TAJOGAITE - Was kommt danach?

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nils.k
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von nils.k »

Hast Du Dir mal die Mächtigkeit der Lava angeschaut? Es werden immer wieder Vergleiche mit Hawaii angestellt. Das sind winzige Lavaflüsschen im Vergleich zu den gigantischen Bergen hier. Wenn man dort mit einem kräftigen Radlader die Straße freischiebt, kann das hier ein unlösbares Problem sein.

Es wird allein schon wegen der Größenordnung der Lavamenge sehr lange dauern, bis man überhaupt anfangen kann, die Bebaubarkeit zu prüfen. Und dann steht längst nicht fest, ob man an einer bestimmten Stelle wirklich bauen kann.
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Constance
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von Constance »

Man wächst an den Herausforderungen ;)
Die Menschheit hat schon ganz andere Aufgaben gemeistert! Und wenn ich mir die Tatkraft und den Pragmatismus ansehe, die die Palmeros derzeit zeigen, bin ich mehr als optimistisch für die Zeit nach dem Vulkan.
Luigi (gelöschter User weil inaktiv)

Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von Luigi (gelöschter User weil inaktiv) »

Constance hat geschrieben: Sa 30. Okt 2021, 18:28 Ich wundere mich gerade ein bisschen über manche Ansichten… Ich bin nicht vom Fach und verstehe auch nicht viel von Bauen und schon gar nichts von Straßenlegen, aber Leute: unsere Vorfahren haben schon in der Antike mit bloßen Händen ganze Städte errichtet, von monumentalen Tempeln mal ganz zu schweigen. Warum sollten wir heute, mit der Technologie des 21. Jahrhunderts nicht in der Lage sein, ein paar Lavafelder nutzbar zu machen? Irgendwie will mir das nicht einleuchten…
:gruebel:
Die kannten allerdings auch keine Bauvorschriften und Haftungsansprüche.
Wenn im Mittelalter einer einen Bogen gemauert hat musste sich der Meister drunter stellen als das Leergerüst abgenommen wurde. So hat sich die Zahl der unfähigen Architekten ganz von selbst reduziert. Und im alten Rom gab es auch erst Bauvorschriften nachdem fast die komplette Stadt abgebrannt ist. Die hat der vielgescholtene Nero übrigens eingeführt.

Natürlich kann man die Lavafelder nutzbar machen. Aber man muß das 1. wollen und 2. muß jemand den Kopf dafür hinhalten der es erlaubt. In eingen Monaten nach dem Ende des Ausbruchs könnte man eine provisorische Piste anlegen. Nach einem Jahr sicherlich eine richtige Strasse und nach 2-3 Jahren könnte man wieder bauen. Technisch wird das machbar sein. Man muß es halt wollen.
goec2468 (gelöschter User)

Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von goec2468 (gelöschter User) »

Es ist ein Unterschied, ob man eine Straße durch/auf die/der Lava bauen will - also notwendige Infrastuktur - oder ob man ein Haus dort baut.
Ersteres ist notwendig, zweiteres ist vermutlich zu teuer.

Übrigens kann es Monate oder gar Jahre dauern, bis eine Laveschicht abgekühlt ist, je nach Dicke, Menge und Größe der eingeschlossenen Gasblasen, ....

Gruß

Götz
carlos (selbst gelöschter User)

Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von carlos (selbst gelöschter User) »

1. Monatelanges Asche wegräumen
2. Schadensfeststellung der unter der Asche bedeckten Gebäude
3. Sperrgebiete rund um den Lavafluss einrichten, den Rest nach Begutachtung zum wiederbewohnen freigeben.
4. unterbrochene Strom, Wasser, Telefon etc. Verbindungen wieder herstellen.
5. neue Queerverbindungen der 5 Strassen von Ost nach West erstellen da wo notwendig.
6. die Verbindung über die Lava wird Jahre dauern falls es sie überhaupt geben wird.
Eisi (gelöschter User weil inaktiv)

Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von Eisi (gelöschter User weil inaktiv) »

Ich stimme fast allen Einschätzungen die hier geäußert werden zu.
Es ist aber m.E. noch nicht soweit, dass man sich jetzt schon vornehmlich um die Gesamt-Neuerschließung des Katastrophengebietes Gedanken machen sollte. Die akut zwingend erforderlichen Sofortmaßnahmen unmittelbar nach Erlöschen von dem Biest sollten vorweg in den Fokus gestellt werden.
Wenn nicht, müsste jeder Beitrag mit diesem Satz beginnen: "Wenn die Lavadecke dann eines Tages vollkommen erstarrt und abgekühlt ist, könnte man..."
Das kann zur Krisenbewältigung jetzt nicht der richtige Ansatz sein.
Man muss nicht (physikalisch/geologisch/technisch) warten, bis die Lava durchgehend abgekühlt ist. Daran glaube ich ganz fest.
Oberste Priorität muss also die so schnell wie irgend möglich zu realisierende Verbindung des Lava-Südens mit dem Norden sein. Entsprechend muss eine möglichst schwerlastfähige Straße über die Lava her.

Das wirft drei entscheidend wichtige, aber bisher gänzlich unbeantwortete Fragen auf:

1.) Wie schnell kühlt Lava überhaupt ab? Gemeint ist nicht die Abkühlzeit bis in den Kern, sondern die Zeitspannen bis dahin. Die erste Abkühlung der Außenschicht geht schnell, dass wissen wir. Und dann...? Da sollte es doch ungefähre Erfahrungswerte geben, zumal die palmerische Lava meines Wissens keine außergewöhnliche Sorte ist, sondern weitgehend aus "normaler" basaltischer Lava besteht.

2.) Mit welchen Zeiträumen muss man rechnen, bis sich die Oberflächentemperatur der Lavadecke konstant bei einer akzeptablen Temperatur (~40-50°C) mit sinkender Tendenz befindet?
(Die Temperaturen im Inneren sind m.E. gar nicht so entscheidend)

3.) Wann ist die Lavadecke dann tragfähig?
Ab einer gewissen Stärke/Dicke der abgekühlten Oberschicht wird sich irgendwann (zwangsläufig) eine sichere Tragfähigkeit, auch für eine Straße ergeben. Das wird bei 20-40 Metern Höhe der Lavadecke sehr viel schneller passieren, als die vollständige Abkühlung/Erstarrung der Lava bis in den Kern. Das Vorhandensein von teilweise noch (zäh-)flüssiger Lava im Untergrund muss nach meiner Überzeugung kein kategorischer Ausschlussgrund für eine Straße sein.
Hier im Forum wird allerdings regelmäßig das Gegenteil vorausgesetzt. Das ist m.M.n zu kurz (in diesem Fall zu lang) gedacht. Ich glaube nicht, dass man bis zur Kernabkühlung warten muss.

Ich bin optimistisch und davon überzeugt, dass es eine Nord-Süd-Route eher geben wird, als sich das manche jetzt vorstellen können. Was jetzt unbedingt gebraucht wird, sind Erfahrungswerte. Die sollte es eigentlich irgendwo (vlt. sogar von La Palma 49 u. 71?) geben. Ich habe sie bisher leider nicht gefunden.
PEVOLCA/INVOLCAN, ING, CNIG & Co. werden hoffentlich bald Antworten auf diese und andere Fragen liefern können.
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von Constance »

