Die vielen tropischen Vögel und die Massen an Flughunden die man jeden Tag zu Gesicht bekam fand ich schon sehr beeindruckend, aber das Highlight schlechthin der Fauna der Seychellen sind natürlich die Riesenschildkröten. Und die Begegnung mit diesem riesigen, uralten lebenden Fossil war für uns wirklich was ganz besonderes. Vor Jahrmillionen waren Riesenschildkröten weit verbreitet auf der Welt, aber der Wandel der Zeiten, das Verschieben der Kontinente und das Auftauchen von immer neuen Feinden, ließ sie weltweit bis auf zwei sehr abgelegenen Inselgruppen, dem Galapagos Archipel und den Seychellen aussterben.
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Bis ins 18. Jahrhundert gab es sie auf den Inseln des indischen Ozeans wohl noch in großen Mengen, was Aufzeichnungen der ersten Siedler von La Réunion, Mauritius und den Seychellen belegen. Doch schon innerhalb eines Jahrhunderts wurden sie dort auf fast allen Inseln ausgerottet. Nur auf dem unbewohnten Aldabra, einem der größten Atolle der Welt, das zu den äußeren Seychellen gehört und zum Weltnaturerbe zählt, überlebten sie, ebenso auf Silhouette laut jüngsten Genanalysen, dort allerdings in sehr kleiner Zahl. Auf Aldabra soll es heutzutage wieder Zehntausende von Ihnen geben, manche Quellen sprechen gar von bis zu 150.000 Tieren! In den letzten Jahrzehnten hat man zudem auf den kleineren und dünn, oder gar nicht besiedelten Inseln der Inneren Seychellen wie Fregate, North Island, Bird Island, Curieuse usw. wieder erfolgreich Aldabra Riesenschildkröten angesiedelt und somit weitere stabile und wachsende Populationen gegründet. Damit scheint das Überleben dieser Riesenschildkrötenart erst einmal halbwegs gesichert.
Auf La Digue gibt es hingegen nur sehr wenige frei lebende Riesenschildkröten, ein Quelle sprach von etwa 50 Tieren was eventuell schon etwas hochgegriffen sein könnte. Gute Chancen auf eine Begegnung mit diesen Giganten sollte man in der Nähe der Anse Severe haben da dort ein paar von ihnen leben sollen. Und als wir zum zweiten mal dort lang radelten sah ich prompt eine der Schildkröten auf einer der benachbarten Wiesen herumlaufen. Wir hielten an und näherten uns behutsam dem riesigen Tier. Es war überhaupt nicht scheu und ängstlich, da die Tiere hier seit Jahrzehnten nichts mehr von den Menschen zu befürchten haben und mittlerweile an ihre Gegenwart gewöhnt sind. Das Tier fraß in aller Ruhe und ganz entspannt weiter während ich in einem Meter Entfernung neben ihm kniete.
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Kurz überfiel mich der Impuls den scheinbar viele Menschen in ihrer Gegenwart verspüren und ich überlegte kurz ob ich den Hals der Schildkröte kraulen sollte, was laut Berichten sogar vielen von ihnen gefallen sollte.
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Ich entschied mich dann aber dagegen und flückte lieber ein paar der Blätter die die Schildkröte gerade vom Baum rupfte um sie ihr zu reichen. Sofort streckte sie ihren langen Hals meiner Hand entgegen und begann in aller Seelenruhe die Blätter zu fressen und langsam zu zermahlen. Was für ein majestätisches Tier. Es war echt faszinierend ihm so nahe zu sein.
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