Aschefecher hat geschrieben: ↑Fr 11. Feb 2022, 13:53
Zum Boykott bieten sich da Russischer Wodka, Borscht und Krimsekt an.
Oh ja, damit wirst Du aber ordentlich Eindruck machen.
Welchen Wodka möchtest Du denn boykottieren? Moskovskaya kommt aus Lettland, Wodka Gorbatschow aus Berlin und der gute Stolichnaya gehört schon seit 1984 zu PepsiCo. Шампанское kommt zum überwiegenden Teil aus den ukrainischen Regionen Odessa, Kiew, Charkiw und Bachmut.
Wer борщ fertig in der Konserve kauft, der benutzt vermutlich auch Kaiserschmarrn oder Kartoffelbrei aus der Tüte. Wenn Du einem russischen Gast борщ aus der Dose vorsetzt, dann kommt der mit Sicherheit nie wieder.
Sinnvoller wäre da schon Fleisch und Milch von Ekosem-Agrar, einem der größten Agrarunternehmen Russlands. Die Firma gehört allerdings Stefan Dürr aus Eberbach. Vielleicht dann besser DMK, einer der größten Käseproduzenten Russlands? Die ist auch deutsch, das verrät schon der Name Deutsches MilchKontor.
Die ausländischen Bauern in Russland sind alle dadurch groß geworden, dass Russland nach den Sanktionen der EU von 2014 einen Importstopp für Lebensmittel aus der EU verhängt hat, der bis heute gilt. Das hat ein enormes Wachstum der russischen Agrarproduktion zur Folge gehabt. Nicht nur Landwirte, es geht inzwischen um viel mehr. Der Traktorenhersteller Claas aus Harsewinkel hat in Krasnodar ein Traktorenwerk errichtet. Fast alle seine Zulieferer stammen aus Russland, damit gilt Claas als nationaler Produzent. Nicht anders macht es Knauf, inzwischen Marktführer bei Gipskartonplatten in Russland.
Aber so richtig wehtun kannst Du Putin, wenn Du einfach russisches Öl und Gas boykottierst. Schließlich liefert Russland 55% des in Deutschland verbrauchten Erdgases. Doch dann bleibt nicht nur Deine Bude kalt, dann können auch viele deutsche Unternehmen ihre Türen schließen, besonders die energieintensiven.
Also das Spiel mit Sanktionen und Boykotten spielt Russland mindestens genau so gut wie die EU. Bisher hat noch keine einzige dieser Maßnahmen dem Land ernsthaft geschadet oder Putin zum Einlenken gebracht. Aber frag mal nach, wie viele deutsche Bauern inzwischen durch die russischen Gegenmaßnahmen auf der Strecke geblieben sind!