Entscheidend ist auch, dass man nicht gleich schon die Nonplusultra-Lösung erwarten sollte, also die perfekte, 100 Jahre haltende Hightech-Straße, für die natürlich ideale Voraussetzungen notwendig sind (vollständige Abkühlung und Festigung des Bodens, etc.). Man könnte sich am Anfang mit einer pragmatischen Lösung behelfen, solange diese sicher und effizient ist. Und wenn sie nach 2 Jahren Risse bekommt (wie viele deutschen Straßen haben schon ein Jahr nach dem Bau Löcher, in die eine Katze verschwinden könnte?), wird halt repariert oder neu gebaut oder was auch immer die Ingenieure empfehlen. Ein Lavafeld dieser Dimensionen wird sich wahrscheinlich noch eine ganze Weile immer wieder verändern, man denke nur an die vielen Tunnel, die nach Leerung und Abkühlung vielleicht in sich zusammenfallen. Man muss die Sache nehmen, wie sie ist, eben nicht perfekt, und trotzdem dafür sorgen, dass wieder eine Infrastruktur da ist, denn ohne diese wird es keinen Wiederaufbau geben.
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von Eisi (gelöschter User weil inaktiv) »

Da gehe ich mit. Würde mich sehr wundern, wenn die Sofort-Hilfslösung am Ende eine veritable Straße darstellen würde. Ich dachte auch eher an eine "bessere Piste", das hatte ich vergessen zu erwähnen.

Ergänzung die ich gestern noch spät entdeckte:
Laut Dr. Ulrich Küppers, Vulkanologe an der LMU München, geht mafische Lava (Basaltlava) unter 600 °C in den festen Zustand über, ist also dann nicht mehr flüssig.

Das stützt meine These zwar, heißt aber längst nicht, dass ein paar Tage nach dem Ende des Albtraums schon der Verkehr über die Lava rollt. Aber Schwarzmalen und jahrelanges Warten befürchten, ist nicht mein Ding. Die Landschaft ist schon schwarz genug.
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nils.k
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von nils.k »

Ich empfehle dazu diesen Artikel. Es geht um den Wiederaufbau von Garachico nach der Zerstörung durch Lavaflüsse im Jahre 1706.

https://elpais.com/ciencia/2021-10-09/g ... arias.html

Garachico war damals der bedeutendste Handelsplatz Teneriffas, über den Hafen in der geschützten Bucht wurde der größte Teil des internationalen Handels Teneriffas abgewickelt. Die Stadt mit rund 3.000 Einwohnern soll so reich gewesen sein, dass die Häuser Marmorfußböden besaßen.

Die Lava zerstörte den Hafen, indem sie die Bucht teilte und für Schiffe unbrauchbar machte. Die damaligen Machthaber nutzten diese Situation, um den Handel näher an die Hauptstadt La Laguna heranzuführen. Garachico wurde als Handelsplatz aufgegeben und stattdessen der Hafen in Santa Cruz de Tenerife ausgebaut. Die Stadt hat sich nie wieder von dieser Katastrophe erholt.
---
Vor einer ähnlichen Situation steht La Palma. Wenn man die Straßenverbindung über Fuencaliente ausbaut, dann rückt der Südwesten näher an den Osten. Für die Bananenplantagen dürfte das dauerhaft kein Problem sein, denn die müssen eine sinnvolle Verbindung zum Hafen von Santa Cruz haben. Es könnte durchaus sein, dass man sich eher für diese schnelle und sichere Lösung entscheidet als auf waghalsige Experimente zu setzen.
Welche Auswirkungen das für die neu zu bauende Infrastruktur Richtung Los Llanos hat, bleibt abzuwarten. Aber es ist keinesfalls sicher, dass die Priorität auf der Wiederherstellung bestehender Strukturen liegen wird.
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von LasManchas »

