Azoren Impressionen

Alles was noch übrigbleibt hier rein. Resteverwertung sozusagen.
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LaGraja
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von LaGraja »

"Die Inseln werden mehrmals täglich mit einer kleinen Fähre verbunden. Diese Fahrten können, wenn das Wetter mitspielt, und keine rauhe See herrscht, zu echten Erlebnissen werden."

Wir hatten das Vergnügen bei Windstärke 6-7, und das war ein ECHTES Erlebnis! :mrgreen:
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

Ja, wir haben auch schon einige abenteuerliche Beschreibungen der Fährfahrten gehört. Und nur zwei Tage vor der gerade beschriebenen relaxten Überfahrt soll sich das ganze völlig anders gestaltet haben, inklusive extremer Schräglage des Schiffs.

Eine Überfahrt von uns war allerdings auch schon etwas ungemütlicher. Es sollte von Velas (Sao Jorge) nach Sao Roque (Pico) gehen, und das ganze schon bei ein wenig Wellengang. Da ich auch schon einmal seekrank war, hatte ich schon ein wenig Respekt. Für mich war der Seegang aber glücklicherweise noch OK, ich konnte das noch genießen. Einigen Passagieren ging es allerdings leider nicht so gut. Dann erreichten wir den Mini-Hafen von Sao Roque, wo ein Stück der kurzen Mole schon durch ein anderes Schiff belegt war. Der Kapitän versuchte zuerst trotz des Wellengangs die kleine Lücke an der Mole anzuvisieren, brach dann aber lieber ab, da dass ganze zu heikel war. Aus dem abrupten Bremsmanöver resultierten ein paar mächtige Wellenklatscher, die einige Hafenarbeiter auf der Mole komplett abduschten. Puh, zum Glück hatte der Kapitän so entschieden, das Anlegemanöver wäre bestimmt gefährlich geworden. Allerdings wussten alle an Bord sofort was das bedeutet.....es ging wieder auf See raus, und der viel weiter entfernte, geschütztere Haupthafen der Insel in Madalena wurde angesteuert. Die Seekranken taten einem wirklich Leid, denn der Ritt wurde danach noch viel wilder als zuvor.
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

Einer der Reize des Triangulos ist das die Inseln sehr nah (viel näher als die Kanaren) beieinander liegen und somit fast immer sehr präsent am Horizont sind. Oft wirken sie fast wie zum Greifen nah, und vermitteln dadurch ein ausgeprägtes Archipel-Gefühl.

Blick aus dem Hochland von Sao Jorge hinüber nach Pico (links) und Faial (rechts):


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Pico-Blick aus dem Garten der Unterkunft in Sao Jorge:

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Blick hinüber nach Pico aus dem Garten der Unterkunft in Horta auf Faial:

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Pico-Blick bei der Fahrt hinauf ins Hochland von Faial:

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Frühstücksfernsehen auf unserer Terrasse in Madalena auf Pico. Im Programm.....Blick auf Faial inklusive dem großen Wolken-Theater:


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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

São Jorge ist berühmt für seine vielen Fajãs. Diese der steil abfallenden Küste vorgelagerten flachen Landzungen verfügen oftmals über wahre Traumlagen und sind mit einem ganzjährig milden, fruchtbaren Klima gesegnet. Die meisten der Fajãs wurden allerdings nach dem sehr schweren Erdbeben von 1980 aus Angst vor Hangrutschen und Flutwellen aufgegeben und viele der geräumten Weiler soll man heutzutage nur noch mit Hilfe einer Machete auf zugewucherten, steilen Waldpfaden erreichen.

Die an der Nordküste gelegene, und nicht ganz so krassen Steilwänden vorgelagerte Fajã do Ovidor kann man hingegen ganz leicht auf einer gut zu befahrenden Straße oder auf einem Wanderweg erreichen.

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Das herrlich gelegene Dorf mit seinem kleinen Hafen zählt heute zwar nur noch etwa 50 dauerhafte Einwohner, aber viele der Häuser machen einen renovierten Eindruck. Ein Teil der Häuser soll allerdings nur im Sommer bewohnt werden, wenn die Auswanderer auf Heimatbesuch kommen.

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Die Fajãs sind entweder durch große Hangrutsche infolge von schweren Erdbeben oder durch Lavaströme, die das Meer erreichten, entstanden. Der Fajã do Ovidor sieht man ihre Entstehung durch einen Vulkanausbruch sofort an.

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Oft rollt eine ordentliche Brandung an die Nordküste, dann ist der Besuch dieses Küstenstreifens speziell schön. Dort unten soll man auch eines der Häuser in der ersten Reihe mieten können - eine wirklich reizvolle Lage!

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Wir machten einen ausgedehnten Spaziergang durch das schöne Dorf was eine gute Entscheidung war.

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Direkt westlich von der Fajã beginnt ein extrem steil ins Meer abbrechender Küstenstreifen der verdeutlicht wie abweisend die Insel auf die ersten Siedler gewirkt haben muss - und wie wichtig die Fajãs für die Besiedelung von São Jorge waren.

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Eine weitere Attraktion des Ortes ist die bizarre, wilde Lavalandschaft, die direkt ans Dorf anschließt und auf schmalen Fußpfaden durchstreift werden kann. Hier ragen kleine, schmale Meeresarme, wie Mini-Fjorde teils bis tief in die Lavalandschaft hinein und bieten zumeist Schutz vor der oftmals heftigen Atlantikbrandung.

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Den besten Badespot bietet hier Poca de Simao Dias, ein großes wunderschön gelegenes, natürliches Meeresschwimmbecken mit direktem, aber verschlungenen Zugang zum Atlantik. Baden tut man hier in klarem, leuchtend-türquisen Wasser am Fuße von bizarren Lavaformationen - Ein wirklich ganz eigener Badeplatz!

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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

Da São Jorge von den Umrissen her wie schon einmal erwähnt einem lang gezogenen, schmalen Schiff ähnelt, ist die Westspitze der Insel flächenmäßig nicht besonders groß und kann, wenn man nicht gerade eine längere Wanderung unternimmt, gut an einem Tag erkundet werden. Den Endpunkt der Landspitze, die Ponta dos Rosais erreicht man entweder auf einer längeren Wanderung oder mit dem Wagen auf einem Holperritt über eine fünf Kilometer lange Erdpiste. Als wir dort waren, ließ sich die Piste aber ganz gut befahren. An der Landspitze befindet sich auch die etwas festungsartig anmutende Anlage eines in früheren Zeiten militärisch genutzten Leuchtturms. Er wurde bei dem heftigen Erdbeben von 1980 stark beschädigt und verfällt seitdem. Bei unserem Besuch in 2016 war schon der gesamte Komplex wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt, so dass wir das Areal nicht mehr betreten konnten.

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In der Nähe des Leuchtturms kann man direkt an die etwa 250 Meter tief abfallende Steilküste herantreten und bekommt ein herrliches Gefühl der Weite geboten. Linker Hand breitet sich die Insel Pico in fast ihrer ganzen Länge vor einem aus, rechts erblickt man Faial.

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Zudem gilt die Westspitze als hervorragender Ort um Wale von Land aus zu beoachten. Diese Freude war uns aber leider nicht vergönnt obwohl Nancy über einen recht langen Zeitraum die Meeresoberfläche nach ihrem Blasen abbsuchte.

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An der Ponta dos Rosais läuft die Insel passend zu ihrer Grundform fast so spitz wie ein Schiffsbug aus. Das untere Foto zeigt noch einmal Faial, das schon zu den kleineren Inseln des Archipels zählt.

