Bestattungskultur

Allgemeine Themen rund um die Kanareninsel La Palma
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nils.k
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von nils.k »

Kanaren-Fan hat geschrieben: Di 26. Okt 2021, 20:15 Hallo!
Ich habe gerade ein Video gesehen, in dem ein Nischengrab geöffnet und beräumt wird. Der halb verfaulte Sarg wird rausgezogen und kopfüber auf den Boden fallengelassen. Kopfüber wohl deshalb, weil der Boden das Sarg wegen der darauf gelegenen Leiche schon so durchgefault ist, dass dort am leichtesten ein Loch reingehauen werden kann, um die Knochen aus dem Sarg rauszuholen.
Gruseliger Anblick, aber ich habe ja selbst schon ein paar mal als Grabhelfer bei einer Beerdigung mithelfen müssen, so auch das Grab ausheben, wo noch Überreste des vorherigen Beerdigten zum Virschein kamen.
Nun meine Frage: wie lange ist denn in Spanien die Liegezeit üblich, bis das Nischengrab wieder geöffnet wird, um Platz für die nächste Beerdigung zu machen? In einem Erdgrab verfaulen Leiche und Sarg natürlich schneller als in so einer nur mit einer Platte verschlossenen Wand.
Tja, früher nannte man das osario und das sah dann so aus:
1236470_674011175943581_535530937_n.jpg
Das Foto von Ellerbeck aus dem Jahre 1883 zeigt das osario des Friedhofs in Santa Cruz de La Palma.

Heute werden die Knochenreste in einer Art Massengrab auf dem Friedhof diskret erneut bestattet.

Die columbario genannten Nischengräber wurden deshalb auf den Kanaren verwendet, weil durch die klimatischen Bedingungen die Leichen in der Erde gerade nicht verwesen, sondern austrocknen. Nicht so in den relativ dicht verschlossenen Betonnischen, wie auf dem Foto gut zu erkennen ist.
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nils.k
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von nils.k »

Im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zu Allerheiligen habe ich diesen Artikel gefunden:

https://www.20minutos.es/noticia/484271 ... rematorio/

Der Friedhof von Las Manchas ist der einzige auf der Insel La Palma, der über ein Krematorium verfügt. Einäscherungen können derzeit nicht vorgenommen werden. Dafür müssen die Verstorbenen jetzt nach Teneriffa überführt werden.

Bestattungen sind auf dem Friedhof Los Ángeles wegen des Betretungsverbots ebenfalls nicht möglich. Die Verstorbenen können auf den Friedhöfen der anderen Gemeinden bestattet werden. Ein Überführung auf den Friedhof von Las Manchas kann aber frühestens nach fünf Jahren erfolgen.
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von nils.k »

Frage an die Auskenner aus dem Aridanetal: gibt es im Gemeindegebiet von Los Llanos tatsächlich nur die beiden Friedhöfe in LL centro und in Las Manchas?

Bei uns in Garafía hat jeder größere Weiler seinen eigenen, insgesamt sind das vier cementerios. Es kann natürlich sein, dass das historisch gewachsen ist und aus einer Zeit stammt, in der es kaum Verbindungen der Ortsteile untereinander gab...
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Sportschütze (gelöschter User)

Re: Bestattungskultur

Beitrag von Sportschütze (gelöschter User) »

Einen wundervoll anzuschauenden gibt es auch in Tazacorte / San Borondon
(sofern man bei Friedhöfen von wundervoll sprechen kann )
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mrjasonaut
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von mrjasonaut »

Mir gefiel der oberhalb von Tigalate. Nette Lage.

Cementerio de Tigalate
ge0://4nYWTnsk35/Cementerio_de_Tigalate
http://ge0.me/4nYWTnsk35/Cementerio_de_Tigalate

Und sonst noch eine Fundstelle für beide Fachgebiete.

https://www.vulcanospeleology.org/sym07/ISV7book.pdf

Spannend.

