Wie schon berichtet waren wir sehr angetan von den Schluchten des Elbsandsteingebirges. Bei der Suche nach einer geeigneten Tour um dieses Terrain noch eingehender zu erkunden, stießen wir auf eine Rundtour die durch den Polenzcanyon und weitere kleine Schluchten führt.
Wir stiegen in die 13 Kilometer lange Runde am Parkplatz beim Carolastein an der Straße Ziegenrücken ein, von wo aus ein kurzer Abstieg zur Polenz hinunterführt.
Danach geht es durch einen U-förmigen Sandsteincanyon der von 130 m hohen Steilwänden eingefasst ist. Auch die für das Elbsandsteingebirge so typischen Felsnadeln sieht man hier, wie den auffälligen Polenztalwächter.
Der Wanderweg führt nun eine ganze Weile durch tiefen Wald an der Polenz entlang und entpuppte sich an diesem recht warmen Tag als ausgezeichnete Wahl. Bezaubernd war auch das Licht und Schattenspiel vor allem in den schmaleren Abschnitten dieser engen Schlucht.
Die Ufer der rasch dahin fließenden Polenz werden an vielen Stellen von dichten Farnbeständen gesäumt und Lachse schwimmen im Fluss seit dem erfolgreichen Start eines Auswilderungsprogrammes auch wieder.
Die Steilwände präsentieren sich immer wieder mit Kolonien von gelb leuchtenden Schwefelflechten überwachsen.
Nach einer ausgiebigen Rast am idyllischen Ufer der Polenz wechselten wir auf einer kleinen Brücke auf die andere Flussseite und bogen in eine von üppigster Vegetation überzogene Seitenschlucht ab.
Ein schmaler Pfad führt in sehr schöner Wegführung in eine wildromantische Schlucht mit ungewöhnlichem Namen hinauf: den Schindergraben. Die Namensgebung stammt aus dem 16. Jahrhundert und beruht darauf, dass der Abdecker des nahegelegenen Ortes Hohnstein hier totes und krankes Vieh entsorgte um die Entstehung und Ausbreitung von Seuchen zu verhindern.
Der Schindergrund ist ein gutes Beispiel für das sogenannte Kellerklima, ein Mikroklima, dass in den engen und tiefen Schluchten des Gebirges existiert und zu milden, relativ ausgeglichenen Sommer und Wintertemperaturen führt mit wenig Frost und Hitzetagen, aber umso höherer Luftfeuchte. Aufgrund dieses Klimas sind die Schluchten von sehr dichter Vegetation überzogen und vor allem die Artenvielfalt und Dichte der verschiedenen Farnarten soll in Mitteleuropa ihres gleichen suchen. Und ähnlich vielfältig präsentiert sich die Welt der Moose und Flechten. Zudem führt das Kellerklima dazu, dass in den tiefen Schluchten (sub)montane Pflanzenarten gedeihen, die ansonsten nur in deutlich höheren Lagen zu finden wären.
Der Wanderweg wird von einem kleinen Bach begleitet der sich von Gumpe zu Gumpe hinab windet. Überall gurgelt und rauscht es um einen herum, das Wegstück durch den Schindergraben fanden wir zauberhaft.
Mit seiner dichten Vegetation und all den umgestürzten Bäumen die kreuz und quer herumliegen vermittelt die Schlucht ein wenig Urwaldfeeling.
Sehr reizvoll war in dieser engen Schlucht auch wieder das Wechselspiel zwischen Licht und Schatten, da das Sonnenlicht nur sehr gedämft durch das dichte Blätterdach drang und auf den Boden fiel.
Dann ragt plötzlich eine Mauer aus dem dichten Wald heraus, die Teil einer ungewöhnlichen Ruine ist. Hier befand sich der 1609 von den sächsischen Kurfürsten erbaute Bärengarten in dem Bären bereitgehalten wurden um sie zur Belustigung des Hofstaates auf Tierhatzen zu jagen. Nachdem immer wieder Bären ausgebrochen waren und auch die Bevölkerung gefährdet hatten, wurde das Gehege 1756 geschlossen und das grausame Spektakel beendet.
Kurz darauf verlässt man die fast verwunschen anmutende Schlucht und oberhalb sind für einen Moment ein paar Gebäude des Burgortes Hohnstein zu erkennen.
Man wandert jetzt unterhalb einer Steilwand entlang und erreicht nur ein paar Minuten später schon den nächsten kleinen Höhepunkt dieser Tour, die Gautschgrotte.