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Blickt man nach Südosten über den Inselkamm hinweg bekommt man einen optischen Eindruck davon wie schmal der Inselrücken ist, und wie steil die Insel aus dem Atlantik aufragt. São Jorge ist zwar 53 Kilometer lang, misst aber an der breitesten Stelle nicht einmal 7 Kilometer! Und hier an der Westspitze ist die Insel noch deutlich schmaler. Die auf dem Foto gezeigte Stelle des Hochlands dürfte kaum mehr als 800 Meter breit sein, aber schon 400 Meter aus dem Meer aufragen.

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In der Nähe von Rosais, dass das einzige Dorf in der Nähe der Westspitze ist, unternahmen wir einen kleinen, aber feinen Spaziergang durch das Hochland. Der Weg führte uns auf bequemen Erdpisten durch die Felder und Wiesen dieser landwirtschaftlich intensiv genutzten Region gen Nordküste.

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Die Haupteinnahmequelle der Bauern von São Jorge ist seit vielen Jahren die Milchwirtschaft und der Käse der Insel gilt als der beste der gesamten Azoren. Die leckersten dieser Käsespezialitäten sind auf der Insel selbst aber gar nicht so leicht zu ergattern, da sie begehrt sind und direkt nach Portugal exportiert werden.

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Das Hochland von São Jorge erinnert mit seinen kleinen, buckligen Vulkankegeln und den saftig grünen, von Lesesteinmauern gesäumten Wiesen und Weiden stark an El Hierro. Wobei man eh sagen kann, dass El Hierro in vielerlei Hinsicht (Größe, Bevölkerungsdichte, geologischer Aufbau usw.) zumindest im Winter und Frühling, wenn sich das dortige Hochland grün gebährdet, wie eine verkappte Azoreninsel daherkommt.

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Das herrliche Wetter, die idyllische Kulturlandschaft, der von größtenteils verblühten, aber immer noch schönen Hortensien gesäumte Wegesrand, dazu die knorrigen Wacholder und Baumheiden, die Pferde und Kühe.....es war ein Nachmittag wie aus dem Azoren-Blderbuch....

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Dann erreicht man völlig unvermittelt den Rand des Hochlands und blickt auf die steile, nördliche Abbruchkannte der Insel.

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Gegenüber erkennt man am Horizont die Nachbarinsel Graciosa, die zweitkleinste und zugleich niedrigste (402 m) Insel der Azoren.

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Wenn man die gewaltige, steile, etwa 400 Meter abfallende, Steilwand hinunter blickt, kann man sich im ersten Moment gar nicht vorstellen, dass hierdurch ein recht bequemer Serpentinenpfad zur Fajã de João Dias absteigen soll. Noch vor ein paar Jahrzehnten sollen die ca. 40 Häuser der Fajã größtenteils bewohnt gewesen sein. Zum Zeitpunkt unseres ersten Azoren Urlaubs (2016) soll dort unten aber nur noch ein alter Mann dauerhaft ausgeharrt haben, und der Rest der Häuser nur noch als Wochenend oder sommerliche Ferienäuser genutzt worden sein. Da wir diesen kleinen Ausflug noch am Tag unserer Ankunft auf der Insel, also erst nachmittags nach dem Fährtransfer machten, mussten wir leider aus zeitlichen Gründen auf den reizvollen, aber auch sicherlich anstrengenden Besuch der Fajã de João Dias verzichten. Schade, dort unten wäre es bestimmt sehr schön gewesen, und zu zwei weiteren ehemals bewohnten Fajãs hätte man entlang der Steilküste von dort aus auch noch weiter wandern können....

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So ging es einfach auf dem gleichen Weg wieder zurück.....

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Ein weiteres lohnendes Ausflugsziel ist der benachbarte Parque das Sete Fontes. Der kleine Park ist zwar nicht so groß, glanzvoll und weltberühmt wie die namenhaften botanischen Gärten der Hauptinsel Sao Miguel (z.B. der Parque Terra Nostra), ein Besuch hat aber trotzdem seinen Reiz.

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Unter dem Blätterdach von großen Baumfarnen und hoch gewachsenen Japanischen Sicheltannen lässt es sich auch bei wärmeren Wetter und der allseits präsenten hohen Luftfeuchtigkeit der Azoren bestens aushalten. Auf schmalen, naturnahen Pfaden kann man das von kleinen Quellbächen und Weihern durchzogene Areal erkunden.

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Die Ufer der kleinen Weiher sind von riesigen Adlerfarnen gesäumt, eine Art die auch auf den Kanaren vorkommt, z.B. im Barranco del Agua in Los Tilos.

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Uns hat der Besuch dieses Mini-Biotops gefallen, und vor allem das Licht, dass durch die Wipfel auf den Waldboden fiel, hatte seinen speziellen Reiz. Hinzu kommt das ich großer Fan von Baumfarnen bin und hier fündig wurde.

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Ganz in der Nähe des Parks befindet sich zudem der knapp 500 m hohe Pico da Velha, der in etwa 20 Minuten zu Fuß zu erreichen ist. Die Hügelkuppe bietet einen schönen Ausblick über die von Lesesteinmauern und Baumhecken gesäumten Weiden und Felder, die sanft zur Südküste hin gen Rosais auslaufen. Blickt man gen Inselkamm sieht man, dass es auch auf den bis auf Pico schon deutlich flacheren Azoren durchaus einen Wolkenstau und eine klare Wettergrenze geben kann. Wobei hierfür nicht wie auf den Kanaren die Passatwinde verantwortlich sind - es gibt sie auf den Azoren nicht.

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Zum gemütlichen Abschluß ging es dann in Richtung Rosais, wo wir noch ein kurzes Stück durch eine Kulturlandschaft liefen aus der sich merkwürdige kleine, aber richtig steil ansteigende Hügel erheben. Auffällig war, dass selbst diese kleinen Steillagen noch intensiv bewirtschaftet werden

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Auf São Jorge trifft man auf relativ viele Pferde, und diese beiden machten einen äußerst freundlichen Eindruck.

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Am Ende machten wir noch einen kleinen Stop an einem Aussichtspunkt der einen herrlichen Ausblick auf die Steilküste bietet.

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Als wir unseren Standort nur minimal änderten erblickten wir dann die lokale Sportarena von Velas, die einen wirklich großartigen Blick über den Atlantik und auf die Steilklippen genießt. Ich habe keine Ahnung wie das Stadion heißt, aber Estadio del Atlantico wäre ein wahrlich passender Name. Ein paar Sätze Fußbälle mehr sollte der Club aber wohl lieber vorrätig haben....

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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

Die schönste Wanderung die wir bisher auf São Jorge und den Azoren gemacht haben — und einer unser liebsten Küstenabstiege überhaupt - ist die Wanderung von der Hochebene Serra do Topo zur Faja dos Cubres. Die abwechslungsreiche Tour beginnt im östlichen, oft wolkenverhangenen Hochland der Insel und berührt zwei der schönsten Fajas der Azoren.

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Wenn es am Startpunkt der Wanderung noch stark bewölkt bis neblig sein sollte, besteht zumindest bei Südwind, wenn sich die Wolken eher am Südkamm der Insel stauen eine gute Chance, dass es im Verlauf der Strecke relativ schnell aufreißt da man nordwärts absteigt.

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Am Wegesrand trifft man auch immer wieder auf Kolonien der farbenprächtigen azoreanischen Moose von denen es etwa 400 Arten auf dem Archipel geben soll. Diese Mooskolonie war weich wie ein Bett!

