Am nächsten Tag war es dann soweit, der Besuch der landschaftlichen und botanischen Attraktion auf die ich mich im Vorfeld der Reise am meisten gefreut hatte, stand an. Die Seychellen verfügen trotz der extrem geringen Landmasse (knapp 70% der Fläche meiner Heimatstadt) über gleich zwei Gebiete die den Namen UNESCO Weltnaturerbe tragen dürfen. Das extrem abgelegene, streng geschützte Aldabra Atoll das zu den größten Atollen weltweit zählt und viele endemische Arten zählt und von Zehntausenden Riesenschildkröten bevölkert wird, bekommt kaum ein Urlauber zu sehen. Das Vallée de Mai auf Praslin ist dafür umso leichter zu besuchen, wenn man es erst einmal auf den Archipel geschafft hat. Die Granitinseln des Archipels sind Bruchstücke des Urkontinents Gondwana die beim Prozess seines Auseinanderreißens entstanden sind und durch die Millionen Jahre andauernde Isolation in den weiten des Ozeans hat hier auch ein kleiner Teil der urzeitlichen Vegetation überlebt.
Und der Ort auf den das mit Abstand am meisten zutrifft ist sicherlich das Vallee de Mai, das trotz der Besiedelung der Insel größtenteils fast unberührt geblieben ist und 1979 zum Nationalpark erklärt, und 1983 in den Rang eines Weltnaturerbes erhoben wurde. Kein Gewächs des Parks dürfte so berühmt sein, wie die sagenumwobene Coco de Mer, eine urzeitliche Palmenart die die größte Frucht und den größten Samen des Pflanzenreichs produziert und nur auf den benachbarten Inseln Praslin und Curieuse überlebt hat. Schon Jahrhunderte, oder eher Jahrtausende vor Entdeckung der Seychellen war sie an den Küsten Ostafrikas und Asiens bekannt und hoch begehrt. Immer wieder wurden die rätselhaften, die Fantasie anregenden Samengehäuse, die frappierend an einen weiblichen Schoß erinnern an den Küsten des Indischen Ozeans angeschwemmt. Dort waren sie aufgrund ihres Aussehens und ihrer Seltenheit so begehrt, und als Talisman, Wundermittel, Fetisch oder dergleichen verklärt, dass sie teils in Gold aufgewogen wurden und schlimmste Strafen darauf standen, wenn man eine gefundene Frucht nicht sofort bei den Herrschern ablieferte. Aber auch in Europa war die Coco de Mer irgendwann bekannt und wurde Ziel der Begierde. Von einem österreichischen Adligen wird berichtet, dass er Unsummen dafür ausgegeben haben soll um die Samengehäuse seiner erotischen Sammlung hinzuzufügen. Da nur die unreifen, niemals keimenden Samengehäuse der bis zu 23 kg schweren Frucht leichter als Wasser sind und die Reise übers Meer schaffen, hatte niemand auf der Welt bis zur Entdeckung der Seychellen und der Coco de Mer jemals den Baum gesehen der diese Früchte trägt. Man ging daher sehr lange davon aus, dass es sich um eine Palmenart handeln müßte die auf dem Meeresgrund wächst, daher der Name Coco de Mer. Weil ihre Samen weder zu Wasser noch zu Luft auf natürlichem Wege die Inseln verlassen konnten, war die Coco de Mer also bis zur Ankunft des Menschen auf den Inseln gefangen und konnte sich keine neuen Lebensräume mehr erschließen.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.