Tourismus auf den Kanaren

[Kurt]

Das ist kein Witz. Die liegen hier auf la Palma zuhauf in den Chinaläden rum. Die werden auch nicht aufgekauft, sondern in China produziert. Das ist genauso wie die MAGA-Kappen von Trump. Wichtig ist die lokale Wirtschaft.
Ich haben sogar ein Interview mit einem Fahnenträger bei der Demo gesehen. Auf die Frage, warum er die Separatistenflagge hätte, zuckte der nur mit den Schultern und meinte, dass es eben diese zu kaufen gäbe. Die mit Wappen und Hunden käme nicht in Frage, die sei von den Institutionen. Hat dann leicht verlegen in die Kamera geschaut.

[Kurt]

Hier übrigens eine spannende Geschichte zu den aufploppenden Ferienwohnungen.
https://www.eldiario.es/canariasahora/t ... 19287.html
Kurz zusammengefasst: Zwischen Juni 2023 und April 2024 gab es einen Anstieg von 38,5%. Wir reden von 10 Monaten.
Auf La Palma sind es nur 10,4 % gewesen. Auf Lanzarote 51,8%. Die Rede ist von registrierten Ferienwohnungen. Auf La Palma kamen 157 dazu. Auf Lanzarote waren es 1.693.
La Palma verfügt über 1.673 (+157) VVs, Teneriffa 23.392 (+7.395), Gran Canaria 13.394 (+3.203), Lanzarote 7891 (+1693),
Fuertevenura 7.077 (+1.395), La Gomera 1.156 (+171), El Hierro 546 (+107).
Total 55.129 (+15.319)
Wir reden also von 15.319 neue Ferienwohnungen in nur 10 Monaten. Macht über 50 neue Wohnungen pro Tag, die wo anders fehlen. Dass sich da manch einer aufregt ist irgendwie verständlich.
Die Quelle der Zahlen ist die kanarische Regierung selbst

[Lee]

Danke für die Info. Das sind wirklich relativ heftige Zahlen!

[Birigoyo]

Wir reden also von 15.319 neue Ferienwohnungen in nur 10 Monaten. Macht über 50 neue Wohnungen pro Tag, die wo anders fehlen. Dass sich da manch einer aufregt ist irgendwie verständlich.
Die Quelle der Zahlen ist die kanarische Regierung selbst

Ich denke man muss diese Zahlen differenziert bewerten.
Mir sind z.B. im Bezirk Los LLanos dieses Jahr sehr viele Häuser mit nagelneuem Vv-Schild aufgefallen.
Dummerweise alles Häuser, welche schon jahrzehntelang als Ferienhäuser vermietet wurden, offenbar ohne offiziell
angemeldet zu sein. Da ist Vorsicht geboten bei gewissen "Statistiken".

[Kurt]

Schaut man die Zahlen von La Palma an, dann gibt es auch kein Problem. Schau mal nach Teneriffa. Die nicht angemeldeten gibt es noch dazu. Und dass Wohnungen illegal vermietet werden, macht die Geschichte schlimmer. Das sind nicht gewisse Statistiken, sondern reelle Zahlen. Wenn die erst nun legalisiert wurden, dann ist das Problem ja noch schlimmer. Was man da noch differenziert betrachten soll, frag ich mich schon. 50 pro Tag!!!! wenn die alle bislang illegal waren, dann aber hallo!

[aurora]

Wir reden also von 15.319 neue Ferienwohnungen in nur 10 Monaten. Macht über 50 neue Wohnungen pro Tag, die wo anders fehlen. Dass sich da manch einer aufregt ist irgendwie verständlich.

Auf Lanzarote und auch auf den großen Inseln sind das keine Neuerscheinungen, sondern seit langem bei AirBnB & Co. gelistete Unterkünfte. Wer kann, meldet aktuell an in Anbetracht des angekündigten Gesetzes. Die Zahlen werden deshalb in den nächsten Monaten noch weiter drastisch steigen. Auch weil nach und nach alte Häuser nach seeeehr langer Antragstellung endlich eine Bewohnbarkeitsbescheinigung ("cédula de habitabilidad") der Gemeinde bekommen (haben). In unserer Gemeinde warten sie vergeblich; dann müssen aufwändige - und also teure - technische Gutachten erstellt werden, die als Ersatz gelten, was zu großen zeitlichen Verzögerungen führt bzw. geführt hat.

Ich bin sicher, dass keine einzige Villa mit oder ohne Pool und keine einzige Unterkunft im ländlichen Raum, die aktuell touristisch vermietet wird (mit oder ohne Lizenz) und irgendwann mal wegen des geplanten Gesetzes (... ganz vielleicht) vom Kurzzeitvermietungsmarkt verschwindet, den Wohnungsmarkt entspannen wird. In den ländlichen Raum will niemand, der händeringend eine Wohnung sucht (denn wer sucht, der findet auch aktuell), und eine Villa wird niemals "billig" vermietet. Zumal nun die Babyboomer-Generation in Rente geht oder gegangen ist, und ein ganz deutlicher Trend zu längeren Aufenthalten (Überwinterer, Home-Office-Arbeit) zu verzeichnen ist. Dann wird halt für mehr als drei Monate am Stück vermietet, und schon benötigt man keine VV-Lizenz mehr. Aber noch lange nicht unbefristet und für wenig Geld.