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Der Pfad führt durch ein tief eingeschnittenes Hochtal hinab und wird von einem wunderschönen Vegetationsmix gesäumt. Auffällig ist das es in dieser Region noch viele der typischen Baum - und Buscharten der Azoren wie Baumheide, Wacholder, Lorbeerbäume, Stechpalmen, Gagelbäume usw. gibt., und vor allem die alten, knorrig gewachsenen Wacholder fand ich wunderschön. Reizvoll fand ich zudem die bunten Farbtupfer der Hortensien in dieser wildromantisch anmutenden Landschaft und Vegetation. Wie schön muss es hier erst zur Hauptblütezeit von ihnen sein!

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Wir sind die Wanderung bisher zweimal gegangen und starteten jeweils bei dichter Bewölkung, hatten aber das Glück, dass sich recht bald erste Sonnenstrahlen in die herum wabernden Wolkenbänke mischten, was umso schönere Stimmungsbilder ergab.

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Manche Wegstücke führen als gemütliche Traversen durch die Hänge, zumeist führt der Weg aber in teils steilen Serpentinen hinab. Immer wieder gibt es auch rutschige Passagen und vor allem den bemoosten Steinen sollte man seine Aufmerksamkeit widmen.

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Zwischendurch streift man auch mal stärker gerodete Teile des Hochtals wo sich die frei umher laufenden Kühe besonders gern aufhalten.

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Die Ausblicke über das Hochtal und die einmündenden Nebenschluchten fanden wir umso länger die Tour dauerte immer beeindruckender. Außerdem wurde es zunehmend sonniger und das Licht in Verbindung mit den noch im Tal hängenden Wolkenresten immer faszinierender.

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Diese Tour gilt als die beliebteste Wanderung von Sao Jorge, dementsprechend ist man hier im Gegensatz zu den anderen Wanderwegen die wir auf den Inseln gegangen sind nicht fast allein unterwegs, sondern trifft zwischendurch immer mal wieder auf andere Wanderer. Überlaufen ist die Tour aber keinesfalls.

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Wir fanden diese Wanderung schon bei unserem ersten Inselbesuch großartig und waren uns nicht ganz sicher, ob man dieses eindrückliche Erlebnis so einfach wiederholen könnte, wurden aber eines besseren belehrt. Dieses mal fanden wir die Tour fast noch grandioser und sollten zum Abschluss der Wanderung gar noch mit ganz neuen Eindrücken verwöhnt werden.

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Langsam nähert sich der der Camino immer weiter absteigend in Schleifen dem Meer. Insgesamt sind etwa 700 m im Abstieg zu bewältigen bis man das Meer erreicht.

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Diese tief eingeschnittene Tallandschaft stellt eine Besonderheit auf Sao Jorge da, da ansonsten auf der Insel größere Täler und Schluchten fast gänzlich fehlen. Die Insel gleicht vom Aufbau etwas El Hierro, dass sich auch steil aus dem Ozean erhebt und von einem recht flach verlaufenden Hochland gekrönt und kaum von Barrancos zerschnitten wird. Von den vier Azoreninseln die wir bisher besucht haben ist eigentlich auch nur Flores von tieferen Tälern und Schluchten durchzogen.

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Zwischendurch quert der Pfad auch immer mal wieder kleine, schattige Wäldchen. Auffällig ist auf Sao Jorge, dass es im Vergleich zu Flores noch deutlich weniger richtig große Ingwerkolonien gibt. Man sieht zwar auch hier immer wieder die aus dem Himalaya eingeschleppten Ingwerlilien, aber halt nicht in solch Massen. Diese Pflanze scheint sich auf feuchtwarmen Inselarchipelen ausgesprochen wohl zu fühlen und ist auch schon auf Hawaii und La Reunion zu einer Bedrohung der endemischen Vegetation geworden.

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Dann wendet sich der Camino endgültig dem Meer zu und die Ausblicke auf den Atlantik werden immer schöner. Weit unten erblickt man den schmalen Talschluss und ein erstes bewohntes Gebäude, das zur Faja da Caldeira de Cima gehört. Dieser Mini-Weiler besteht aus ein paar verstreut liegenden Fincas auf denen noch Landwirtschaft betrieben wird.

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Der Wanderweg hält nun direkt auf den Talschluss zu und bei manch Blick zurück auf die Berghänge fühlte man sich an die Almen der Alpen erinnert. Es war immer wieder erstaunlich zu sehen, wie geschickt sich die schweren Kühe im steilen Terrain zu bewegen wissen.

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Kurz bevor man das Meer erreicht taucht der Camino erst einmal wieder in einen der für die Azoren so typischen dichten Wald der Steilflanken der Inseln ein. Diese extrem unwegsamen, schwer zugänglichen Bereiche bieten beste Rückzugsorte für die endemische Waldvegetation der Azoren.

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In herrlicher Wegführung führt der Wanderweg nun hohlwegartig immer tiefer in diesen Küstenwald hinab und kleine Schönheiten lassen sich am Wegesrand bestaunen.

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Teilweise ist der Camino von Lesesteinmauern eingefasst, die wohl gegen die auf den Azoren so häufigen größeren oder kleineren Erdrutsche schützen sollen.

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Ob im dunkelsten Wald oder den hellsten Höhen - überall trifft man auf den Azoren auf Ingwerlilien.

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Nach einer Weile mischt sich ein immer lauter werdendes gurgelndes Geräusch in die Stille des Waldes....

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...und kurz darauf erblickt man am Wegesrand den Wasserfall eines aus den Bergen kommenden Wildwasserbaches. Der Wasserfall stürzt hier in ein großes natürliches Wasserbecken. Ein kurzer Seitenpfad führt hinab zu einer großen, herrlich gelegenen Gumpe wo man unter dem Wasserfall baden kann. Ein Vergnügen auf das wir angesichts einer Temperatur von knapp über 20 Grad und des sehr kalten Bergbaches an diesem Tag doch lieber verzichtet haben. Ein paar junge Portugiesen waren allerdings nicht solche Warmduscher wie wir und genossen unüberhörbar das erfrischende Bad.

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Ein kurzes Stück begleitet der Wildbach noch den Wanderweg, dann mischt sich langsam ein entfernt verwandt klingendes, aber viel mächtigeres Greräusch in das Gurgeln des Baches - die Brandung des Atlantiks wird unüberhörbar.

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Anfangs sieht man das Meer noch nicht vom Camino aus, aber ganz plötzlich lichtet sich der Wald am Wegesrand und man blickt zum ersten mal auf das nächste Etappenziel, die Faja da Caldeira de Santo Cristo.

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Der Blick über die tief bewaldeten Steilhänge und hinüber zur Faja da Caldeira do Santo Cristo mit ihrer Lagune ist von diesem kleinen Miradouro wahrhaft grandios. Dazu dann noch das Blau des Meeres und die heranrollenden Wogen des Atlantiks - einfach traumhaft!

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Von hier oben ließ sich auch gut erahnen warum diese Faja unter den Surfern Europas mittlerweile als Geheimtipp gehandelt wird. Wobei sich laut Info unserer Gastgeber die wirklichen "world class waves" (Zitat Reiseführer) Anfang September erst am Aufbauen sind. Im Herbst soll die Brandung dann nur noch etwas für echte Cracks sein.

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Die natürliche, aber von einem künstlich verstärkten Damm gegen die Winterstürme geschützte Lagune der Faja ist Heimat der endemischen Kreuzmuster-Teppichmuschel, die es wirklich nur in der Lagune dieser Faja und sonst nirgendwo auf den Azoren gibt. Dieses sehr begrenzte Vorkommen ist auch der Grund dafür warum kaum ein Azoren Besucher in den Genuss dieser Delikatesse kommen wird.

