TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

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Eisi (gelöschter User weil inaktiv)

Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von Eisi (gelöschter User weil inaktiv) »

Kaimu chain of crater rd.JPG
Leider ist die Realität eine andere wie hier recht gut zu lesen ist.
Lieber Carlos, die Realität ist keine andere. Die Realität ist immer nur das, was man reininterpretieren bzw. "herauslesen" möchte oder kann.
Ich werde auch möglichst genau erklären warum. Vorab: Die Aussagen von Hr. Calvo, ohne ihn diskreditieren zu wollen, haben erstaunlich (sogar erschreckend) wenig Substanz. Ich denke er hat sein Statement dahingehend formuliert, dass er die verständlich großen Erwartungen und Hoffnungen der Bevölkerung auf ein normales Maß reduzieren wollte.

Zu den Fakten:

1.) Der Kilauea auf Hawaii ist ein ewiger Dauerbrenner und spuckt nahezu durchgehend seit 1983 gigantische Lavamengen, zuletzt 2020. Kein noch so großer Depp, würde sich angesichts dessen durch oder über die Lava kämpfen, um eine Straße zu bauen, bei der man sehr realistisch davon ausgehen muss, dass nach Monaten oder wenigen Jahren alles wieder verschüttet ist.

2.) Das Gebiet war und ist nahezu völlig unbesiedelt. Der Bedarf bzw. Bevölkerungsdruck eine aufwendige Straße bauen zu müssen, ist hier äußerst gering, sogar gleich null, wenn man vom Vulkantourismus absieht.

[Pkt 1.) + 2.) sind in 3 Minuten nachgegoogelt.]

3.) "Keine der verschütteten Straßen wurde bisher wieder geöffnet"
Das will ja auch keiner. Die Aussage ist zwar nicht falsch, aber höchst tendenziell und für mich daher regelrecht ärgerlich. Gebaut werden muss erstmal nur eine einzige Trasse und zwar ohne sich durch 30 Meter Lava zu baggern. Von der Wiederherstellung der alten Straßenverläufe träumt hoffentlich keiner, das wäre ja irre. Die Aussage von Hr. Calvo: "...sind diese Straßen immer noch nicht geöffnet worden...." ist entsprechend Makulatur, weil gar nicht erstrebenswert. Es sollte klar sein, dass wir zunächst nur von einer einzige Piste, wahrscheinlich aus verfestigtem Schotter reden. Diese wird oben auf der wenig bearbeiteten Oberfläche aufgeschüttet, mehr ist nicht drin. Das man vor kurzem unter Lava verschüttete Straßen über Jahre hinweg nicht wiedereröffnen kann, ist völlig unbestritten und daher eine äußerst banale Aussage.

4.) "Es dauert Jahre bis man die Lava bearbeiten kann" (Hinsichtlich Straßenbau)
Siehe Punkt 3.) Die Lava kann und soll ja auch nicht nennenswert bearbeitet werden. Wir wollen einfach nur oben drüber fahren und das geht definitiv, sobald sich eine tragfähige Oberschicht gebildet hat. Aufwendig wird sein, die Piste zu überwachen, weil es, besonders bei und nach Regen zu Ausgasungen kommen kann, die dann gesundheitsgefährdend sein könnten. Es käme also u.U sogar relativ häufig zu Sperrungen der Piste, aber das ist in Kauf zu nehmen.

5.) "Es gibt Abschnitte, in denen es unmöglich wäre, zu arbeiten, und die Technologie für eine solche Menge an Materialien ist sicherlich komplex und fast nicht vorhanden" (gemeint ist Hawaii).
Wenn es solche Abschnitte gibt, dann gibt es zwangsläufig auch Abschnitte wo es geht. Ansonsten hätte ein Wissenschaftler vom Kaliber des Hr. Calvo nämlich klar gesagt: "Es gibt keine Abschnitte in denen es möglich wäre".
[Kurze Anm.: Merkt der eine oder andere nun, wo der Hase langläuft?]

"Die Technologie ist komplex", ja das wird sie wohl sein. Und sie ist "fast nicht vorhanden". Was soll das heißen? Gibt es nun die Technologie und ist welche vorhanden oder ist sie fast aber dann auch wieder nicht wirklich vorhanden?
Ich denke, Hr. Calvo will uns damit sagen: Es wird sehr teuer und sehr schwierig, aber es ist nicht unmöglich. Bravo!

6.)"An vielen Stellen, an denen früher Straßen verliefen, haben sich die Lavaströme nicht 15, sondern mehr als 30 oder sogar 40 Meter hoch aufgetürmt."
Da sind wir wieder bei Punkt 3.) und 4.). Irrelevant - die früheren Straßen sind weg. Weg ist weg. Wie hoch sich die Lava türmt, hat großen Einfluss auf die Abkühlungszeit im Inneren. Wenn aber die Oberfläche ausreichend erstarrt und stabil ist, kann man sie obenauf befahren. Daran glaubt auch der bekannte Wissenschaftler Dr. Küppers, Vulkanologe LMU München.

