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Re: Tageslänge

Verfasst: Sa 21. Dez 2024, 18:41
von nils.k
Das Problem hat man in Rjukan in Norwegen mit großen beweglichen Spiegeln (Heliostaten) gelöst: https://www.wetteronline.de/wetterticke ... 6f7324809e

Auch in Viganella im Piemont ist man auf diese Idee gekommen. https://sz-magazin.sueddeutsche.de/gese ... tten-84417

Re: Tageslänge

Verfasst: So 22. Dez 2024, 00:26
von Penelope
Die Idee gab’s auch in Hallstatt, aber denen war es zu teuer. Steht im Artikel.

Re: Tageslänge

Verfasst: So 5. Jan 2025, 16:58
von nils.k
Die Geschichte der Zeitzonen in Spanien und speziell auf den Kanaren ist sehr interessant.

Bis zum 31. Dezember 1900 galt in Spanien die mittlere Sonnenzeit, also die Zeit, die eine Sonnenuhr anzeigt. Jeder Ort hatte damals seine eigene Uhrzeit. Mit der Einführung der Eisenbahn und deren Fahrplänen führte das zu großen Problemen.

Ab dem 01.01.1901 wurde daher für die Peninsula, die Balearen sowie Ceuta und Melilla per königlichem Dekret die einheitliche Greenwich Mean Time (UTC, damals Westeuropäische Zeit) eingeführt. In Frankreich passierte das erst im Jahre 1911. Von da an waren England, Spanien, Frankreich, Belgien und andere Staaten in Westeuropa in der gleichen Zeitzone.

Auf den Kanaren galt das königliche Dekret nicht, hier nutzte man noch bis zum 1. März 1922 die mittlere Sonnenzeit. Als sich der internationale Nachrichtenverkehr zu entwickeln begann, wurde es aber auch auf dem Archipel Zeit für eine Vereinheitlichung der Zeitmessung. Man teilte den Kanaren die Zeitzone UTC -1 zu. Auf dem 15. Längengrad (östlich von Gran Canaria) entspricht diese Zeitzone der mittleren Sonnenzeit. Somit gab es auf den Inseln nur geringe Abweichungen zur bisher angegeben Zeit.

Das änderte sich im Zweiten Weltkrieg. Als Nazideutschland Frankreich besetzte, wurde dort die in Deutschland gültige Mitteleuropäische Zeit (UTC +1) vorgeschrieben. Der spanische Diktator Franco tat es Hitler gleich und verfügte, dass ab dem 16. März 1940 auch für Spanien die Mitteleuropäische Zeit gelte. Doch diese Änderung galt nicht für die Kanaren, die weiterhin in der Zeitzone UTC -1 waren. Ab diesem Zeitpunkt betrug der Unterschied der Uhrzeit zwischen dem Archipel und der Peninsula zwei Stunden.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges hatte Franco keine Ambitionen, die Zeitzone für Spanien wieder zu verändern, obwohl die Abweichung zur mittleren Sonnenzeit besonders im Westen der Peninsula enorm war und immer noch ist. Andere Staaten wie Frankreich blieben nach dem Krieg ebenso in der "falschen" Zeitzone, die aber zu einem großen Gebiet mit einheitlicher Zeit führte.

Nur für die Kanaren gab es eine Änderung: hier sollte die Abweichung zur Uhrzeit in Madrid fortan auch nur noch eine Stunde betragen. Deshalb wurden hier die Uhren am 30. September 1946 von 1 Uhr auf 2 Uhr umgestellt. Fortan befinden wir uns also in der gleichen Zeitzone wie London. Die Abweichung zur Sonnenzeit beträgt seither zwischen 55 Minuten auf Lanzarote und 80 Minuten im Westen El Hierros. Während der Sommerzeit kommt dazu noch einmal eine ganze Stunde Verschiebung weg von der mittleren Sonnenzeit.