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Nach dem tollen Aussichtspunkt führt der Camino noch ein kurzes Stück durch einen von sehr schönem Licht durchfluteten Wald.

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Der Weg führt nun als sehr reizvoller Hohlweg parallel zum Meer hinab - Dieses Wegstück ist wirklich zauberhaft, und hat uns sehr gefallen.

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Dann öffnet sich der Hohlweg, die Meeresblicke nehmen zu, und der Atlantik mit seiner imposanten Brandung rückt rasch näher.

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Der Blick zurück gibt nun erste beeindruckende Ausblicke auf die gewaltige, teils extrem steil ansteigende Nordküste Sao Jorges frei. Was hier wie eine Fahrpiste für Autos ausschaut, ist ein alter Eselspfad und der heutige Küstenwanderweg, der hier von Quads breit gefahren wurde. Quads haben sich als das ideale Transportmittel erwiesen um die Fajas, die nicht ans Straßennetz angebunden sind zu versorgen.

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Dann erreicht man nach etwa 2:30 h (gemütliches Tempo) reiner Wanderzeit die herrlich gelegene Faja da Caldeira do Santo Cristo.

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Der Weg führt nun entlang der locker verstreut liegenden Häuser der Faja durch die von Lesesteinmauern getrennten Felder und Weiden. Manche Weiden werden auch noch zur Viehhaltung benutzt, wir sahen ein paar Kühe und Pferde.

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Hangseitig türmt sich hinter den letzten Häusern des Ortes eine gewaltige, tief bewaldete Steilwand auf, die die Faja vom Hochland trennt.

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Auf der anderen, nicht sichtbaren Seite der fast senkrecht abfallenden Steilküste beginnt die nordöstliche Küstenlinie von Sao Jorge wo sich auch Faja an Faja reiht. Diese Fajas sollen aber nach dem schweren Erdbeben von 1980 fast gänzlich von ihren Bewohnern geräumt worden sein, zu gefährlich erschienen sie fortan zum siedeln angesichts von drohenden Felsstürzen oder großen Hangrutschen.

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Interessant ist auch der sehr enge Durchlass in der Steilküste, dies ist die gesamte Mündung des großen Hochtals was wir gerade durchwandert haben. Vielleich trägt ja die Faja da Caldeira de Santo Cristo daher das Caldeira im Namen. Von oben gesehen müsste das Tal eigentlich eine Kesselform haben.

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Der Weg schlängelt sich nun gemütlich durch die Faja und wird zwischendurch zu einer wahren Aloe Vera Allee.

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Mitte des letzten Jahrhunderts soll das Dorf sogar noch 200 Einwohner gezählt haben, aber diese Zeiten sind lange vorbei. Laut Reiseführer sollen hier bis vor ein paar Jahren nur noch sieben Menschen fest gewohnt haben. Aber die Talsohle scheint durchschritten, wir sahen neben den teils schon lang verlassenen Häusern auch einige gerade frisch renovierte und der Ort wirkte nicht gerade wie ein Sieben Einwohner Dorf. Seit die Faja zum Geheimtipp junger, alternativer Festlands-Portugiesen und Surfer geworden ist, scheint es wieder ein wenig aufwärts zu gehen. Zumindest im Sommer und Herbst scheint hier wieder etwas los zu sein. Und die ständigen Bewohner des Ortes und die Besitzer der Häuser scheinen sich darauf einzustellen und versuchen die nötige Infrastruktur zu stellen.

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Viele ehemalige Bewohner des Ortes kommen außerdem regelmäßig in der zweiten Septemberwoche in den Ort zurück wenn das örtliche Kirchweihfest begangen wird. Laut Aussage unserer Vermieter soll die Prozession sehr eindrücklich sein. Und auf der Fiesta soll so richtig die Post abgehen...

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Der Ort hat mit seiner Mischung aus alt und verfallen oder restauriert, und seiner üppig wuchernden Vegetation eine sehr schöne Ausstrahlung.

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Vor allem Aloe Vera scheint sich hier richtig wohlzufühlen, solch große Kolonien haben wir noch nirgends gesehen.

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Dann lassen wir die Faja da Caldeira de Santo Cristo hinter uns und der letzte Abschnitt der Wanderung beginnt.

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Nun beginnt das eher unspektakuläre, aber trotzdem schöne Schlussstück der Wanderung - wobei der Zielort dann wieder kaum würdiger sein könnte für diese großartige Wanderung. Der Wanderweg führt Anfangs leicht ansteigend recht gemütlich mehr oder weniger parallel am Meer entlang.

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Doch schon kurz darauf zieht er steiler in die Berge hinauf und führt danach in leichtem Auf - und Ab durch den Küstenwald. Diese Anstiege summieren sich bis zum Ziel zwar nur auf gut 200 Meter, aber gerade wenn die Luftfeuchtigkeit sehr hoch ist wie z.B. bei unser ersten Begehung, kann das eine überraschend anstrengende Angelegenheit sein.

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Nach einer Weile Anstiegs und einem darauf folgenden Traversenstück führt der Weg dann wieder hinab und man erreicht die nächste abgeschieden gelegene Faja.

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Auch in der Faja do Belo sollen früher einmal bis zu 100 Menschen gelebt haben, eine Anzahl die man sich heutzutage kaum mehr vorstellen kann. Aber auch hier sah man ein paar schick restaurierte Häuser, und an anderen wurde gerade gearbeitet. Sao Jorge soll 1864 noch etwa 18.000 Einwohner gehabt haben; heute sind es dagegen nur noch knapp 9.000.

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Kurz wird einem ein erster Blick auf das Ziel - die Faja dos Cubres - geboten, bevor es weiter im Auf und Ab durch den Wald geht.

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Manchmal gibt der Weg auch Ausblicke auf die steilen, tief bewaldeten Berghänge an denen sich oft die Wolken stauen frei um kurz darauf wieder Tiefblicke auf das Meer zu präsentieren.

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Nun nähert man sich dem Ziel der Wanderung und der großartige Ausblick auf die Faja dos Cubres lässt die Vorfreude auf diesen wundervollen Platz am Meer steigen.

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Dann erreicht man das Ziel der Wanderung, die Faja dos Cubres. Die herrlich gelegene Landzunge soll laut Reiseführer obwohl sie über eine Straßenanbindung verfügt nur noch von vier Menschen dauerhaft bewohnt sein. Wer auf Sao Jorge weilt, und es nicht im Rahmen dieser Wanderung an diesen Ort schafft, sollte unbedingt die schmale, abenteuerlich enge Straße hinabfahren - hier gilt allerdings vor Kurven die Maxime, lieber dreimal zu viel hupen, als einmal zu wenig! Die Azoreaner fahren einen viel sportlicheren Reifen als die Canarios, und selbst auf solchen Straßen!

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Die Faja ist trotz der wenigen Bewohner noch eher landwirtschaftlich geprägt und schon nach einem kurzen Stück des Wanderwegs der entlang der Weiden führt, wird einem bewusst, dass dies wieder einer der Azoren-Orte ist, wo mehr Kühe als Menschen leben.

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Wir haben die Faja dos Cubres bei unseren beiden Besuchen bei komplett unterschiedlichem Wetter erlebt. Zum Abschluss unserer ersten Wanderung vor zwei Jahren wurden wir hier von strahlendem Sonnenschein empfangen. Dieses mal erlebten wir das genaue Gegenteil, denn es war während unseres Weges entlang der Küste weitgehend zugezogen und eine tief hängende Wolkenschicht staute sich am Nordkamm der Insel, so dass die Sonne nur noch mal zwischendurch, und für kurze Zeit herauskommen sollte.

