Fremdschämen

[Jane]

(...)
Und es ist ja kein Einzelfall. Da war neulich die (deutsche) Dame, die mit runtergezogener Maske (Kiemenatmung?) beim Lidl rumlief und sich an der Kasse ohne Abstand hinter mich stellte. Meine Bitte um Abstand und Maske beantwortete sie mit einem höhnischen Grinsen, so dass ich zumindest den Abstand händisch herstellen musste, worauf sie nach mir schlug.

Oder der erleuchtet lächelnde blonde Jüngling im Spar La Laguna, der seine Maske kurz hochzog, als ein Angestellter ihn darum bat, und sie sofort wieder runterzog, als dieser weg war.

Man stelle sich vor, Spanier würden sich in Deutschland ähnlich benehmen....

...oder die "sympathischen" jungen ( deutschen )Männer auf dem Flug von D nach La Palma, gegen die die Flugbegleiter kaum eine Chance hatten.

Bisher habe ich noch nicht erlebt, dass sich Palmeros derart rücksichtslos benehmen.

[Lee]

Ich war bisher 10 x auf La Palma, 4 x auf La Gomera und 2 x auf El Hierro, und auf allen Inseln haben wir schon Begegnungen mit unangenehmen, lauten, großkotzigen, besserwisserischen oder gar verkappt rassistischen Deutschen, Österreichern, Schweizern, Engländern, Franzosen, Niederländern, Spaniern und Canarios erlebt. Diese Erlebnisse waren bei weitem eher die Ausnahmen, aber wir haben sowas zwischendurch immer mal wieder erlebt. Das die Deutschen dabei unter den Touris und Residenten mengenmäßig etwas hervorstechen finde ich angesichts der Tatsache das sie auf den Kleinen Kanaren die größte Urlauber und die umfangreichste europäische Residentengruppe stellen nicht sonderlich verwunderlich. Ähnlich auffällig fanden wir Österreicher und SchweIzer, wo wir im zufälligen Kontakt mit Residenten und Urlaubern aus diesen Ländern auch ein paar echte Aha-Erlebnisse hatten, weil wir uns von ihnen ungefragt anhören mussten welch palmerischer Bürgermeister schwul wäre, wie schlecht die palmerischen Nahrungsmittel wären, was die Palmeros alles falsch machen würden, usw.......

Unter den Residenten ist mir vor allem auf La Palma und La Gomera aufgefallen, dass nicht wenige der Auswanderer die schon in den 80ern oder 90ern auf die Insel gekommen waren mittlerweile leicht bis schwer verkauzt sind und über die Jahre für abstruses Gedankengut anfällig geworden erscheinen. Da scheint so mancher über die Jahre eine 180 Grad Drehung vollzogen zu haben und das politische Lager gewechselt zu haben.

Aber letztendlich denke ich, dass La Palmas Inselkosmos eh nur die Welt im kleinen wiederspiegelt. Wenn ich bedenke, wieviele übellaunige, nervige, laute, egoistische unfreundliche, bis rassistische Menschen aus aller Herren Länder mir im Laufe eines Jahres in meiner Heimatstadt über den Weg laufen, dann sind die maulenden Rentner Mitteleuropas, die sich auf den Kanaren rumtreiben, doch relativ leicht zu verschmerzen. Sie fallen in der verkappten Inselidylle La Palmas vielleicht einfach nur noch mehr auf als in D, CH oder A.

[Theo aus Herne]

Ich schäme mich kein bisschen für mein deutsch sein, das ist ein Makel mit dem ich leben muss, ich wurde so geboren und hab mir das auch nicht ausgesucht. Dummerweise habe ist aber eine ähnliche gesellschaftliche Sozialisation wie die ganzen Arschkrampen. Und das ist mir dann schon etwas peinlich.

Hi Kurt,
etwas seltsam klingt das aber schon (aus meiner Sicht)
Ich hoffe wir treffen uns mal und dann mußt Du mir das irgendwie nahebringen.
Bin schon ganz gespannt darauf.

Grundsätzlich glaube ich einfach, prozentual hat man in jeder Nationalität Leute die aus dem Rahmen fallen.
Teilweise positiv, natürlich genauso negativ.
Und dann kommt es immer noch auf den individuellen Blickwinkel auf den Rahmen an

Ich bin der Ansicht, entweder verwenden wir alle keine mit Bann belegten Ausdrücke mehr,
was aber allgemein vorher am Begriff/Ausdruck geklärt werden sollte,
oder wir lassen es komplett ( eher schlecht).
Sonst verstricken wir uns vollkommen in der Situation, wer darf wann was genau sagen.
Das führt nur zu Unsicherheit und Streiterei.