Diese Unterschiede erklären manche kulturellen Besonderheiten, beispielsweise die spanische Vorliebe für sehr späte Mahlzeiten, aber auch die Tatsache, dass die Deutschen im Durchschnitt viel früher aufstehen als die Spanier. :lol:

Re: Tageslänge

Verfasst: Mo 6. Jan 2025, 11:37
von mrjasonaut
Nicht viel anders hier bei uns:

Mit der sprichwörtlichen deutschen Pünktlichkeit war es im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts noch nicht weit her: Wer innerhalb Deutschlands reiste, musste seine Uhr oft umstellen, denn jeder Ort hatte seine eigene, als „natürlich“ bezeichnete Zeit, die sich nach dem Stand der Sonne richtete. Ein erster Versuch zur Vereinheitlichung waren sogenannte „mittlere Mittage“, die quasi als lokale Zeitzonen in Preußen oder in den süddeutschen Staaten Bayern, Baden und Württemberg galten. Mit der zunehmenden Bedeutung der Eisenbahn und somit auch des Reisens für einen größeren Teil der Bevölkerung gab es weitere Koordinierungsversuche. Diese gingen zunächst jedoch nicht von der deutschen Regierung, sondern von den Eisenbahngesellschaften aus: Nach den „mittleren“ lokalen Zeiten richtete sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch der „innere Dienst“ der deutschen Eisenbahnen. (...)
Sowohl das Eisenbahnwesen als auch der zunehmende Schiffsverkehr führten auf globaler Ebene 1884 zur Internationalen Meridian-Konferenz von Washington, auf der - von Greenwich ausgehend - die Erde in 24 Zeitzonen eingeteilt wurde, die jeweils 15 Längengrade umfassen. Sieben Jahre später dann forderte Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke im deutschen Reichstag die Einführung einer nationalen Einheitszeit, da die Vielfalt der Ortszeiten im Ernstfall eine schnelle Mobilmachung des Militärs behindern würde. Am 1. April 1893 verordnete Kaiser Wilhelm II. seinen Untertanen schließlich per Gesetz die „Mitteleuropäische Zeit“ als Standardzeit für das gesamte Reich. „Die gesetzliche Einführung der Einheitszeit ist jedoch nicht gleichbedeutend damit, dass ein Schalter umlegt wurde. Für die damalige Bevölkerung bedeutete dies eine erhebliche Umstellung, sowohl privat als auch beispielsweise im Arbeitsleben“, sagt Historikerin Caroline Rothauge. Es gebe viele Hinweise, dass in den folgenden Jahren herkömmliche Formen des Umgangs mit Zeit nicht über Nacht obsolet geworden seien, sondern sich die Zeitgenossen vielmehr weiterhin danach richteten. So orientierte sich eine „Tafel zur Stellung einer Uhr“, die der Familienzeitschrift „Daheim“ im Jahr 1900 beilag, in einem ersten Schritt nach wie vor an dem Stand der Sonne zur Mittagszeit. Eine zweite Tabelle half den Lesern dabei, die Vielzahl an Ortszeiten in "Mitteleuropäische Zeit" umzurechnen. Auch dieses Beispiel zeigt, dass „Versuche temporaler Vereinheitlichung, die – aus heutiger Sicht – verwirrende Vielfalt der Zeitangaben zunächst vergrößerte“, so Rothauge.

Mit der gesetzlichen Einführung einer reichsweiten Einheitszeit wurde Zeit verstärkt auch zu einer Ware: Die Berliner „Normal-Zeit GmbH“ beispielsweise versuchte sich nicht nur auf dem preußischen Markt mit Anlagen zu etablieren, die Uhren über elektrische Impulse zentral zu koordinieren versprachen. Kunden der Firma waren unter anderem Eisenbahngesellschaften, die Berliner Börse, Firmen wie Krupp, Schulen, Uhrmacher, aber auch Privatpersonen. Allerdings waren die Anlagen technisch noch nicht ausgereift und die elektrischen Netzwerke störungsanfällig, so dass es zu zahlreichen Beschwerden kam. Dies zeigt der Nachlass des Direktors der Berliner Sternwarte, Wilhelm Foerster, deutlich. ...


Quelle: https://www.ku.de/news/zeitchaos-im-deu ... en-um-1900

Re: Tageslänge

Verfasst: Do 13. Feb 2025, 08:03
von mrjasonaut
Hier nette Sonnenstandsapp (Android) von meinem PV Kumpel empfohlen.
https://www.sonnenverlauf.de/

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