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Nach kurzer Wanderdauer zweigt rechts ein ausgeschilderter Camino ab, der zur kleinen Lagune der Faja führt. Man betritt nun eine reizvolle Minilandschaft, die sich völlig von allem was wir bisher auf den Azoren gesehen unterscheidet. Nur ein paar Meter weiter wachsen subtropische Früchte und die Steilwände sind von dichten subtropischen Lorbeerwäldern überzogen; die Lagune empfängt einen hingegen mit einer blühenden Marsch und Salzwiesenlandschaft.

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Obwohl die Wolken sehr tief am Inselkamm festhingen empfanden wir die Stimmung in der Faja von Minute zu Minute reizvoller.

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Von der Vegetation her könnte sich diese Lagune genauso im norddeutschen Wattenmeer, an der schottischen Küste oder an der amerikanischen Westküste befinden. Und gerade bei diesem dunkleren Himmel kamen uns beim Anblick der Landschaft zudem Kamtschatka, Norwegen, Kanada und Island Assoziationen in den Sinn. Die kleine steinerne Schutzhütte, die wohl Anglern als Notunterstand im wechselhaften Azorenwetter dienen soll, ließ mich hingegen irgendwie an Nepal denken.

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Auf schmalen betonierten Zugangswegen, die zu kleinen von Binsen gesäumten Inselchen führen, bewegt man sich durch die Lagune.

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Mit zunehmender Verweildauer wurden die Spiegelungen der Berghänge im Wasser immer faszinierender.

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Zum Atlantik hin ist der natürliche Damm, der die Lagune vor den winterlichen Sturmfluten schützt künstlich verstärkt worden.

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Die meisten der Häuser werden wohl nur noch an den Wochenenden oder im Sommer bewohnt. Es gibt aber sogar eine kleine Bar im Ort in der wir vor zwei Jahren sehr leckeren Kuchen gegessen haben. Und der Kaffee ist eh nahezu überall erstklassig auf den Azoren.

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Von der kleinen Lavastein-Schutzhütte genießt man einen besonders schönen Rundblick auf die Lagune und die großartige Küstenlandschaft.

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Am Ende unseres Aufenthaltes wurden die Lichtstimmungen dann immer intensiver und man hatte das Gefühl, dass Himmel, Wasser und Erde in der Wahrnehmung verschmolzen.

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Nach einer Weile mussten wir uns von diesem faszinierenden Ort losreißen da wir ja noch ein Taxi bekommen mussten um zu unserem Wagen im Hochland zurückzukommen. Aber dieses landschaftliche Kleinod gehört seitdem zu unseren Lieblingsorten am Meer.

Auf dem Rückweg sollte man aber unbedingt noch einen kleinen Zwischenstopp an diesem Aussichtspunkt einlegen wo sich ein herrlicher Panoramablick entlang der Nordküste und der beiden erwanderten Fajas bietet.

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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Cortado »

Schöne ausführliche Schilderung dieser beeindruckenden Tour! Die vielen Bilder haben meinen Download etwas gesprengt, so dass viele nur als leeres Rechteck oder ganz grob gepixelt angezeigt wurden. Aber nach Anklicken konnte ich sie mir doch ansehen.

Nicht allzu wichtig, aber die "Aloe Vera" ist keine - vermutlich ist das Aloe arborescens oder eine Hybride mit dieser Art (vgl. den aktuellen Thread "Tipps für die pflegeleichte Bepflanzung eines Balkons?").

¡Hasta luego!
Wolfgang
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von LaGraja »

Die Aloe arborescens (span. Aloe Candelabro) ist auch auf den Kanaren sehr häufig und blüht momentan rot bzw. gelb-rot.
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

Cortado hat geschrieben: Sa 6. Feb 2021, 15:17Die vielen Bilder haben meinen Download etwas gesprengt, so dass viele nur als leeres Rechteck oder ganz grob gepixelt angezeigt wurden. Aber nach Anklicken konnte ich sie mir doch ansehen.
Ja, manchmal übertreibe ich es etwas mit der Anzahl der Fotos, das muss ich zugeben. Obwohl ich bei dieser Tour sogar noch ein paar schöne aussortiert habe.
Cortado hat geschrieben: Sa 6. Feb 2021, 15:17Nicht allzu wichtig, aber die "Aloe Vera" ist keine - vermutlich ist das Aloe arborescens oder eine Hybride mit dieser Art (vgl. den aktuellen Thread "Tipps für die pflegeleichte Bepflanzung eines Balkons?").
Danke für den Hinweis. :thumbup:
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Cortado
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Cortado »

Ja, manchmal übertreibe ich es etwas mit der Anzahl der Fotos
Kein Problem - ist ja für'n guten Zweck ;-)

¡Hasta luego!
Wolfgang
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Lee
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

Bei unseren beiden bisherigen Sao Jorge Besuchen (für jeweils 5 Tage und 4 Tage) quartierten wir uns im Jardim do Triângulo ein, was eine excellente Wahl ist. Das Gästehaus der deutschen Auswanderer Elfi und Christian befindet sich auf einem großen Gartengrundstück am östlichen Ortsrand von Urzelina an der Südküste der Insel. Die Gegend um das schöne Dorf Urzelina, dass teilweise von alten, recht stattlichen Häusern und Gärten mit recht vielen Palmen, und einigen Drachenbäumen geprägt ist, hat uns eh sehr zugesagt.

Empfehlenswert ist auch das oberleckere Frühstück das jeden morgen im gemütlichen Haupthaus mit den anderen Gästen in sehr angenehmer und kommunikativer Atmosphäre eingenommen wird. Wir haben hierbei einige sehr interessante Gespräche geführt und sind dabei überraschenderweise auch zweimal auf andere La Palma Fans getroffen!

Zudem bietet das gemeinsame Frühstück die Möglichkeit sich mit Insidertips zur Insel von Chris und Elfie zu versorgen.

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Die kleinen Häuschen verteilen sich über den sehr weitläufigen, wunderschönen Garten, der von allerhand verschiedenen subtropischen und tropischen Gewächsen bestanden ist. Empfehlenswert ist auch die botanisch sehr inforrmative Führung die Chris auf Nachfrage durch dieses kleine Gartenparadies anbietet.

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Auf dem ganzen Grundstück kann man sich als Gast völlig ungezwungen bewegen, um je nach Lust und Laune, Sonnenstand, oder Auf und Untergang seine Liege oder Gartenstuhl zu platzieren.

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Jedes der Häuschen verfügt über eine kleine Terrasse mit schönem Gartenblick und manche gar über einen herrlichen Pico-Blick. Und die Gäste die nicht direkt von ihrem Haus auf den großen Vulkan der Nachbarinsel schauen können, haben die Möglichkeit das von allerlei Plätzen im Garten genießen zu können.

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Der Blick über den Atlantik hinüber nach Pico war an vielen Tagen großartig. Besonders faszinierend war er jedoch in einer hellen Vollmondnacht als der mächtige Schatten des Vulkans auf dem Wasser zu sehen war. Das war fast magisch.....ich habe allerdings gar nicht erst versucht das ganze zu fotografieren. Manchmal ist es einfach besser zu genießen, als das fast unmögliche auf ein Foto bannen zu wollen.

