La Palma Forum

@Gonzenbach
Großbritanien ist den Weg über die versuchte Herdenimmunität schon gegangen.
Nachdem die Fallzahlen in allen Bereichen extrem stark anstiegen und das ohnehin schlechte Gesundheitssystem an den Rand des Kollaps führten, hat man die Vorgehensweise geändert.
Man geht ebenfalls den Weg der möglichst vermiedenen Übertragung.
Das Thema Herdenimmunität sollte eigentlich auf kurze Zeiträume gesehen vom Tisch sein.
LaGraja liegt mit seiner Darstellung völlig richtig.
Naja, bis auf den Brechreiz....
Viele Grüße,
Theo.

Es gibt leider eine Reihe von Ländern auf der Welt, die nicht in der Lage sind, die Pandemie wirksam einzudämmen. Ich fürchte sehr,dass wir zum Beispiel in vielen afrikanischen Ländern bald sehen werden, wie der schnelle Weg zu der Herdenimmunität aussieht.

Gonzenbachs Einstellung ist Hedonismus perfekt auf den Punkt gebracht. Genuss, Freude des Augenblicks und das Beste für das eigene Leben - und die Neigung, sein momentanes Glück über die Bedürfnisse seiner Mitmenschen zu stellen und sich wenig Gedanken um das Leid anderer sowie (spätere) Folgen seines Verhaltens zu machen. Jede Einschränkung wird als Angriff auf die persönliche Freiheit und "unsere Grundwerte" angesehen.

Die Gesellschaft hat diese Eigenschaft über Jahrzehnte kultiviert. Nun stößt sie damit an ihre Grenzen, ja schlimmer noch, sie hat größte Probleme damit, Bedrohungen wie den Klimawandel und eine nicht besonders tödliche Seuche in den Griff zu bekommen.

Nils, du sprichst mir aus dem Herzen. Ich kann diese Ichichich!-Mentalität nicht mehr sehen. Das ist wohl der Zeitgeist - und die Krise derzeit bringt leider seine unangenehmsten Seiten zum Vorschein.

nils.k hat geschrieben: Do 19. Mär 2020, 09:58 Gonzenbachs Einstellung ist Hedonismus perfekt auf den Punkt gebracht. Genuss, Freude des Augenblicks und das Beste für das eigene Leben...

Und dazu, wie auf der Titanic, spielt das Orchestra bis zum bitteren Ende

Zum Modell der "Herdenimmunität":
Dies ist durchaus auch unter seriösen Wissenschaftlern ernsthaft diskutiert worden, siehe z.B. dieses Interview mit Herrn Kekulé (der selbst dieses Modell nicht vertritt)

https://audiothek.ardmediathek.de/items/73358794

Grund dafür ist, dass die jetzt überall verbreitete Vorgehensweise, wie man sieht, zu extremen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen führt und kein Mensch absehen kann, wohin dies führt, im schlimmsten Fall bis zum Kollaps ganzer Systeme.

Im Ergebnis hat sich aber in der Wissenschaft (jetzt mal mit meinen eigenen Worten widergegeben) die Meinung durchgesetzt, dass das einfach zu riskant ist:
- es ist fast unmöglich, sämtliche "Risikogruppen" für viele Wochen oder gar Monate komplett zu isolieren, bis die Herde tatsächlich komplett immun ist
- auch unter den nicht besonders gefährdeten Personen kommt es vereinzelt zu lebensgefährlichen Verläufen, so dass auch dadurch das Gesundheitssystems überlastet werden könnte
- und schließlich kann keiner genau vorhersagen, wie sich das alles entwickelt, weil man eben über das Virus noch relativ wenig weiß

Aus all diesen Gründen hat es laut Kekulé kein Wissenschaftler (sich selbst eingeschlossen) "gewagt", den Regierungen dieses Modell zu empfehlen.

@Niederbayer

Danke. So habe ich das auch verstanden.

Im übrigen dienen die aktuelle Maßnahmen ja hauptsächlich dazu, die exponentielle Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Niemand geht davon aus, dass sich so langfristig größere Gruppen der Bevölkerung wirklich davor schützen lassen, bevor wir einen Impfstoff haben.

Auch wenn das jetzt wieder zynisch klingt: Das gefährliche an diesem Virus ist vor allem die extrem hohe Infektiösität, die sehr schnell dazu führen kann, die Gesundheitssysteme an ihre Grenzen zu bringen. Dies führt dann zu Zuständen, die wir sicher nicht wollen.

Wenn man sich mal die Mortalität in Zahlen anschaut: Wir haben laut WHO aktuell 8648 Todesfälle weltweit. Die Grippewelle 2008 hat alleine in Deutschland 18.800 Tote gefordert. Man muss also schon aufpassen, dass die wirtschaftlichen Folgen des Shutdowns nicht zu Konsequenzen führen, die sich dann nicht mehr überschauen lassen.

