Aufprall beträgt rund 115 Km/h.
Diskussion: Der Stein könnte nicht am Grund aufgetroffen sein, sondern vorher die Wände berührt haben und dabei das Geräusch verursacht haben. Kleinere Bruchstücke, die dann noch auf dem Grund gelandet sein mögen, wurden evtl. nicht mehr gehört. Unwahrscheinlich, da bei der Beschaffenheit der Höhle (s. "Literatur") von einer Landung des Steins auf dem Grund auszugehen ist.
Die Vulkanhöhle Hoyo de la Sima auf La Palma ist also 52,37 m tief!
q. e. d.
Anmerkung: von weiteren Versuchen dieser Art ist abzusehen, da weitere Steine das nun nicht mehr unergründliche Loch auffüllen und das gerade ermittelte Ergebnis verfälschen würden. Zumindest sollte zuvor nach möglichen Seilschaften Ausschau gehalten werden.
Un saludo
Pio
"Literatur": drei Muchachos gehen der Sache auf ihre Weise auf den Grund und vergessen leider, ein Maßband mitzunehmen. Dafür zeigen sie uns, wie es in der Vulkanhöhle und auf deren Grund ausschaut. Auch gut!
https://www.youtube.com/watch?v=wi2HW8vXGj8
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