Die Geschichte der Zeitzonen in Spanien und speziell auf den Kanaren ist sehr interessant.
Bis zum 31. Dezember 1900 galt in Spanien die mittlere Sonnenzeit, also die Zeit, die eine Sonnenuhr anzeigt. Jeder Ort hatte damals seine eigene Uhrzeit. Mit der Einführung der Eisenbahn und deren Fahrplänen führte das zu großen Problemen.
Ab dem 01.01.1901 wurde daher für die Peninsula, die Balearen sowie Ceuta und Melilla per königlichem Dekret die einheitliche
Greenwich Mean Time (UTC, damals Westeuropäische Zeit) eingeführt. In Frankreich passierte das erst im Jahre 1911. Von da an waren England, Spanien, Frankreich, Belgien und andere Staaten in Westeuropa in der gleichen Zeitzone.
Auf den Kanaren galt das königliche Dekret nicht, hier nutzte man noch bis zum 1. März 1922 die mittlere Sonnenzeit. Als sich der internationale Nachrichtenverkehr zu entwickeln begann, wurde es aber auch auf dem Archipel Zeit für eine Vereinheitlichung der Zeitmessung. Man teilte den Kanaren die Zeitzone UTC -1 zu. Auf dem 15. Längengrad (östlich von Gran Canaria) entspricht diese Zeitzone der mittleren Sonnenzeit. Somit gab es auf den Inseln nur geringe Abweichungen zur bisher angegeben Zeit.
Das änderte sich im Zweiten Weltkrieg. Als Nazideutschland Frankreich besetzte, wurde dort die in Deutschland gültige Mitteleuropäische Zeit (UTC +1) vorgeschrieben. Der spanische Diktator Franco tat es Hitler gleich und verfügte, dass ab dem 16. März 1940 auch für Spanien die Mitteleuropäische Zeit gelte. Doch diese Änderung galt nicht für die Kanaren, die weiterhin in der Zeitzone UTC -1 waren. Ab diesem Zeitpunkt betrug der Unterschied der Uhrzeit zwischen dem Archipel und der Peninsula zwei Stunden.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges hatte Franco keine Ambitionen, die Zeitzone für Spanien wieder zu verändern, obwohl die Abweichung zur mittleren Sonnenzeit besonders im Westen der Peninsula enorm war und immer noch ist. Andere Staaten wie Frankreich blieben nach dem Krieg ebenso in der "falschen" Zeitzone, die aber zu einem großen Gebiet mit einheitlicher Zeit führte.
Nur für die Kanaren gab es eine Änderung: hier sollte die Abweichung zur Uhrzeit in Madrid fortan auch nur noch eine Stunde betragen. Deshalb wurden hier die Uhren am 30. September 1946 von 1 Uhr auf 2 Uhr umgestellt. Fortan befinden wir uns also in der gleichen Zeitzone wie London. Die Abweichung zur Sonnenzeit beträgt seither zwischen 55 Minuten auf Lanzarote und 80 Minuten im Westen El Hierros. Während der Sommerzeit kommt dazu noch einmal eine ganze Stunde Verschiebung weg von der mittleren Sonnenzeit.
Diese Unterschiede erklären manche kulturellen Besonderheiten, beispielsweise die spanische Vorliebe für sehr späte Mahlzeiten, aber auch die Tatsache, dass die Deutschen im Durchschnitt viel früher aufstehen als die Spanier.