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Die Abende hatten im Jardim do Triângulo wirklich einen besonderen Zauber. Meist war es Anfang September zu dieser Tageszeit noch recht mild, so dass man die Abendstimmung, den Sonnenuntergang und den Garten zumeist in vollen Zugen und sehr entspannt genießen konnte. Und wir waren nicht die einzigen die diesem Zauber erlagen....meist saßen irgendwann alle anderen Gäste im Kerzenschein über den Garten verteilt und sogen diese Stimmung auf und warteten.....auf die Cagarros (kanarisch Pardelas), die Gelbschnabelsturmtaucher. Und irgendwann tauchten sie dann immer in der Dunkelheit auf begannen ihr fast surreal klingendes schaurig-Schönes Konzert. Meist waren es dutzende die über uns kreisten, teilweise konnte man sie sogar über uns hinwegfliegen sehen. Noch nirgendwo haben wir auch nur ansatzhalber solch Konzert der Gelbschnabelsturmtaucher gehört, weder auf den Kanaren noch einer anderen Azoreninsel.....und das all abendlich.


http://www.ecotriangulo.com/index.htm

.....oder noch ausführlicher auf Booking com:

https://www.booking.com/hotel/pt/guesth ... lo.de.html
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

Vom Jardim do Triangulo erreicht man zu Fuß in ein paar Minuten das Meer, ein Angebot was wir Nachmittags oder in den frühen Abendstunden manchmal dankend annahmen. Parallel zum Meer verläuft eine ruhige Anliegerstraße von der man immer wieder kurze Abstecher auf kleine aussichtsreiche Anhöhen oder auf Lavazungen, die in den Atlantik hereinragen, unternehmen kann.

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Auf den hauptsächlich von Gräsern und Flechten bewachsenen Lavazungen trifft man immer wieder auf interessante, fast figürliche Lavaformationen.

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Von einigen Standorten gewinnt man einen schönen Ausblick entlang der Südostküste und auf die nächsten benachbarten Fajas. Beeindruckend waren zudem auch immer wieder die gewaltigen, sehr tief hängenden Wolkenformationen, die man von hier aus oft beobachten konnte.

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Und natürlich bekam man auch von der Küste aus herrliche Ausblicke auf den bei schönem Wetter omnipräsenten Pico auf der gleichnamigen Nachbarinsel geboten.

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Oft wehte hier direkt am Atlantik eine ordentliche Brise die das Gras hin und her warf und zur schönen Stimmung beitrug. In den kleinen Buchten zwischen den Lavazungen brodelte das Meer schon bei halbwegs ruhiger See und machte ordentlichen Sound - wie muss das hier erst bei richtiger Brandung aussehen.....

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Auf den Azoren sieht man viel häufiger als auf den Kanaren Linsenwolken. Und wenn der Pico eine Linse trägt, soll es am nächsten Tag Regen geben.

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Zumeist wohnen wir auf unseren Lieblingsinseln ja eher in der Höhe; umso mehr genossen wir es in Urzelina mal das Meer fußläufig vor unserer Haustür zu haben.

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Die Farbtönung der Lava schwankt hier zwischen warmen, ockerfarbenen Brauntönen und schwarz. Und nicht wenige der Lavaformationen erinnern an Köpfe oder abstrakte Skulpturen.

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Einige Insulaner haben ihre Häuser nahezu in der ersten Reihe, fast am Rand der bizarren Lavaformationen erbaut.

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Von den Lavazungen aus kann man natürlich gut seine Leine auswerfen und angeln, aber eine geschütze Anlegestelle für Boote und eine kleine Ermita gibt es hier unten auch.

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Uns hat diese kleine wilde Lavaküste mit ihrem schönen Licht und ihrem Pico-Blick sehr gefallen.
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Husi »

Ja, der Blick auf den Pico ist in der Zentralgruppe immer wieder unbeschreiblich schön,
sehr schönes Foto :thumbup:
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

Die Nähe der Inseln des Triangulos zueinander hat wirklich ihren speziellen Reiz. Hab mal nachgeschaut:
Pico - Faial 9 km, Pico - Sao Jorge 19 km. Manchmal hat man fast das Gefühl, dass die Inseln eher durch einen breiten Fluss als durch das Meer voneinander getrennt sind. Daher wohl auch die Bezeichnung Canal für das Meer zwischen den Inseln. Auf Graciosa und Terceira waren wir noch nicht, aber von dort aus wird man den Pico wohl auch an manchen Tagen sehen können.
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

Auch wenn sie mittlerweile vielleicht etwas aktualisiert werden können - Die wohl informativste deutschspachige Webseite zu den Azoren dürfte seit Jahren Azoren-online.com von Roman Martin, dem Verfasser der Azoren Ausgabe des Rother Wanderführers sein. Umfangreiche Informationen und Tipps zu Klima, Geschichte, Flora, Fauna, Sehenswürdigkeiten, Wandertouren, Unterkünften und vielem mehr....

https://www.azoren-online.com/

Und die Wetterseite ist wirklich ganz besonders gelungen und hilfreich:

https://www.azoren-online.com/azoren/ak ... ndex.shtml
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

Ein Link den ich vergaß.....

Auf Facebook postet der Autor von Azoren-online.com mittlerweile tägliche Nachrichten von den Azoren:

https://www.facebook.com/Azorennews/?ref=py_c
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

Ein weitere Fajã die einen Besuch lohnt ist die langgestreckte, der Südküste vorgelagerte Fajã de São João. Die Fajã ist auf einer teils schmalen mit Serpentinen gespickten Straße auch mit dem Wagen zu erreichen. Außerdem führt der Küstenwanderweg durch die Fajã de São João , und vor allem das von Westen kommende sehr lange Teilstück, dass in mehreren heftig steilen Auf - und Abstiegen die FajãS der Südküste verbindet, gilt als eine der schönsten Wanderstrecken der Azoren.

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Da sich aber an diesem Tag die Insel die ganze Zeit über wolkenverhangen bis regnerisch präsentiert hatte, und wir überhaupt froh waren nach recht langer Anfahrt diese Inselecke mit der Chance auf etwas Sonne entdeckt zu haben, zogen wir nicht einmal ein Teilstück dieser Tour in Betracht. Außerdem muss man auf dieser Strecke selbst wenn man nur mal von Fajã zu Fajã und zurück wandern möchte bereit sein extrem steile Aufstiege von teils über 400 Metern in Kauf zu nehmen.....es sei denn man nimmt sich ein Taxi für den Rückweg, oder trampt, was von Fajã zu Fajã aber da die Verbindungsstraßen immer erst über das Hochland führen eine zeitintensive Angelegenheit sein dürfte. Wobei das trampen an sich recht gut klappt auf den Azoren und angesichts des teils äußerst dünnen Busnetzes auch von einigen Touristen praktiziert wird.

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Glücklicherweise riss es genau an diesem Küstenabschnitt immer mehr auf und die Ausblicke über die steil abbrechende Südostküste und hinunter zur Fajã de São João waren großartig. Und kurze Zeit später tauchte sogar der Ostzipfel von Pico aus den Wolken auf.....

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Wie so oft ist schon die Anfahrt zur Fajã ein kleines (Fahr)Erlebnis, wobei diese Strecke nicht ganz so atemberaubend ist, wie etwa die extrem schmale Abfahrt zur Fajã dos Cubres oder die lange, mit etlichen Panoramen gespickte Abfahrt zur Fajã dos Vimes.

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Unten angekommen entschieden wir uns einen kleinen Spaziergang entlang des Meeres und durch den Ort zu unternehmen. Man passiert sogleich ein schönes kleines Kirchlein aus dem Jahre 1899 und wird von der einzigen Straße durch die Häuser des Ortes geleitet.