Huuhhh.
image.f2d7c38744cefc65f7e4369ff092d6b8.jpg
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von nils.k »

Mit der heutigen Zerstörung des Friedhofs in Las Manchas gibt es nun auf La Palma kein Krematorium mehr. Für eine Einäscherung müssen die Toten nach Teneriffa gebracht werden, wie das auch schon seit Anfang Oktober praktiziert wird.
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teewee (gelöschter User)

Re: Bestattungskultur

Beitrag von teewee (gelöschter User) »

Gut zu wissen. Auf dem Video sah der Schornstein aus, als wenn die Anlage auf Hochtouren läuft :roll:
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Tanausú
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von Tanausú »

Stimmt. Hab ich auch gesehen.
Makaber.
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von nils.k »

Die Situation ist noch viel komplizierter. Viele Angehörige hatten seit der Schließung des Friedhofs kurz nach Ausbruchsbeginn darum gebeten, ihre Angehörigen umbetten zu lassen. Das wurde aus Sicherheitsgründen abgelehnt. Nun fehlt vielen Menschen der Trauerort für ihre Verstorbenen, eine ganz schreckliche Situation.

https://www.lavanguardia.com/vida/20211 ... palma.html

Doch auch organisatorisch ist der Untergang des Friedhofs brisant. Matthias Siebold schrieb heute, dass Las Manchas der Friedhof für das gesamte Aridanetal war. Das bedeutet, die Toten müssen in den nächsten Wochen und Monaten auf den Friedhöfen anderer Gemeinden bestattet werden. Wenn ein Ersatz für Las Manchas gebaut wird, können diese Verstorbenen aber nicht sofort umgebettet werden, in einem früheren Artikel las ich, dass dies erst nach frühestens 10 Jahren möglich wäre. Familiengräber werden in diesem Zeitraum getrennt. Für die in ihrer Gemeinde tief verwurzelten Angehörigen ist das eine weitere Schreckensnachricht.
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von nils.k »

La Palma bekommt ein neues Krematorium auf dem Friedhof San Urbano in Breña Baja. Die Investition beläuft sich auf 273.626,72 € und soll in vier Monaten einsatzbereit sein.
crematorio.JPG
https://www.diariopalmero.es/texto-diar ... r/3351611/
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von Bruno »

@nils
Ich möchte mich für diesen Thread herzlich bedanken.
Du hast offensichtlich in meinen Gedanken gelesen.
Es ist für die Meisten, die auf die Insel emigrieren wichtig zu wissen, was passiert im Falle des Unausweichlichen.
Viele mögen es verdrängen, viele sind für die Informationen und den Umgang damit noch nicht reif.
Aber ich für mein Teil möchte sagen, daß es mich erfreut hat zu erfahren wie im Falle des Ablebens die ganze Prozedur abläuft und auch meinen Nächsten die Furcht vor den Unbekannten Abläufen genommen hat.
Was nicht bedeutet, daß ich gleich vor habe den Löffel abzugeben. :roll:
Neeeein. :whistle:
Das dauert noch ein Weilchen :grin:

Letztens habe ich eine Trauergesellschaft und einen Leichenwagen vor dem Haus Avenida Maritima 79 in S/C d. la Palma gesehen.
Was ist das für ein Haus?
Es sieht eher unspektakulär aus, das Schild an der Tür ist in google nicht lesbar und vor Ort habe ich es nicht fotografiert.
abuelo de sus nietos
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von Tanausú »