Ich finde auch die aktuellen Vergleiche zum zweiten Weltkrieg schon sehr daneben. Ich habe ihn glücklicherweise selbst nicht erlebt, kenne aber noch gut die Geschichten meiner Eltern und Großeltern. Im Moment sitzt ein großer Teil der europäischen Bevölkerung zu Hause und schaut Netflix. Ich denke wir sollten hier insgesamt etwas maßvoller bleiben... Wenn allerdings tatsächlich die ganze Wirtschaft zusammen kracht und erst mal ein oder zwei größere Banken umfallen...

Wenn man sich mal die Mortalität in Zahlen anschaut: Wir haben laut WHO aktuell 8648 Todesfälle weltweit. Die Grippewelle 2008 hat alleine in Deutschland 18.800 Tote gefordert. Man muss also schon aufpassen, dass die wirtschaftlichen Folgen des Shutdowns nicht zu Konsequenzen führen, die sich dann nicht mehr überschauen lassen.

Gestern gab es in Italien den 3000. Toten. In knapp 3 Wochen. Bei ca. 60 Millionen Einwohnern.
Die angeführte Grippe 2008 hat für die 18.800 Toten (wenn diese Zahl denn richtig ist) 52 Wochen und ca. 80 Millionen Einwohner als Grundlage.
Du siehst, es werden erheblich mehr Tote bei Corona sein.
Und die Zahl der Todesfälle in China ist, genau die wie die Zahl der momentanen Neuerkrankungen dort, einer Statistik entnommen, die ein totalitäres System veröffentlicht hat.
Und diese Systeme werden in der Regel ja auch mit Wahlergebnissen über 90% dazu autorisiert.

Natürlich sind für viele Leute ein paar zehntausend Tote weniger interessant als ihr Börsenkurs.
Das kann man vielleicht in Ruhe reflektieren, z.B. während der Trauerzeit für Eltern, Verwandte Freunde und Geschwister.
In dieser Ruhe hat man eventuell einen anderen Blickwinkel auf die Börsen- und Wirtschaftskurse.

Viele Grüße,
Theo.

Poldi hat geschrieben: Do 19. Mär 2020, 13:15 Ich finde auch die aktuellen Vergleiche zum zweiten Weltkrieg schon sehr daneben. Ich habe ihn glücklicherweise selbst nicht erlebt, kenne aber noch gut die Geschichten meiner Eltern und Großeltern. Im Moment sitzt ein großer Teil der europäischen Bevölkerung zu Hause und schaut Netflix. Ich denke wir sollten hier insgesamt etwas maßvoller bleiben... Wenn allerdings tatsächlich die ganze Wirtschaft zusammen kracht und erst mal ein oder zwei größere Banken umfallen...

Bis lang ist nur die Rede davon, dass es die größte Krise/Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg ist. Das ist kein Vergleich mit dem zweiten Weltkrieg. Vermutlich wäre treffender Herausforderung seit Ende des Trümmerräumens nach dem 2. Weltkrieg oder Beginn der Bundesrepublik. Das wäre aber nicht so prägnant wie die Worte der Kanzlerin. Jedenfalls werden im Augenblick Notstandsgesetze angewendet, wo es eigentlich seit Ende des kalten Krieges undenkbar war, dass die genutzt werden.

Natürlich sind für viele Leute ein paar zehntausend Tote weniger interessant als ihr Börsenkurs.

Nicht jedem geht es hier um Börsenkurse.

Wenn es wirklich zu größeren Verwerfungen im Finanzsystem kommt, dann ist das, was wir momentan erleben vermutlich ein schlechter Witz. Dann fehlen mehr als nur ein paar Rollen Klopapier und Desifektionsmittel im Supermarkt. Und das wünsche ich uns allen nicht.

Da mögen wir glücklicherweise noch sehr weit weg von sein, aber diese Bedenken in der aktuellen Lage einfach mal so vom Tisch zu wischen zeugt von Ignorenz und großer Unkenntnis. Im übrigen trifft es gerade nicht die bösen Kapitalbesitzer, sondern die kleinen Unternehmer, Selbständigen, Musiker, Kneipenwirte, etc. am schlimmsten...

In der aktuellen Situation gibt es weder schwarz noch weiß. Und ich hoffe einfach nur, dass wir beides im Blick behalten.

Die Washington Post hat einen schönen Epidemie-Simulator:
https://www.washingtonpost.com/graphics ... simulator/
Da sieht man, was social distancing bewirkt.

Poldi hat geschrieben: Do 19. Mär 2020, 13:15

Wenn man sich mal die Mortalität in Zahlen anschaut: Wir haben laut WHO aktuell 8648 Todesfälle weltweit. Die Grippewelle 2008 hat alleine in Deutschland 18.800 Tote gefordert. Man muss also schon aufpassen, dass die wirtschaftlichen Folgen des Shutdowns nicht zu Konsequenzen führen, die sich dann nicht mehr überschauen lassen.

Ja, und fünf Stunden nach diesem Post liegt die Zahl der Toten schon bei 9.790.....