Vor einer ähnlichen Situation steht La Palma.
Nils, die Lage ist unterschiedlich, auch wenn das Ausmaß der Zerstörung vielleicht ähnlich sein sollte. Wir sind im 21. Jahrhundert, haben Caterpillars, Riesenbagger, Mords-Maschinen.
Ich gehe davon aus, daß der Süden innerhalb kürzester Zeit wieder am Norden angebunden sein wird (Wenn der Vulkan endlich mal aufgehört hat, zu speien).
Erstens hoffe ich das für mich, da Las Manchas ja komplett abgeschnitten ist.
Zweitens vor allem für die Menschen dort, da diese ihr soziales Leben, ihre Jobs meist auf den Westen (Süd/Nord) ausgerichtet haben, Freunde, Verwandte leben dort. Das jedesmal über den Osten zu erreichen ist ein Unding, wenn gar auf Dauer ein Ding der Unmöglichkeit.
Schon aus diesem Grund wird eine Nord-Süd Verbindung spätestens Mitte nächsten Jahres stehen und wenn es nur eine Piste ist.
So ist meine Denke, auch wenn das viele vielleicht für utopisch ansehen, es wird kommen. Vamos a ver...
Ach noch was, ich bin eher der Optimist als der Pessimist. ;)
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von Eisi (gelöschter User weil inaktiv) »

@Nils
Interessanter Bericht, aus dem man gute Rückschlüsse ziehen kann. Dennoch teile ich eher die Meinung von Las Manchas. Darüber hinaus denke ich über Deine Idee des Straßenausbaus über Fuencaliente nach. Damit wäre wohl die LP-2 gemeint. Wo -an welchen Stellen- gehört die denn ausgebaut (Ab Los Canarios zw. der Nissan-Werkstatt und der Tankstelle?) und wie lange würde das wohl dauern?

Zu den "waghalsigen Experimenten": Es ist definitiv keine Raketenwissenschaft, über eine ausreichend (teilweise) erstarrte Lavadecke eine Straße oder wenigstens eine Piste zu bauen. Nichts kann dem Südwesten mehr helfen, als der Neuaufbau einer solchen Verbindung. Die kann man -auch nur gedanklich- nicht einfach weglassen.

Was wir brauchen, mit Verlaub, sind Infos über konkrete Straßenbau-Erfahrungen über Lava. Die Bananenwirtschaft zu Beginn des 18. Jahrhunderts mal außen vor.
Leider kann ich Business- oder wissenschaftliches Spanisch (noch) nicht gut genug lesen, meine Kenntnisse sind da beim googeln begrenzt, sonst hätte ich mich längst auf die Suche nach Erfahrungen und Aufzeichnungen zum Beispiel der Ausbrüche 49´ und 71´ gemacht. Gibt es da keine Berichte in Bezug auf die Bebaubarkeit der Lava?

Vielleicht kann man ja mit dem hier geschätzten Schwarmwissen etwas herausfinden...
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Kurt
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von Kurt »

Es war doch vorgestern schon in den Medien, dass die Verbindung Tazacorte bis nach las Norias absolute Priorität hätte. Dafür gibt es 48 Millionen, die der kanarische Verkehrsminister gibt. Man gedenkt die selbe Baufirma zu beauftragen, die gerade an der LP 2 arbeitet, weil die schon alle Maschinen hier haben. Nur über die Verbindung kann man den Südwesten wieder anschließen. Da wohnen nämlich tatsächlich Menschen, die in die Schule und zur Arbeit müssen. Von mir aus können die Bananen ruhig über Fuencaliente fahren. Hier geht es aber um Menschen und allein der Gedankengang, dass man die Strukturen sozial, Arbeit und sonstwie aufgibt, und mit Bananen argumentiert, finde ich befremdlich.
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nils.k
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von nils.k »

Der Architekt Sergio González-Jaraba stellteheute Vormittag das Projekt des neuen Viertels "Cumbre Nueva" in der Aula des Archäologischen Museums in Los Llanos de Aridane in Anwesenheit von hundert Personen vor. Das Projekt umfasst mehr als 500 Reihenhäuser mit einer Fläche zwischen 200 und 500 Quadratmetern.
Es soll die von den Lavaströmen verschütteten Gebiete in Todoque und La Laguna zumindest teilweise ersetzen und würde sich auf dem für das Projekt "Aridane Golf" nicht erschlossenen Gelände in der Gegend von Tamanca befinden.