[Kurt]

Genau das ist aber das Problem. Das zeigt eben, welchen Wildwuchs es gibt, und was da stillschweigend von der Politik akzeptiert wurde. Das ändert für denjenigen der die hohen Mieten aufbringen muss ja nichts, wenn die Buden davor schon illegal vermietet wurden. Jetzt hängt dann eben das Schlüssel Kästchen an der Tür. Das Problem ist, dass die Unterkünfte an anderer Stelle fehlen und dadurch die Mieten exorbitant hoch sind. Und natürlich gibt es gerade eine Goldgräberstimmung. Auch auf LaPalma fingen die Einheimischen nach dem Vulkan an zu vermieten. Booking machte das einfach. Jetzt kommen die Spanier gar nicht mehr zum Vulkan schauen und so manch einer ist ernüchtert. Wir sind aber, durch den Vulkan, ferienhaustechnisch noch in den Miesen.
Der Punkt ist ja, ob eine Insel wie Lanzarote mit 160.000 Einwohnern soviele ferienwohnungen vertragen kann.Wir reden da ja nicht von der Bettenanzahl. Da fehlen dann noch die ganzen illegalen Unterkünfte, die unter der Hand vermietet werden.. Ich bin da echt froh im palmerischen Paradies zu leben. Bei uns könnte es ruhig noch mehr Touristen geben. Wir brauchen die Einnahmen. Es gibt aber einen Kipppunkt, an dem die Menschen vor Ortt nicht mehr profitieren, sondern Schaden nehmen. Für viele auf den nderen Inseln ist der Punkt erreicht.. Ich mache auch keinem einen Vorwurf drauß, dass er mit dem VV Dingens geld verdient. Wenn die Spielregeln es zulassen, dann kann ich es nacvhvollziehen, dass sich Helga von ihrem geerbten eine Wohnung in Teneriffa kauft und vermietet, zwecks Geldvermehrung. So funktioniert das kapitalistische System. Die Folgen des Wildwuchses sind aber übel.

[aurora]

Sicherlich ist das von Insel zu Insel - und von Zone zu Zone - sehr differenziert zu betrachten. Umso komplizierter, ein einheitliches Gesetz zu verabschieden, das nun diesen Mikrozonen gerecht wird.

Interessant finde ich, dass die Hotels ebenfalls den Mangel an günstigem Wohnraum beklagen für's Personal; und in folgendem Artikel u.a. fehlenden Sozialwohnungsbau. Na und die Privatvermietung war den Hotels schon immer ein Dorn im Auge, obwohl aktuell auch die Hotelauslastung einen Rekord nach dem nächsten verzeichnet:

https://www.nexotur.com/noticia/121300/ ... ector.html

[Kurt]

Genau da liegt ja das Problem. Wenn die Leute, die im Hotel arbeiten, also vim Touristensektor, dann keine bezahlbaren Wohnungen mehr finden, dann ist das System aus dem Ruder gelaufen. Die Hotels stellen sich dann hin und jammern, könnten bei den Rekordzahlen aber auch mehr bezahlen, dann wäre die halbe Miete schon drin (sogar wörtlich). Da spielt ganz viel zusammen und es gibt eben nicht einen bereich der für das Schlamasel verantwortlich ist. Das der Arbeitgeber für seine Angestellten Sozialwohnungen fordert, ist auch eine komische Geschichte. Wieso muss jemand, der einen Arbeitsplatz hat, und 40 Stunden pro Woche hinter der Theke steht, überhaupt in einer Sozialwohnung leben. Da stimmt doch im Systemm etwas nicht. Die ganze Geschichte mit dem Tourismus bedeutet Geld und Arbeitsplätze. Über viele Jahre hat die Gemeinschaft profitiert. Schließlich Leben die Inseln vom Tourismus. Das Problem ist nun aber, dass der Tourismus immer weiter wächst, wohingegen die finanzielle Realität eines Großteils der Bevölkerung, auch der Beschäftigten im Tourismussektor, sich verschlechtert hat.Das funktioniert eben nur für alle, wenn die Gemeinschaft profitiert.. Als es nur die Hälfte der Touris waren ging es weniger Menschen wirtschaftlich schlecht, als momentan. Für die Inflation ist natürlich nicht nur der Tourismus zuständig. Aber gerade im Wohnsektor macht Angebot und Nachfrage den Preistreiber.