Wenn ich lese, wie wenig sich viele Menschen in Deutschland um die Vorgaben der Virologen scheren und noch immer gruppenweise im Freien unterwegs sind, dann bin ich froh, dass ich auf La Palma bin. Heute im Supermarkt mit dem L in Los Llanos: nur eine begrenzte Zahl Personen im Markt erlaubt. Ein Wachmann kontrolliert den Eingang und verteilt Handschuhe. Alle warten draußen geduldig in einer langen Schlange, mit 1-2 Meter Abstand. Drinnen wird auch auf Abstand geachtet, ebenso an den Kassen. Bezahlen vorzugsweise mit Karte. Alle Produkte sind vorhanden: Obst, Gemüse, Milchprodukte, Brot, Mehl, Eier, Zucker .... (Klopapier habe ich nicht geprüft). Soweit ich sehen konnte, keine Hamsterkäufe. Alles ruhig und diszipliniert. Der Anteil der Leute mit Gesichtsmaske nimmt zu, ca. 15 -20%.

Mequedoencasa hat geschrieben: Do 19. Mär 2020, 19:47 Wenn ich lese, wie wenig sich viele Menschen in Deutschland um die Vorgaben der Virologen scheren und noch immer gruppenweise im Freien unterwegs sind.....

... dann werden das die lautesten Krakeeler sein, wenn dann Ausgangssperren kommen.
Und unsereiner, der jetzt schon möglichst in der Bude bleibt, dann aber noch nicht mal alleine im Wald spazieren darf, wird ihnen dann zurufen: F.......... nee, sag ich lieber nicht.

Mequedoencasa hat geschrieben: Do 19. Mär 2020, 19:47 Wenn ich lese, wie wenig sich viele Menschen in Deutschland um die Vorgaben der Virologen scheren und noch immer gruppenweise im Freien unterwegs sind, dann bin ich froh, dass ich auf La Palma bin.

Ich rede mir auch ein, dass es vielleicht ganz gut ist, dass wir vermutlich bis zum geplanten Heimflug am Mittwoch im Hausarrest im einsamen Insel-Norden stecken bleiben.
Die Corona-Party am hiesigen Aeropuerto dürfte sich dann in Grenzen halten, und der Corona-gefährlichste Ort unserer Reise dürfte der Flughafen in Alemania sein.

Toll, jetzt ist es passiert.
Auch transavia hat die Flüge gecancelt.
Nun heißt es bei der dt. Botschaft um eine rückholaktion zu bitten.
Hat schon jemand Erfahrung?

Ok, ich bin in Deutschland, aber mein Mann sitzt fest.

Grummel,...

Maria

Maria Stroot hat geschrieben: Do 19. Mär 2020, 20:59 Nun heißt es bei der dt. Botschaft um eine rückholaktion zu bitten.
Hat schon jemand Erfahrung?

Sowohl bei
https://elefand.diplo.de
als auch bei
https://www.condor.com/tca/de/fly-home
registrieren.
Der Langrüsslige ist gerade (und wohl auch in den letzten Tagen) sehr langsam, also erst mal beim Vogel anfangen.
Danke der Langrüsseligen-Registrierung letzte Woche hab ich gestern eine Mail des Konsuls bekommen, die auf den Vogel-Link verwiesen hat ...

Ich denke spätestens am Montag wird es einen Hausarrest in D. geben.

und ich hoffe mit "Multas" von mindestens 200 € bei Verstoß.
"Gaststätten" sollte zusätzlich bei Nichteinhaltung die Konzession entzogen werden.

Enriquez hat geschrieben: Do 19. Mär 2020, 21:53Ich denke spätestens am Montag wird es einen Hausarrest in D. geben.

Ich bin mir da nicht so sicher, denn den hätte Merkel schon in ihrer letzten Rede zur Nation verkünden können....wenn sie das jetzt verfügen würde, würde es durchs Land tönen, warum nicht gleich? Vielleicht gibt es auch nur weitere Verschärfungen und die klare Ansage, das ab jetzt harte Strafen ausgesprochen werden.

Eventuell sind die Bundesregierung und ihr Beraterstab zu dem Schluß gekommen, dass selbst ein Ausgehverbot das ganze nicht mehr wirklich eindämmen kann, und das strikte, lokale Eingriffe vielleicht sinnvoller sind.

Aber ich kann mich natürlich auch komplett irren...

Jetzt 7 Fälle auf La Palma, die 2 "neuen" sind ohne Befund in häuslicher Quarantäne:
https://tvlapalma.com/not/16834/n-2-nue ... ientras-9/

Wenn ich bzw. Deepl.com es richtig verstehen, wird noch auf 9 weitere Testergebnisse gewartet.
Wenn die alle positiv wären, läge La Palma knapp über dem deutschen Schnitt (aktuell 15.320 Fälle laut Johns Hopkins University, bei ca. 1.000facher Einwohnerzahl), ansonsten drunter.