Allerdings ist mir das Fremdschämen, da möchte ich La Graja zustimmen, ebenfalls bekannt.
Viele Grüße,
Theo.

[NiederBayer]

Ich habe schon auch den Eindruck, dass die beschriebene Verhaltensweise des alle-anderen-sind-Deppen zwar bei allen Nationalitäten vorkommen mag, aber schon besonders oft bei Deutschen, die im Ausland sind. Und ob das wirklich nur daran liegt, dass sie meist zahlenmäßig die größte Gruppe sind... ich weiß nicht.... so eine gewisse Tendenz zum wir-sind-eh-schlauer-als-alle-anderen würde ich beim “typischen“ Deutschen schon verorten. Wenngleich natürlich der Großteil meiner Mitbürger*innen anständige Menschen sind, ein gewisser Anteil selbst ernannter “Herrenmenschen“ ist halt leider auch dabei. Und leider werden naturgemäß eher die (paar wenigen) wahrgenommen, weil sie halt entsprechend laut und rücksichtslos auftreten.

@Annette: und solche Situationen, wie sie La Graja geschildert hat, kann man natürlich ignorieren oder hinnehmen, um seine eigenen Nerven zu schonen. Man kann aber auch Zivilcourage zeigen und den Leuten offensiv entgegen treten. Das wird im Zweifel deren Einstellung nicht ändern, trägt aber vielleicht doch dazu bei, ihnen zu zeigen, dass es Grenzen gibt.

[LaGraja]

Zivilcourage hat in dem geschilderten Fall im Trocadero die junge Frau vom Sicherheitsdienst gezeigt, die sich der wütenden Frau entgegenstellte, und, als diese versuchte, sie zur Seite zu schubsen, festhielt. Gleichzeitig rief sie über ihr Walkie-Talkie Kollegen heran. Es wäre ein leichtes gewesen, zur Seite zu treten und mit den Schultern zu zucken, nach dem Motto "así son los alemanes". Angesichts der grotesken und absolut peinlichen Szene standen wir Zuschauer buchstäblich mit offenen Mündern und kopfschüttelnd da. Hätte der Partner nicht eingegriffen und den Auftritt beendet, hätten sicher einige, ich inclusive, verbal und körperlich interveniert.

[Kurt]

Hi Kurt,
etwas seltsam klingt das aber schon (aus meiner Sicht)
Ich hoffe wir treffen uns mal und dann mußt Du mir das irgendwie nahebringen.
Bin schon ganz gespannt darauf.

@Theo, muss man jetzt jede Art von überzogener Satire kennzeichnen. Allein das Wort "Makel" ist doch so übertrieben, dass man das nicht ernstnehmen kann. Letzlich ist mir meine eigene Nationalität scheißegal. ich verabscheue nur jegeliche Art vonNationalgefühl, das über den Fußbaoll hinausgeht. Eim meisten das meiner eigenen Landsleute, aber da bekomme ich es eben am ehesten mit, deswegen fällt es leichter das zu kritisieren.

[El Jardinero]

Ich schäme mich kein bisschen für mein deutsch sein, das ist ein Makel mit dem ich leben muss, ich wurde so geboren und hab mir das auch nicht ausgesucht.

Grundsätzlich zeigt jedwede Einteilung in eine unabwendbar "zugeloste" Gruppe eine gewisse Absurdität, wenn damit bestimmt wird, was erlaubt ist und was nicht.

Deshalb ist mein Weltbild wesentlich einfacher gestrickt.
Ich bin als Mensch geboren und gehöre somit grundsätzlich mal derselben Gruppe an, wie alle anderen.
Darüber hinaus unterscheide ich in Arschlöcher und Nicht-Arschlöcher.

Die einzige Freiheit die ich mir herausnehme ist, dass Arschlöcher damit rechnen müssen, dass ich ihnen sage, dass sie eines sind.

Am Beispiel erklärt (ich glaube ich hatte das schon mal erwähnt):
Wir sitzen im "La Fuente" und am Nebentisch sitzt ein älterer Herr mit leichtem Leinenanzug und Sommerhut.
Dabei ein paar Damen des gleichen Alters und er bespricht in Gutsherrenmanier den Umgang mit "dem" Palmero im Allgemeinen und "dem" palmerischen Handwerker im Besondern.
Eindeutig ein Arschloch.
Und das wäre er auch gewesen, wenn er Niederländer oder Schwede gewesen wäre.