Die Gautschgrotte ist ein gewaltiger 18 Meter hoher Felsüberhang der sich in einem Talschluss befindet und knapp 40 Meter überwölbt. In den Wänden der Grotte ranken Farne und die Felsen sind von Moosen und Flechten überzogen. Wieder so ein kleiner zauberhaft anmutender Ort in dem mir zudem Assoziationen von Eiszeitlichen Jägern, die hier ihr Lager aufgeschlagen haben könnten kamen. Dieser geschützte Platz hätte sich sicherlich dazu geeignet.
Wenn man ein wenig kraxelt, gelangt man in die "zweite Etage" der Grotte von wo aus man einen Tiefblick auf den von großen Felsbrocken übersäten Boden der Grotte gewinnt. Aus dieser Perspektive werden einem die enormen Dimensionen der Grotte noch bewusster.
In frostigen Wintern soll zudem von der Grottendecke ein bizarrer Vorhang von Eissäulen herunterhängen die bis zu vier Meter dick werden können.
Nach Verlassen dieses schönen Ortes wandert man zunächst wieder in schöner Wegführung unterhalb der Steilwände durch dichten Wald. Dabei passiert man auch Felswände die wie gewaltige, natürliche Mauern ausschauen.
Kurz darauf erreicht man das bewaldete Plateau des Brand wo es eine ganze Weile auf eher unspektakulären breiten Waldpisten gen Brand-Aussicht geht. Dieses Wegstück zog sich zur Abwechslung mal wirklich, das war nicht so unser Ding, Hier habe ich gar keine Fotos gemacht.
Bei der gemütlichen Gaststätte der Brand-Baude gelangt man dann an die Steilabbrüche des Brand und die Brand-Aussichten tun sich auf. Im Gegensatz zu der Bastei, den Schrammsteinaussichten oder dem Carolafelsen ist der Ausblick über die Landschaft und die Tafelberge hier nicht ganz so spektakulär, ja fast schon lieblich, aber auch ganz schön. Die erstgenannten Aussichtspunkte haben uns aber noch deutlich mehr beeindruckt.
Kurz darauf spendierte das Wetter die Aussicht auch bei richtigem Sonnenschein:
Nach einer ausgiebigen Rast während sommerlicher Temperaturen und bei erfrischendem Radler gefolgt von lecker Kaffee und Kuchen ging es weiter zu der neben den Brandaussichten liegenden Hafersäcke-Aussicht wo schöne Felstürme direkt vor einem aus der Schlucht des Tiefen Grundes aufragen.
Danach führt die Route wieder bergab. Der Wanderweg steigt nun extrem steil durch eine sehr schmale, wilde Seitenschlucht 150 Höhenmeter zum Tiefen Grund ab. Diese als Brandstufen bezeichnete Passage überbrückt das starke Gefälle in etwa 850 kniefordernden Treppenstufen. Hier bin ich zwischendurch immer mal wieder kurze Abschnitte lieber rückwärts gegangen um meine leider mittlerweile etwas empfindlichen Kniegelenke zu schonen.
Der Streckenabschnitt durch diese enge, von hohen Felswänden flankierte Schlucht begeisterte uns aber trotz der vielen Treppenstufen die es zu meistern galt sofort
Beeindruckend fanden wir die extrem hochgewachsenen Buchen, die in diesem steilen und sehr schattigen Terrain aufwärts gen Himmel und Licht wachsen und streben.
Teilweise hatte man fast das Gefühl, dass einem hinter dem nächsten noch nicht einsehbaren Felsabsatz fast senkrechte Passagen blühen könnten.
Nach einer Weile verflachte sich dann aber der Treppenabstieg und wir erreichten den Tiefen Grund.
Im Tiefen Grund wechselte die Wanderung dann wieder komplett ihren Charakter und ging ansatzlos in einen wunderschönen Pfad, der sich durch ein idyllisches Bachtal schlängelte, über. Ein besonders schönes und stimmungsvolles Wegstück.
Vom plätschernden Bach begleitet, der sich in kleinen Kaskaden seinen Weg durch den Tiefen Grund bahnt, wurden wir bis zur Einmündung in die Polenz geleitet. Hier ging es dann noch eine Weile auf einer unspektakulären, aber gemütlichen Forstpiste an der schon vertrauten Polenz entlang bis wir wieder am Ausgangspunkt waren.
Uns hat diese Wanderung wirklich sehr gefallen.