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Im ganzjährig milden und feuchten Mikroklima der Fajã werden verschiedenste Gemüsesorten angebaut, aber auch Bananen, Orangen, Kaffee, Taback und Wein.

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Und ein großer Drachenbaum ziert das "Dorfzentrum" auch.....

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Zwischendurch sah es manchmal noch nach Regen aus und ab und an tröpfelte es auch kurz, aber insgesamt wurde das Wetter eher besser. Oben im Hochland war es noch kühl gewesen, hier unten war es bei etwa 23 Grad angenehm warm.Wobei die gefühlte Temperatur durch die traditionell fast tropisch anmutende Luftfeuchtigkeit der Azoren deutlich höher erschien. Eine Luftfeuchtigkeit von an die 90% ist im August und September auf der Zentral - und Westgruppe ganz normal. Die Wassermassen die unser Raumentfeuchter in unserer Unterkunft auf Flores täglich aus der Raumluft entzog waren wirklich beeindruckend. Auf der Ostgruppe mit der Hauptinsel Sao Miguel soll die Luftfeuchte aber merklich darunter liegen.

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Längst nicht mehr alle Häuser der Fajã de São João sind dauerhaft bewohnt, manche werden nur an den Wochenenden, oder im Sommer wenn die Auswanderer auf Heimaturlaub kommen, genutzt. Ganzjährig sollen hier nur noch etwa drei dutzend Menschen leben.

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Wie alle Fajãs verfügt auch diese über einen kleinen geschützten Anleger für die Boote. Das Meer um die Azoren herum gilt als äußerst artenreich und noch relativ intakt, da die Azoren als einige der wenigen Regionen der EU gelten in denen noch halbwegs nachhaltig gefischt wird.

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Am Ortsende geht die Kopfsteinpflasterstraße in eine Piste über und führt rasch in die Kiesbucht Baia da Areia hinüber.

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Wir waren bei beiden Sao Jorge Besuchen in der Fajã, und schon beim ersten mal fielen mir die Unmengen an Drachenbäumen auf, die dort oben in der Steilwand oberhalb des Ortes wachsen. Nur in dem fotografierten Teil der Steilwand dürften wenn man sich die sehr kleinen jungen Dragos, die noch kaum aus der Vegetation herausragen, dazudenkt 70 oder mehr Drachenbäume wachsen. Das ist die größte Konzentration an kanarischen Drachenbäumen die ich bisher gesehen habe - und scheinbar gänzlich unbeachtet, bzw. unbekannt. Zumindest habe ich nirgendwo eine Erwähnung dieser Population gefunden. Eigentlich hatte ich im zweiten Urlaub vor zu schauen ob es vielleicht einen Zugang zu diesen Dragos gibt. Da aber der Einfahrtsbereich zur schmalen Piste, die von der Serpentinenstraße in etwa in Richtung der Dragos führte, zugeparkt war, und kein weiterer Parkplatz vorhanden war, blieb es leider bei der Absicht. Und eine lange, steile Anwanderung ohne zu wissen ob das die richtige Fährte ist, wollten wir lieber vermeiden.

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Was uns immer wieder bei den Drachenbäumen der Azoren aufgefallen ist, ist das die Krone viel öfter über eine ausgeprägte Schirmform verfügt. Zudem hatten wir den Eindruck, dass die Dragos niedriger im Wuchs sind als auf den Kanaren, was vielleicht ein Zugeständnis an die viel heftigeren Winde der Azoren sein könnte.

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Das Nachmittagslicht wurde nun immer schöner und auch die Nachbarinsel Pico enthüllte sich mehr und mehr.....

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Mittlerweile begann die Piste gen Steilwand anzusteigen und kurz darauf erreichten wir ein markantes verlassenes Haus und den westlichen Abschluß der Fajã de São João. Hier drehten wir angesichts der recht fortgeschrittenen Nachmittagszeit und des folgenden steilen Auf - und Abstiegs nur zur nächsten Faja lieber um und gingen auf demselben Weg wieder zurück.

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Der schon bekannte Rückweg nun mal ohne Worte....

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Den gelungenen kleinen Ausflug beschlossen wir dann bei leckerem Kaffee auf der Terrasse des Cafe Agueda. Falls wir es aber noch einmal nach Sao Jorge schaffen sollten, müssen wir unbedingt mal ein Stück des südlichen Küstenweges erwandern. Und die Dragos sind ja auch noch da.....

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Deleted User 815

Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Deleted User 815 »

Vielen Dank für die exklusiven Eindrücke, Berichte und die exzellenten Photographien. Ich werde die Azoren im Sommer 2023 zum ersten Mal bereisen und freue mich über dieses Orientierungpaket sehr.

Nebenbei: Amazon Prime zeigt gerade die Dokumentation „Traumhafte Azoren“
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Re: Azoren Impressionen

Beitrag von Lee »

Faial ist mit 173 km² die fünftgrößte Insel der Azoren und damit schon deutlich kleiner als El Hierro. Mit etwa 15.000 Einwohnern gehört sie allerdings schon zu den etwas dichter besiedelten Inseln des Archipels. Bekannt ist die Insel hauptsächlich durch Horta, seine hübsche von vielen alten Häusern geprägte Hauptstadt, die als Zwischenstopp bei Atlantiküberquerungen unter Seglern weltweit einen legendären Ruf geniest. Faial trägt aufgrund der Unmengen an blauen Hortensien die auf der Insel wachsen auch den Beinamen Ilha Azul.

Landschaftlich ragen auf der Insel vor allem zwei vulkanisch geprägte Attraktionen heraus. Zum einen die Ponta dos Capelinhos, ein erst 1957 entstandener Vulkan, der damit zugleich der jüngste oberirdische Vulkan des Archipels ist. Das zweite Highlight der Insel ist die mächtige Caldeira von Faial, die das Inselzentrum dominiert.

Da wir nur drei Tage für den Faial Besuch zur Verfügung hatten und der Wetterbericht nicht gerade beständig schönes Wanderwetter versprach, beschlossen wir die Umrundung der Caldeira lieber gleich am ersten Tag zu versuchen. Das Wetter sah von hier unten in Horta zwar gemischt aus, und mit stärkerer Tendenz zu Bewölkung als zu Sonnenschein, aber sowas kann sich ja auch umkehren. In großer Eile fuhren wir schnurstraks ohne irgendwelche Zwischenstopps durchs anfangs noch sonnige Hochland zur Caldeira hinauf.

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Als wir am Aussichtspunkt ankamen schien es aufreißen zu wollen und wir konnten noch einige Blicke in den östlichen Teil des Kraters werfen, doch dann zog es blitzartig zu.

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Die Wolken waberten über den Kraterrand ünd füllten die Caldeira mehr und mehr. Dabei wurde es immer kühler, und die geschätzen 10 Grad hier in 1000 Meter Höhe fühlten sich durch die hohe Luftfeuchtigkeit eher noch deutlich kälter an.

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Die kleinen Wolkenfälle waren zwar schön anzuschauen, aber die Aussicht von der gepriesenen schönen Aussicht auf die vier Nachbarinseln nichts erhaschen zu können, und auch auf die Umrundung der Caldeira verzichten zu müssen, ließ selbst mich als ausgewiesenen Wolkenwaberfan kapitulieren - da blieb nur der Rückzug. Außerdem standen uns ja noch zwei Tage für einen weiteren Versuch zur Verfügung.