[Pe.Ro]

an alle Diskussionsteilnehmer, egal ob M, W oder D

vielleicht merken wir es auch nur bei Deutschen, wenn sie daneben sind
Ev. könnte ich es noch bei Briten mitbekommen, bei Italienern oder Spaniern reichen meine
Sprachkenntnisse nicht aus, um Feinheiten zu verstehen.

Lt. letztem Zeugnis hab ich die sogenannten "interkulturelle Kompetenzen", da ich lange genug mit
Kollegen in Ungarn, NA, Mexico, Ukraine und China meist gerne zusammengearbeitet hab.

Grundsätzlich schließ ich mich El Jardinero an:

Ich bin als Mensch geboren und gehöre somit grundsätzlich mal derselben Gruppe an, wie alle anderen.
Darüber hinaus unterscheide ich in Arschlöcher und Nicht-Arschlöcher.

und jetzt halt ich mich wieder raus - is gesünder

[mrjasonaut]

Man muss das doch aber differenzieren.

Es gibt ja nicht nur grosse Arschlöcher.
Sondern auch kleine.

[Theo aus Herne]

Hi Kurt,
etwas seltsam klingt das aber schon (aus meiner Sicht)
Ich hoffe wir treffen uns mal und dann mußt Du mir das irgendwie nahebringen.
Bin schon ganz gespannt darauf.

@Theo, muss man jetzt jede Art von überzogener Satire kennzeichnen. Allein das Wort "Makel" ist doch so übertrieben, dass man das nicht ernstnehmen kann. Letzlich ist mir meine eigene Nationalität scheißegal. ich verabscheue nur jegeliche Art vonNationalgefühl, das über den Fußbaoll hinausgeht. Eim meisten das meiner eigenen Landsleute, aber da bekomme ich es eben am ehesten mit, deswegen fällt es leichter das zu kritisieren.

Hallo Kurt,
irgendwie habe ich die Feinheit Deiner Worte nicht richtig einordnen können.
Deshalb dachte ich, Du erklärst es mir irgendwann mal in Ruhe.
Wusste nicht das Du dadurch so angefressen sein könntest.
Schieb es auf meine einfache Struktur und Schwamm drüber
Ich bin so einfach gestrickt, mich interessiert noch nicht einmal Fußball, geschweige denn die Nationalität der Spieler

[mrjasonaut]

Irrelevantes wieder gelöscht. J.

[Penelope]

vielleicht merken wir es auch nur bei Deutschen, wenn sie daneben sind
Ev. könnte ich es noch bei Briten mitbekommen, bei Italienern oder Spaniern reichen meine
Sprachkenntnisse nicht aus, um Feinheiten zu verstehen.

Genau!
Anderen Nationalitäten geht es ähnlich. Mir sagte einmal ein palmerischer Taxifahrer, die unerträglichsten Touristen seien die spanischen, besonders die Überheblichen vom Festland und ganz besonders die superarroganten Madrilenen. Der verstand halt alles, was die sagten.

[Kurt]

Oh man,
vielleicht sollte ich auhören dumme Witze zu machen. Das mit dem Nationalgefühl beim Fussball war doch auch nur ein dummer Spruch. Ich bin gar nicht angefressen. Habe nur einen Hang zur Polemik. Dass ich keine Deutschen mag stimmt nicht, ich bin sogar mit welchen befreundet.

[LasManchas]

Komme gerade nicht mit dem Deutsche-Bashing hinterher.
Deppen gibt's doch überall und nur weil ich es verstehe ist es eben offensichtlicher.
Und auch unter den Palmeros gibts die gleichen Idis.
Am besten links liegen lassen oder freundlich fragen warum sie sich jetzt so benehmen nimmt denen doch komplett den Wind aus den Segeln.
Wenn man denen eins draufhauen will, stellt man sich auf die gleiche Stufe, Glückwunsch. Hilft keinem.

[Lee]

Grundsätzlich finde ich es schon ein wenig schade, dass La Palma, wie auch La Gomera bis auf die Sommermonate touristisch so von den deutschsprachigen Nationen dominiert werden. Gut, es gibt noch die Niederländer, die auch in ordentlicher Zahl vertreten sind, aber einen viel breiteren, ausgewogeneren Mix der Nationen würde ich als angenehmer und interessanter empfinden. Richtig auffällig wird das, wenn man einmal die Azoren bereist hat, und den dort vorherrschenden Mix aus vielen Nationen erlebt hat. Dort trifft man Touristen aus allen möglichen Ländern Europas und auch viele Amerikaner und Kanadier, da viele Azoreaner familiäre Verbindungen nach Nordamerika haben.