"Aridane Golf" wurde wegen rechtlicher Probleme, die zumindest teilweise mit den Umweltvorschriften des Schutzgebiets Tamanca verbunden sind, nie realisiert.

https://www.eltime.es/la-calle/36569-el ... -golf.html

https://evaluaambientales.com/wp-conten ... e-Golf.pdf
Aridane Golf.JPG
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von nils.k »

Eine sehr gute Nachricht erreicht uns von der Universität Granada (UGR). Dort hat man Ziegel unter Verwendung von 10-20% unserer Vulkanasche hergestellt und bei verschiedenen Temperaturen gebrannt. Dadurch wurden die Ziegel druckfester und kompakter. Wenn sich dieses Material auf dem Bau durchsetzen würde, müsste die viele Asche des Vulkanausbruchs nicht mehr entsorgt werden.

https://www.niusdiario.es/sociedad/medi ... 45929.html

Neu ist diese Erkenntnis allerdings keinesfalls. Opus caementicium heißt der Gussbeton, den die Römer bereits im 3. Jahrhundert v.Chr. benutzten. Er wurde unter Verwendung von Pozzolanen hergestellt, beispielsweise aus Vulkanasche. Beim Brennen bildet das in den Pozzolanen enthaltenen SiO2 mit dem Ca(OH)2 aus dem Brenn- und Löschvorgang des Kalks Calciumsilicathydrat. Dieser wasserunlösliche Stoff macht den Beton sehr widerstandsfähig gegen Wasser. Daraus wurden zum Beispiel Hafenmolen gebaut, die viele Jahrhunderte dem Seewasser standhielten.

Das bekannteste Bauwerk aus Opus caementicium ist jedoch das Pantheon in Rom mit seiner 43,3m-Kuppel, das seit ca. 120 n. Chr. bis heute allen Wirren der Zeit getrotzt hat.
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Tanausú
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von Tanausú »

El Time, 02.12.21
Land der Vulkane, Land der Möglichkeiten
Bildschirmfoto 2021-12-05 um 10.10.29.png
.
Möglichkeit. Ein Wort, das wir während der 76 Tage des Vulkanausbruchs immer wieder gehört haben. Die Zerstörung ist unabsehbar, und wir sprechen hier nicht von der materiellen, sondern von der emotionalen Seite. Gleichzeitig haben die Menschen auf La Palma aber auch eine Widerstandsfähigkeit bewiesen, die bis zum 19. September 2021 sicher niemandem bewusst war. Vielleicht ist das der Grund, warum in den 70830 Hektaren von La Palma, zu denen jetzt noch die fast 50 Hektar der neuen Deltas Lávicos hinzukommen, das Wort Möglichkeit wie ein Hoffnungsschimmer erklingt.

Es ist eine der Türen, die der 1. Internationale Kongress über vulkanische Nahrungsmittel und Ökosysteme, Worldcanic, offen lässt. Und die Präsentation der wertvollen Ressourcen, die uns diese verbrannten Ländereien hinterlassen haben, ist einer der Schlüssel zu dieser Veranstaltung: die Fruchtbarkeit des vulkanischen Bodens, seine Energiequelle oder die Besonderheit der Rohstoffe, die aus ihm gewonnen werden können, sowie die wissenschaftliche Seite standen im Mittelpunkt eines Großteils der Konferenz.

Auf vulkanischem Boden angebaute Pflanzen, die ausgefallene Produkte mit Eigenschaften erzeugen, die etwa in der Haute Cuisine sehr geschätzt werden, oder die Umwandlung des vulkanischen Bodens und seiner geothermischen Energie in unseren Ofen oder Herd sind einige Beispiele dafür, wie das Leben in einer vulkanischen Umgebung auf nachhaltige und gesunde Weise genutzt werden kann.