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Zwei Tage später - an unserem letzten Tag auf Faial - erschien das Wetter deutlich sonniger, so dass wir einen weiteren Anlauf unternahmen die Caldeira von Faial zu umrunden. Dieses mal machten wir auch ein paar kurze Stopps um das lieblich-schöne Hochland und die traumhaften Pico-Blicke der Insel genießen zu können.

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Der Straßenrand wurde immer wieder von großen, teils noch nicht verblüten Hortensienkolonien und knorrigen Bäumen gesäumt. Herrlich - wie aus dem Azorenbilderbuch!

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Bei schönstem Azorenlicht und berauschenden Blicken auf die Nachbarinsel fuhren wir höher und höher ins Bergland hinauf und die Vorfreude auf die Höhenwanderung stieg immer mehr.

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Dann erreichten wir den Caldeirarand, und dieses mal konnte man den gesamten Krater sehen. Die imposante Caldeira von Faial hat einen Durchmesser von bis zu zwei Kilometern und gipfelt an der Kuppe des Cabeco Gordo auf 1037 m. Dabei fallen die Innenwände des Kraters größtenteils sehr steil zum 400 Meter tiefer gelegenen Kratergrund ab. Der Abstieg zum sumpfigen Kratergrund ist nur mit einem Nationalparkguide erlaubt um die über 50 seltenen, endemischen Pflanzen, die dort unten im Schutz des Krater gedeihen, zu schützen.

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Bis zum gewaltigen Ausbruch des Capelinhos an der Nordwestküste der Insel im Jahr 1957 soll ein tiefblauer wunderschöner See den Kratergund gefüllt haben. Im Zuge der Eruption und der begleitenden Erdbeben verschwand er, und übrig blieb leider nur der kleine Weiher im Ostteil des Kraters.

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Bei recht sonnigem, aber durch den merklichen Wind recht kuhlem Wetter machten wir uns auf den Weg die Caldeira entgegen dem Urzeigersinn zu umrunden.

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Im westlichen Teil des Kraters ragen zwei sich durch die Erosion heraus witternde Prä-Roques aus den ansonsten recht ebenmäßig abfallenden Kraterwänden heraus.

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Unter herrlichen Ausblicken stiegen wir auf dem teils matschigen Pfad entlang des Kraterrandes in Richtung Cabeco Gordo an und alles deutete auf eine tolle Wanderung hin....

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Ich weiß noch, dass ich kurz darauf zu Nancy sagte: "Schau mal dahinten, diese dunkle Wolkenfront weit entfernt auf dem Meer", aber kein Foto davon machte, weil ich das ganze noch nicht richtig einordnen konnte und dachte, dass man viel Zeit hätte....das änderte sich aber als wie aus dem nichts die ersten heftigen Sturmböen über den Kraterrand jagten.

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Aus meiner Perspektive hatte es so ausgesehen als wenn die Wolkenfront noch mindestens zwanzig Kilometer entfernt gewesen wäre und vielleicht gar nicht die Insel streifen würde, aber nun waren die dunklen Wolken schon nach ein paar Minuten über uns! Solch so schnell, und so drastisch wechselndes Wetter haben wir noch kaum anderswo erlebt. Zwischen sehr sonnigem Wetter und dem Ankommen dieser saukalten und sehr stürmischen Front lagen nur ein paar Minuten, und das ganze war in den Wetterberichten auch nicht angekündigt worden.

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Andere Wanderer, wie das Pärchen mit den roten Outdoor Jacken wappneten sich kleidertechnisch gegen das Wetter und drehten sofort um, wir hingegen verharrten völlig gebannt von dieser Wetterstimmung mit ihrem faszinierenden Licht und sogen die Szenerie auf. Außerdem waren wir ja gerade erst fünfzehn Minuten unterwegs und der Parkplatz noch in Sichtnähe.....so unangenehm konnte dieser kurze Rückweg ja nicht werden.

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Das Licht wurde dann immer magischer, da es die Sonne immer wieder vermochte durch die tief hängende, dunkle Wolkenschicht zu dringen. Man fror sich zwar trotz dickem Fleece und Windbreaker im eisigen Sturmwind sonst was ab, aber diese Lichtstimmung erschien uns zu beeindruckend um sofort umzudrehen.

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Aber auch das sehr nette Pärchen in den roten Regenjacken konnte sich doch nicht so schnell losreißen und verharrte etwas länger als nötig. Wir lernten die beiden am nächsten morgen sogar noch beim Frühstück kennen, da sie auch im Jardim do Triangulo wohnten. Dabei stellte sich heraus, dass sie sehr ähnliche Inselwander-Vorlieben wie wir teilen und auch schon völlig begeisterte La Palma Wanderer waren.

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Kurz danach entlud sich dann von einer Sekunde auf die andere was die ganze Zeit in der Luft gelegen hatte.....ein monströser Wolkenbruch in den sich kltzekleiner, aber eisiger Graupel mischte brach über uns herein. Mein erster Gedanke war, die Kamera muss sofort in ihre Tasche und in den Rucksack, das überlebt sie nicht....Der zweite Gedanke war, Du musst sofort die Regenjacke überziehen.....Nun rächte sich, dass ich mich nicht vorher gegen den Regen gewappnet hatte und nur auf das faszinierende Licht geschaut hatte. Bis ich überhaupt die Kameratasche rausgewühlt und die Kamera verstaut hatte, war ich schon klltschnass. Und bei diesem Sturm die flatternde Regenjacke im ersten Versuch anzuziehen wollte leider auch nicht gelingen. Der vorher so kurz erschienene Rückweg war dann wirklich kein Spaß mehr. Die Hose war in kürzester so nass als wenn sie gerade ungeschleudert aus der Maschine gekommen wäre, und der Graupel fühlte sich bei diesem Wind fast wie Nadelstiche im Gesicht an.

Letztendlich hatten wir aber sogar noch in zweifacher Hinsicht Glück gehabt. Wenn uns dieses Wetter nicht am Anfang der Tour, sondern auf halber Strecke erwischt hätte, wäre es wirklich unangenehm geworden....außerdem hatte ich mich am morgen, kurz bevor wir das Haus verließen, daran erinnert, dass wir genau für solch Fälle eigentlich immer einen kompletten Satz Ersatzklamotten im Auto haben. Dieses mal hatten wir diese Vorsichtsmaßnahme einfach vergessen.....Puh, Glück gehabt! So brauchten wir beim Wagen einfach nur die Kleidung zu wechseln und konnten direkt zu weiteren Inselerkundungen durchstarten, und mussten nicht durchnässt und verfroren zum Haus zurückfahren.

Ein wenig schade ist schon, dass ich keine Aufnahmen von diesem Wetter mehr gemacht habe, aber da mochte selbst ich nicht mehr fotografieren.....vernünftiger war es garantiert.

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Das verrückte und extrem unterschiedliche Wetter setze sich dann ansatzlos fort - nur etwa fünfzehn Autominuten später und nur ein paar hundert Höhenmeter tiefer herrschte glücklicherweise herrlichstes sonniges und warmes Sommerwetter! Als wenn es den Regensturm auf dem Caldeirakamm gar nicht gegeben hätte.....

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Wir fuhren gen Nordküste und durchquerten unter traumhaftem Wolkenhimmel eine völlig unbesiedelte, idyllische Kulturlandschaft wie aus dem Azoren-Bilderbuch.

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Irgendwann hielten wir einfach an einer schönen Stelle an und setzten uns neben eine Weide, schauten den Kühen zu, und ließen uns von der Sonne wieder aufwärmen. Wenn einer unserer Azoren-Urlaubstage dem Archipel Klischee der vier Jahreszeiten an einem Tag entsprochen haben sollte, dann war es dieser....

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