Nachdem ich zwei Wochen als Chauffeur für die Familie mit dem VW ID.3 verbracht habe, hier mein Fazit:
Im letzten Jahr durfte es der Fiat 500e sein, mit dem wir zu viert über die Insel gefahren sind. Der war aber als 3 1/2-Türer nicht groß genug für vier Erwachsene. Unser eigener kleiner iMiEV ist zwar innen ausreichend groß, aber als eines der ersten Serien-Elektroautos hat der mit einer sehr geringen Reichweite und langsamen Ladeleistung zu kämpfen. Es sollte also etwas Größeres und Moderneres sein. Da traf es sich gut, das Monta auch einen VW ID.3 im Angebot hat.
Die Modellvariante Pro mit seiner etwa 60 kWh großen Batterie hat hier eine reale Reichweite um die 380 km. Die 150 kW Leistung sind mehr als ausreichend. Mit diesem Auto ist es völlig egal, ob es bergauf oder bergab geht, ob man direkt hinter einer Kurve beschleunigen möchte oder ohne Bremsen den Berg hinabrollt. Doch im Unterschied zum Fiat 500e ist das Fahren im ID.3 reines Understatement. Das Auto verführt nicht dazu, mit quietschenden Reifen um die Kurve zu ziehen, sondern es meistert alle Herausforderungen souverän.
Selbst wenn man schon Erfahrungen mit Elektroautos hat, ist das Starten im ID.3 überraschend. Man braucht weder Schlüssel noch Startknopf noch Handbremse. Mit dem Key in der Tasche steigt man ein, dreht am Wählhebel, ob man vorwärts oder rückwärts fahren will, geht von der Fußbremse aufs "Gas" und schon fährt man los. Am Berg anfahren ist total problemlos: Fuß von der Bremse und das Auto bewegt sich erst, wenn man "Gas" gibt. Noch ungewohnter ist das Abstellen. Man drückt einen Knopf am Wählhebel und das Auto schaltet ab und die Feststellbremse zieht an. Das mag man im ersten Moment gar nicht glauben, aber auch an steilen Steigungen bewegt sich das Fahrzeug nicht.
Zum Laden kann man entweder den "Ladeziegel" an Schuko verwenden (2 kW, das dauert echt lange) oder auf La Palma die kostenlosen Ladesäulen nutzen, die langsam immer mehr werden. Da kann der ID.3 11 kW laden, das geht schon recht schnell, wenn man bedenkt, dass das Auto ungefähr 15 kWh pro 100 km benötigt. Die Ladekarte für die Cable Energía-Säulen des Cabildo liegt auch im Auto. Daneben gibt es insbesondere im Norden noch eine ganze Reihe von Ladesäulen, die ganz ohne Authorisierung auskommen.
Der absolute Clou für mich ist aber die LED-Beleuchtung. Ich habe am Anfang nicht schnell genug den Hebel für das Abblendlicht gefunden. Doch auf wundersame Weise hat sich der Gegenverkehr nicht beschwert. Das Auto blendet nämlich den Teilbereich des Lichtkegels aus, in dem sich das Scheinwerferlicht des entgegenkommenden Fahrzeugs befindet. Das funktioniert auch bei den Rücklichtern vorausfahrender Autos sicher. Für mich ist das ein absoluter Sicherheitsgewinn!
Ach ja, einen Wermutstropfen gibt es natürlich, den Preis. Der ID.3 kostet bei Monta stolze 690 € für zwei Wochen. Klar, wenn man sich den hohen Anschaffungspreis anschaut. Aber dafür hat man dann auch ein Fahrzeug, das einem keine weiteren Kosten an der Tankstelle mehr verursacht - und ein sehr gutes Gefühl, wenn man sauber und leise durch die Landschaften und Städte gleitet.
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