Bruno hat geschrieben: Do 30. Dez 2021, 14:15 Letztens habe ich eine Trauergesellschaft und einen Leichenwagen vor dem Haus Avenida Maritima 79 in S/C d. la Palma gesehen.
Was ist das für ein Haus?
Es sieht eher unspektakulär aus, das Schild an der Tür ist in google nicht lesbar und vor Ort habe ich es nicht fotografiert.
Ist mir auch schonmal aufgefallen. Das ist ein Bestattungsunternehmen, Bruno.
Funeraria La Palma S.L.
Dort werden wohl manchmal auch die Trauergesellschaften ausgerichtet. https://www.funerarialapalma.com/servicios
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von Bruno »

von Tanausú » Do 30. Dez 2021, 14:50
Ist mir auch schonmal aufgefallen. Das ist ein Bestattungsunternehmen, Bruno.
Funeraria La Palma S.L.
Dort werden wohl manchmal auch die Trauergesellschaften ausgerichtet.
@Tanausú
vielen Dank, :crying-yellow:
die Adresse wird gespeichert :heureka:

und

an die Erben weitergegeben
:thumbsup: :sekt:
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von Tanausú »

Jo, dort kann man das komplette Paket aus einer Hand haben (und natürlich auch frühzeitig selbst arrangieren):

vom Tanatorio (wo sich die Trauernden nach dem Ableben um den aufgebahrten Leichnam versammeln und die "Totenwache" halten, in ganz Spanien ein zentraler und wichtiger Teil des Trauerprozesses, Nils hatte das hier eingangs sehr anschaulich beschrieben viewtopic.php?f=4&t=913) über die Frage der Einäscherung bzw. Sargauswahl bis eben hin zur Ausgestaltung der Trauerfeier und eigentlichen Beerdigung.
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von nils.k »

Neben der Funeraria La Palma auf der Ostseite ist die Funeraria La Paz in der Avenida Carlos Fco. Lorenzo Navarro 29 in Los Llanos de Aridane das zweite große Bestattungsunternehmen der Insel. Es hat in allen Gemeinden mit Ausnahme von S/C de La Palma tanatorios. Im Nordwesten ist das der einzige Bestatter.

Daneben gibt es noch kleinere lokale Bestattungsunternehmen und Steinmetze in El Paso, Mazo, Fuencaliente, Barlovento und San Andrés y Sauces.
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von Laxwolf2 »

In Tazacorte gibts(?) auch eines
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von Pe.Ro »

@Laxwolf,

im Juli gabs die noch, beim Atlantis ums Eck, Calle Dr. Morales, Funeria la Paz.
Im Lauf der Jahre waren da immer wieder Angehörige zum Abschied nehmen versammelt.

https://www.google.com/maps/place/28%C2 ... 17.9329792
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von mrjasonaut »

Thema erinnert mich an den schönen Film
Harold & Maude

mit dem genialen Ende zu der herrlichen Cat Stevens Musik auf dem Höhepunkt seines Schaffens.
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von Tanausú »

Jo. Memento mori. 8-)

Das hier ist mal wieder einer dieser extrem informativen Threads. Ich mein, woher sollte man sonst solche gebündelten Infos zur spanischen und hier sogar spezifisch palmerischen Bestattungskultur herbekommen? Mit all den Details zur Seebestattung usw. ... :thumbup:
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Re: Bestattungskultur

Beitrag von Sportschütze (gelöschter User) »

Und vor allem : es ist hier echt so herrlich einfach !

Bestatter anrufen, den Toten abholen lassen.
Dem Bestatter sagen, dass der Tote verbrannt werden soll
und die Urne ( bei Seebestattung wird eine gewählt die
sich nach "kurzer" Zeit mit Wasserkontakt dort auch auflöst)
auswählen.

Dann bekommt man irgendwann die Urne vom Bestatter mit
der Asche ausgehändigt und man macht, wenn man möchte,
einen Termin mit der Bussard (oder einem anderen Schiff,
oder einem Bekannten der ein Boot hat) und fährt gemütlich
aufs Meer, an die Stelle, wo man gerne die Urne zu Wasser lassen
möchte.

Lässt sie zu Wasser, noch paar Blümchen hinterher und nimmt
einen großen Schluck aus der "Pulle" (wer möchte), notiert die
Koordinaten und kann sich danach eine Art Urkunde im Netz
ausstellen lassen.....

Oder man verstreut die Asche an Land .....

Oder man Stellt die Urne auf den Kaminsims zu Hause :crazy:
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