Der Poet Severiano (Severo) Martín wurde am 13.11.1913 als Kind armer Bauern aus Tijarafe in Catela, Garafía, geboren. In seiner Kindheit hatte er keine Möglichkeit, die Schule zu besuchen. Er blieb Zeit seines Lebens ein funktionaler Analphabet.
Doch das hinderte ihn nicht daran, Gedichte zu verfassen. Ein Großteil seiner Werke ist nur mündlich überliefert.
Talio Noda, der renommierte Spezialist für die kanarische Volkskultur, sagte über ihn:
„Er war ein Freund seiner Freunde und er hatte ein bewegtes Leben voller Probleme, vielleicht schrieb er deshalb gute Gedichte".
An solche Schwierigkeiten erinnerte sich seine Frau Ovidia in einem Gespräch mit Talio Nada: „Mein Vater wollte nicht, dass ich mit Severo rede. Das habe ich ihm in einem Brief mitgeteilt. Seine Schwester las ihm den Brief vor und danach schloss er sich drei Tage lang in seinem Zimmer ein, um durch meinen Brief schreiben zu lernen - indem er darauf achtete, was die Schwester ihm vorgelesen hatte. Dann antwortete er mir und schrieb mir ein paar Zeilen. Er hatte mir gesagt, dass er lesen und schreiben könne, doch ich konnte schnell erkennen dass das nicht stimmte. Der Brief, den er mir schrieb, war von ungelenker und harter Handschrift.“
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Talio Noda beschreibt Severo im Alter von Anfang siebzig. „Er sah schlampig aus; der Bart struppig und grau, die Haare, immer noch schwarz und schlecht geschnitten, meist von einer nach hinten gezogenen schwarzen Baskenmütze bedeckt. Lebendige, ausdrucksstarke Augen unter dicken schwarzen Augenbrauen, eine klare Stirn und dunkle Haut, typisch für jemanden, der viel an der frischen Luft durch die Landschaft spaziert.“ „Die Begegnung mit einer so bemerkenswerten Persönlichkeit in der Welt der Volkskunst, insbesondere im Bereich der Poesie, kann jeden verunsichern. Könnte man ihn als Bohemien bezeichnen? Oder als Vagabunden? Als frauenfeindlichen Frauenhelden? Mit ein paar Drinks bekommt er eine fesselnde menschliche Stärke. Er hatte Merkmale eines Komikers, er weinte nach Belieben, tat so, als wäre er krank, prahlte mit anderen Frauen.“
Der wichtigste Punkt für das Verständnis der Poesie, die er schrieb, sei seine Ehekrise. "Das Thema ist heikel, aber unvermeidlich, denn es gehört zum Kern seines Werks“, betont Noda. „Seit dem Scheitern seiner Ehe wird Don Severiano ein fast unbedeutendes Dasein führen, ohne festen Wohnsitz und mit Gelegenheitsjobs; mit verschiedenen Frauen zusammenlebend und umgeben von Menschen, die bereit sind, ihm zuzuhören und ihm zu applaudieren.“ „In der Zwischenzeit hat er eine innere Welt kultiviert, die wahrscheinlich aus Ressentiments, Selbstrechtfertigungen und dem schönen Schein besteht – kurz: seine Rolle –, die er dann in die Gedichte gegossen hat.“
Severo Martin starb 1989 im Alter von 75 Jahren.
Im Januar 2017 wurde ihm zu Ehren das Denkmal des Künstlers Chano Navarro an der LP-1 installiert. Es zeigt ein Gedicht des Dichters und seine bronzene Büste, welches uns an einen einfachen Mann erinnert, der wusste, wie er seinen Mitmenschen sein Wissen und seine Erkenntnisse in der besten Weise, die er ausdrücken konnte, vermitteln konnte: mündlich, durch volkstümliche Poesie.
Das Buch von Talio Nada über Severo Martín kann man im Rathaus von Santo Domingo erwerben.
https://lecanarienediciones.com/inicio/ ... evero.html
https://www.eldiario.es/canariasahora/l ... 33149.html
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