Seite 1 von 1

Zentrale oder dezentrale Stromversorgung?

Verfasst: Mi 8. Sep 2021, 10:52
von nils.k
Da das Thema Elektromobilität gerade ein wenig ausufert, mache ich hier mal ein neues Thema auf.

Welche Energieversorgung ist die bessere, die zentrale mit Großkraftwerken oder die dezentrale auf der Ebene einzelner Haushalte oder Kommunen?

Großkraftwerke können sehr effektiv Energie produzieren, sie haben eine hohe Ausfallsicherheit und lassen sich im Verbund miteinander sehr gut regeln. Allerdings benötigen sie ebenfalls monopolisierte Übertragungsnetze - und sie sind undemokratisch. Die Erzeuger, Inhaber der Verteilnetze und der Staat bestimmen nach Belieben, zu welchen Bedingungen sie die Energie zur Verfügung stellen wollen. Klar, dass diese Leute auch weiterhin das Sagen haben wollen.
Sie malen ein Szenario an die Wand, dass die Zukunft ohne zentrale Energieversorgung in den schwärzesten Farben erscheinen lässt.

Hier mal eine Übersicht, wer heute alles an der Stromrechnung mitverdient:

1) der Staat. Steuern, Abgaben und Umlagen betragen 52,4 Prozent der Rechnung, davon:
Mehrwertsteuer 4,65 %
Stromsteuer 2,05 %
abLa-Umlage 0,009 % (Umlage für abschaltbare Lasten, seit 2014)
Offshore-Haftungsumlage 0,25 %
§19-StromNEV-Umlage 0,092 % ( Ausgleich für die Befreiung stromintensiver Unternehmen von den Netzentgelten)
KWK-Aufschlag 0,178 % (Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung)
EEG-Umlage 6,24 % (seit 2000)
Konzessionsabgabe 1,68 % (stammt aus dem Dritten Reich, 1935)

2) Netzentgelte 20,4 Prozent
Abrechnung und Messung (reguliert) 1,05 %
Netzentgelt 5,94 %
Abrechnung, Messung, Messstellenbetrieb (regulierter Anteil) 0,62 %

3) Strombeschaffung und Vertrieb (marktbestimmt, ca.) 25,1 %
Abrechnung/Messung (marktbestimmt) 1,05 %
Energiebeschaffung und Vertrieb 7,31 %
Abrechnung, Messung, Messstellenbetrieb (marktbestimmter Anteil) 0,62 %

Der fettgedruckte Anteil ist das, was die Gestehungskosten des Stroms ausmacht. Nur über diesen Anteil unterscheiden sich die verschiedenen Anbieter von Strom.

Schaut man sich die dezentrale Energieversorgung an, dann fallen die meisten dieser Kostenpositionen gar nicht an. Man ist unabhängig von den Monopolen und weitgehend auch von staatlicher Regulierung. Allerdings hat man deutlich mehr Verantwortung für sein eigenes Verhalten.

Re: Zentrale oder dezentrale Stromversorgung?

Verfasst: Mi 8. Sep 2021, 12:25
von El Jardinero
Die Lösung kann nur dezentral gefunden werden.

Alleine die verschiedenen Möglichkeiten der Stromerzeugung bedingen dies.

Von größeren Kraftwerken über Energieparks bis hin zur privat erzeugten Energie.
Nur, wenn man das in ein gescheites Konzept packt, dann wird was draus werden.

Re: Zentrale oder dezentrale Stromversorgung?

Verfasst: Mi 8. Sep 2021, 12:39
von mrjasonaut
Ich finde rein gefühlsmäßig so ein Mittelding wie Stadtwerke in öffentlicher Hand mit Reichweite in eine mittelgroße Kommune auch ganz akzeptabel.
Beispiel. https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtwerke_Potsdam
Bin zwar kein Kunde bei denen, da nicht im Einflußbereich wohnhaft, aber schmarotzere gerne mit bei deren öffentlichen Sommerfesten, wo die überschüssige Kohle für die Gagen von Stars wie Gary Moore, Cyndi Lauper, Santana oder oder verprasst wird.
Spaß mit Strom!
https://www.swp-potsdam.de/stadtwerkefest/

Re: Zentrale oder dezentrale Stromversorgung?

Verfasst: Mi 8. Sep 2021, 15:48
von Theo aus Herne
Vermutlich wird die dezentrale Versorgung und Verteilung der beste Weg sein.
Kleinere Kraftwerke und Versorger, wenn sie sich dann noch so nennen, können sich der lokalen Situation
wahrscheinlich schneller und besser anpassen.
Da möchte ich Nils vollkommen zustimmen :huhu:

Also passend das Kreuzchen setzen bei der Wahl demnächst.
Aber wem trauen wir die Veränderung zu den alternativen Ideen am ehesten zu ?
Schön wäre eine große und durchsetzungsfähige Koalition, die den alternativen Energien den Weg bereitet,
gegen alle Widerstände.
Also so wie bei der Nord Stream Pipeline in der Vergangenheit.

Re: Zentrale oder dezentrale Stromversorgung?

Verfasst: Mi 8. Sep 2021, 17:39
von El Jardinero
Die Fragen sind doch eigentlich auch alle gestellt.
Schwarz und weiß kann nicht die Lösung sein.
Und ohne gesetzliche Vorgaben wird das alles nicht zu bewerkstelligen sein.
Freiwilligkeit hat bei sowas noch nie funktioniert.

Zudem besteht beim Diskutieren die Gefahr, bzw. ist es relativ sicher, dass davon nichts passieren wird.
Weil es nur wenige Leute gibt, die solche Sachen wirklich bis zu Ende denken können.
Die Politiker sind das mal nicht.

Als Beispiel sei die Frage genannt, wie eine vielfache dezentrale Einspeisung denn zu handhaben sei, vor allem vor dem Hintergrund der Netzsicherheit und -stabilität und der Berechnung.
Aber auch hier gibt es Denkansätze und Lösungen (https://www.en-former.com/blockchain-im-energiesektor/)

Iiiiiiiiiirgendwann muss man aber mal anfangen, sonst wird es immer zu später.