[sterntaler]

Auf Teneriffa läuft es sicher aus dem Ruder. Aber es ist doch überall so auf der Welt, nicht nur auf den Kanaren, ist das Gebiet bei Touristen angesagt, steigen dort automatisch die Immobilien und es wird mehr gebaut. La Palma hat hier bisher nicht übermäßig gebaut, ganz im Gegenteil. Die Einwohner müssen doch überall dann mehr Mieten bezahlen, haben aber den Vorteil dort auch eine Arbeit zu finden. Schaut mal nach Mallorca, da ist es doch überall das Gleiche.
Kommen Touristen wird alles teuer........ Bei Corona haben alle geweint, weil keine Touristen kamen.
" Wasch mir den Pelz, mach mich aber nicht nass."

[Constance]

Genauso ist es. Hier in München gibt es auch akuten Wohnungsmangel und eine Menge Wohnungen, die über Internetplattformen touristisch vermietet werden. Bei uns in der Anlage geben sich bei mehreren Wohnungen die Touristen die Klinge in die Hand, obwohl eine solche Vermietung laut Hausordnung verboten ist.
Seit einigen Jahren macht sich der Wohnungsmangel sogar noch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar: Münchner Unternehmer kriegen schwer Mitarbeiter, weil diese trotz Arbeitsvertrag in der Tasche und gutem Gehalt einfach keine Wohnung hier finden. Von Azubis und Praktikanten mal ganz zu schweigen.
Solche Entwicklungen haben eine ganze Reihe von Ursachen; die Schuld nur am Tourismus zu suchen ist einseitig und vernebelt den Blick für eine ernstgemeinte Lösungssuche. Einfache Antworten gibt es nicht. Diesen sollte man grundsätzlich misstrauen, denn sie dienen nur dazu, zu polarisieren.

[Laxwolf2]

Ein Ansatz wäre:
Setzt die Hausordung durch!!!
(Wozu. Bezahlt ihr sonst die Verwaltung?)

[Constance]

Wegen Hausordnung: es laufen bereits etliche Prozesse, aber es dauert alles seine Zeit...
Die Hausverwaltung braucht manchmal echt einen Tritt in den allerbesten. Aber das ist hier OT.

[Kurt]

Auf Teneriffa läuft es sicher aus dem Ruder. Aber es ist doch überall so auf der Welt, nicht nur auf den Kanaren, ist das Gebiet bei Touristen angesagt, steigen dort automatisch die Immobilien und es wird mehr gebaut. La Palma hat hier bisher nicht übermäßig gebaut, ganz im Gegenteil. Die Einwohner müssen doch überall dann mehr Mieten bezahlen, haben aber den Vorteil dort auch eine Arbeit zu finden. Schaut mal nach Mallorca, da ist es doch überall das Gleiche.
Kommen Touristen wird alles teuer........ Bei Corona haben alle geweint, weil keine Touristen kamen.
" Wasch mir den Pelz, mach mich aber nicht nass."

Ich verstehe nicht, wie man sich ständig weigert, die Geschichte differenziert zu betrachten. Muss man sich denn angegriffen fühlen, oder warum die Schwarzweissmalerei. Niemand, behauptet, dass man auf den Kanaren keinen Tourismus mehr möchte. Von La Palma war in dem zusammenhang überhaupt nicht die Rede.Wieso muss man da jetzt erzählen, dass man bei Corona ja noch die Touisten haben wollte und nun jammern würde. Allein die Tatsache, dass manche sich einen Qualitätstourismus wünschen, scheint denjenigen die sich angegriffen fühlen, vollkommen irrational. Nochmal, es geht nicht gegen den Tourismus, sondern gegen das unbegrenzte Wachstum in diesem Sektor, mit zum größten Teil Arbeitsplätzen, die nicht für ein Auskommen reichen. Es muss doch möglich sein, einen Tourismus zu fördern, von dem die breite Bevölkerung profitiert, und der für die Touristen einen entsprecheneden Wert hat. Es gibt doch was anderes als entweder alles oder garnichts.

[schruemel]

Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, in der Einzelne um jeden Preis Macht und Reichtum anhäufen. Diese Menschen stellen sich über das Leben anderer Menschen, über deren Lebensgrundlagen und über unser Ökosystem. Und De Aguere sagt: "Es geht nicht darum, den Tourismus zu hassen, sondern darum, sich um das Leben auf der Insel zu sorgen und es zu schützen, wenn es nötig ist."

IEin Artikel zum Thema bei ZEIT ONLINE:
https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-04/ ... ettansicht

[sterntaler]

Bin auch dafür Qualität geht vor. Erstens ist auch der Stundenlohn viel zu gering auf den Kanaren. Damit kann man sich nichts leisten. Schon gar keine schöne Wohnung. Das bedeutet aber, wenn ein geringeres Hotelangebot dann wird es für die Urlauber noch teurer als jetzt schon. Können sich dann nur noch wenige Touristen leisten. Wird dann auch weniger geflogen. Das freut dann die Umwelt. Kann man sehen wie man will....
Beispiel Sylt. Hier wird extrem gebaut. Die Insel wird verkauft. Einheimische leben dort kaum noch. Ist ja nur ein
Beispiel.

[Birigoyo]

Die Probleme aus Sicht einer Reinigungskraft auf Gran Canaria:
https://www.spiegel.de/reise/europa/mas ... 81c8b482b6