Und auf den Azoren ist auch die Gruppe der Residenten deutlich diverser.

[Lee]

Interessant ist in Beziehung auf das Fremdschämen, finde ich (natürlich habe ich solch Situationen auf den Kanaren auch schon erlebt) der Besuch von völlig internationalisierten Reisezielen wie den USA, wo wirklich die ganze Welt urlaubt. Dort trifft man dann in einem mehrwöchigen Urlaub auf die Deppen aus allen möglichen Ländern, und das schämen für Menschen der eigenen Nationalität tritt ganz schnell in den Hintergrund, da man auch all die anderen erlebt, die sich auch kräftig daneben benehmen. Und man bemerkt sogar Menschen aus anderen Nationen, wie sie sich gerade für ihre eigenen Leute fremdschämen und das auch signalisieren. Man braucht eigentlich nur an den falschen Tagen ein paar der weltbekannten Topaussichtspunkte bereisen, und schnell kann man sich für die ganze Welt schämen.....leider.

[Nobby]

Zurück zum EP:

Es könnte sich vielleicht auch anders zugetragen haben:

Die „Alte“ (Entschuldigung für den despektierlichen Ausdruck) litt möglicherweise an akuter Atemnot und wollte schnellstens an die frische Luft. Sie hatte nicht gecheckt, warum ihr der kürzeste Weg ins Freie verwehrt wurde und reagierte in ihrer Panik etwas ungehalten.
Oder eine der von Tanausú und Annette hier getroffenen Ferndiagnosen trifft zu.

Aber da der TE als sensibel und empathisch erscheint, gehe ich einmal davon aus, dass es so war wie er berichtete und er keinerlei Vorurteile hat..
Wobei...einige Fragen hätte ich aus reiner Neugier doch:

ein schimpfendes deutsches Paar
wie erkennt man eindeutig die Nationalität? Die deutsche Sprache ist weit verbreitet.

Typ leicht verwahrloste Resis
Woran erkennt man Resis?
Was darf man unter „leicht verwahrlost verstehen? Turnschuhe anstatt obligatorischer Wanderschuhe und der Mann etwa ohne Krawatte?

Und nebenbel: Natürlich ohne Maske
Man kann aus medizinischen Gründen davon befreit werden.

[Nobby]

In der Folge rufen 2 Claqueure dazu auf, die „Alte“ zu verprügeln.

Respekt – es scheint doch noch „echte Männer“ zu geben, die dem Zeitgeist widerstehen und sich trauen würden, einer alten (vielleicht kranken) Dame ein paar auf's Maul hauen.
Warum nicht gleich die Peitsche nehmen, wie es Nietzsche forderte?
Nach dem Motto: Schlage deine Frau täglich. Wenn du nicht weißt warum - sie weiß es!

[Siltho]

Grundsätzlich finde ich es schon ein wenig schade, dass La Palma, wie auch La Gomera bis auf die Sommermonate touristisch so von den deutschsprachigen Nationen dominiert werden.

Einer der Gründe, warum wir im Sommer die Insel besuchen...

[El Jardinero]

ein schimpfendes deutsches Paar
wie erkennt man eindeutig die Nationalität?
.
Typ leicht verwahrloste Resis
Woran erkennt man Resis?
.
Und nebenbel: Natürlich ohne Maske

Hatte mir an dieser Stelle nochmal den Eingangspost genau durchgelesen und man muss schon sagen, alle Ungereimtheiten sind ab der 2. Hälfte der Post selbstgebacken und Schritt für Schritt entstanden.
Man kann eben auch alles so lange zerreden, bis kein Mensch mehr weiß, wie es eigentlich dazu kam.

Und diese 3 Einwände von Nobby kann man haben, oder auch wie folgt beantworten:
1. Aus Erfahrung weiß ich, dass man Deutsche nicht sprechen lassen muss, um annährungsweise schon sicher sein zu können: Das sind Deutsche (Wenn sie sprechen kommt bei uns familienintern meist irgendwann als Running Gag eine Präzisierung: "Lehrer" oder "Sozialpädagoge" (Bitte selber nach eigenem Gusto gendern!" )
2. Geh z.B. auf den Rastro in Argual, dann weißt Du, dass und wie man das erkennen kann.
3. Natürlich, weil wahrscheinlich. Viiiel wahrscheinlicher als ein Attest zu haben.