Auf Sizilien werden drei Viertel der Inselkulturen rund um den Ätna, den aktivsten Vulkan Europas, angebaut. Dort sucht die renommierte Köchin Viviana nach den Produkten, die sie in die Küche und auf die Tische ihres neuen Projekts Villa Dorata Country Restaurant, einem Boutique-Hotel mit dreizehn Zimmern, bringen will, wo sie sich einer einfachen Küche mit lokalen Produkten verschrieben hat und wo das Feuer eine wichtige Rolle spielt. Die Umgebung des Ätna beherbergt eine große Vielfalt an Kulturpflanzen. Äpfel, Mandeln, Zitronen, Orangen, Oliven, Bohnen, Nopales, etc....

Die Philippinen sind eines der vulkanreichsten Länder der Welt, und die Menschen haben gelernt, damit zu leben. Sie sagen sogar, der Vulkan sei "ihre beste Nahrungsquelle". Das sagte uns der kantabrische Küchenchef Chele González, der auf den Philippinen ein Restaurant betreibt, in dem er mit lokalen Produkten kocht.

In Island weiß man auch, dass Vulkane eine große Ressource sind, nicht nur wegen ihrer Fruchtbarkeit, sondern eben auch wegen ihrer geothermischen Energie. Hier befindet sich die "Geothermische Bäckerei" von Siggi, der kochendes Wasser aus dem Untergrund verwendet, in das er einen Topf mit Roggen, Mehl, Zucker, Backpulver, Salz und Milch gibt und 24 Stunden lang backt, um das berühmte geothermische Roggenbrot zu erhalten.

Und nicht nur Brot kann in der Erde gebacken werden. Der portugiesische Koch Paulo Costa kocht auf den Azoren einen "Vulkan-Eintopf". "Man beginnt am Vortag, indem man alles Fleisch und Gemüse in einen Topf gibt. Obenauf die Würstchen und die Blutwurst, die den gesamten Inhalt würzen werden. Man geht morgens um 4 Uhr zu einem der Brunnen in der Nähe des Dorfes, wo das Wasser intensiver und näher an der Oberfläche entspringt, und setzt es an. Es wird 6-7 Stunden lang gekocht", erklärte Costa in seinem Vortrag.

Eine Reihe von wirklichen Beispielen, die zeigen, dass nach dem Sturm (oder dem Vulkan) nicht nur die Ruhe kommt, sondern auch die MÖGLICHKEIT, das Potenzial dessen zu nutzen, was uns unser Land auf natürliche Weise bietet.
.
https://www.eltime.es/politica/183-cana ... dades.html
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von nils.k »

Das "geothermische Roggenbrot" kennt man in Deutschland schon lange als Westfälisches Pumpernickel. Auch das wird nicht gebacken, sondern sehr lange in Formen gekocht. Dadurch wird die Stärke des Getreides langsam zu Malz abgebaut, was das Brot sehr dunkel und süß macht. Man kann es auch gleich in einer Dose kochen, dann hat man Kommißbrot.

Für das Brot ist es ziemlich egal, woher die Wärme kommt, ob aus französischem Atomstrom, einem Schwerölkraftwerk oder halt einem Vulkan. Aber es ist ewig lange haltbar und gut zu transportieren, mit dem richtigen Marketing könnte man es also auch hier herstellen. :lol:
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von nils.k »

Die Behinderten-Organisation Padisbalta aus den Breñas hat Todoque im Modell nachgebaut:
Todoque.jpg
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von Toni »

Schnief. Das geht ans Herz. :heartbeating:
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von don.ronaldo »

Aber echt. :-(
Menschen sind einfach sonderbar, auch ich. (Elisabeth Scott, SZ 28.7.2023)
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Re: TAJOGAITE - Was kommt danach?

Beitrag von nils.k »

nils.k hat geschrieben: Di 14. Dez 2021, 14:17 Die Behinderten-Organisation Padisbalta aus den Breñas hat Todoque im Modell nachgebaut:
Hier gibt es dazu auch ein Video:
https://www.facebook.com/10000379203633 ... 8298722443
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