7.) "Der Lavastrom, der zum Meer hinunterfließt, hat in den flachen Gebieten im unteren Teil des Aridane-Tals eine größere Materialanhäufung, wobei Straßen entlang einer 3,1 km langen Strecke vollständig verschüttet wurden." "Im oberen Teil ist der Vulkankegel bereits so weit angewachsen, dass er die ehemalige Straße von San Nicolás erreicht hat. Diese Straße wäre bereits unter dem Kegel"
Immer wieder bezieht sich Calvo auf die ehemaligen Straßen. Kein Wort von alternativen Querungsmöglichkeiten. Es ist schlichtweg egal, wieviel Km Straße verloren gegangen sind.

Bei genauer Analyse des Berichtes wird sehr offensichtlich, dass Hr. Calvo wissentlich und recht geschickt die eigentliche Kernfrage umschifft, ohne Falschaussagen zu treffen oder gar das Volk zu belügen. Mal ehrlich, ich kenne mich ein wenig mit PR aus. Der Trick ist noch älter als die Bibel.
Das Expertenteam wird sich daran machen, die geeignetste Querungsstelle zu finden und dann wird vielleicht sogar Herr Calvo persönlich das Kaninchen aus dem Hut zaubern und stolz verkünden, dass eine gangbare Zwischenlösung gefunden wurde. La Palma kann aufatmen, eines der Hauptprobleme wird jetzt tatkräftig und in höchstem Tempo angegangen.
In meinen Ohren klingeln solche Loblieder jetzt schon...

Die Aussagen von Hr. Calvo sind ein Paradebeispiel für eine taktische Herangehensweise. Man umschifft das Kernproblem und beschreibt, was drum herum schon mal gar nicht geht und ausgeschlossen werden kann. Den Knalleffekt hebt man sich dann für den Moment auf, ab dem man die alles entscheidende heilsbringende Botschaft verkünden kann.

Mich regt ein bisschen auf, dass Hr. Calvo vorgibt, die umherwabernden Gerüchte und Vergleiche mit Hawaii zerstreuen zu wollen, um dann keine zwei Sätze später über eben genau diese Verhältnisse auf Hawaii zu referieren und mehrfach zu versuchen, einen Zusammenhang mit La Palma herzustellen, den es eigentlich nur rudimentär, also im Bereich vulkanologischem Grundwissens geben kann. Für solche Vergleiche sind die Verhältnisse Kilauea - La Palma viel zu unterschiedlich, dessen sollte sich Hr. Calvo eigentlich bewusst sein.
Ich will dem guten Mann nichts, es ist nur leider Standard, dass die besten Wissenschaftler (das ist er wohl zweifellos) die schlechtesten PR-Leute ever sind. Man sollte diesen renommierten Mann seine Arbeit machen lassen und nicht in überwiegend rhetorischer Absicht und mit unpassenden Vergleichen zur Beeinflussung dessen auf das Volk loslassen. Sowas geht fast immer in die Hose. Man denke nur an Corona und die Vielzahl an PR-Katastrophen, wenn sich gestandene Wissenschaftler vor den Karren haben spannen lassen. Der Effekt kann durchaus groß sein, doch nicht wenige "Kapazitäten" berichten später, dass sie das so niemals wieder machen würden.

Nun, was jetzt? Locker bleiben und abwarten. Noch ist Holland nicht verloren. Im Gegenteil sogar, ich werte diesen eher substanzlosen Bericht, wie schon erwähnt, als Vorbereitung auf das, was dann auf einmal durch Zauberhand doch realisiert werden kann.

Meine Meinung. Wenn ich komplett daneben gelegen habe, Asche über mein Haupt. Ich werde dann bei unserem übernächsten Aufenthalt im Valle hier posten, in welcher Bar ich sitze und mit allen die mögen und vorbeikommen auf meine Rechnung Dorada bis zum Abwinken reinschmeißen. (So sicher bin ich mir halt). Warum erst beim übernächsten Mal? Wir kommen im Frühjahr 22, dann steht die Piste noch nicht. Beim übernächsten Mal bin ich sehr zuversichtlich, selber drüber zu fahren.

Zwei Sachen noch...

1.) Nachtijall, ick hör Dir trappsen:
"Es ist sogar von einem ehrgeizigen Plan die Rede, der in Kürze bekannt gegeben werden soll...."
, steht ganz weit unten in dem ominösen Artikel. Na, wenn das nicht bedeutet, dass das Kaninchen schon im Zylinder steckt, dann weiß ich es nicht. Jetzt sollte der Groschen aber endgültig gefallen sein, oder? :mrgreen:

2.) Hier, siehe das Bild oben, direkt nebenan vom Kilauea, der Pu'U' O'O', auch ein Dauerbrenner von 1983 bis 2018. Schon länger kann man da bequem auf seiner Lavadecke herumfahren. Welch doch eigentlich unmögliches Wunder, aber Hr. Calvo sprach ja nur vom Kilauea und nicht vom direkten Nachbarn (immer genau hinhören und lesen ;-) ).
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carlos (selbst gelöschter User)

Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von carlos (selbst gelöschter User) »

Ich habe den Artikel weder geschreiben noch bewertet.
Fand ihn aber diskutierenswert, deshalb auch die Übersetzung da nich jeder mit einem Tranlator umgehen kann und Google die Seite abolut nicht übersetzen wollte.

Meine Meinung zu diesem Thema und mögliche (unqualifiierte) Lösungsvorschlage habe ich in diesem Forum schon im September und Oktober gepostet.
Tip:sende dein Post als Leseresponse zu El Time, weil ich finde der hat Hand und Fuss sowit ich das ohne jegliches Fachwissen beurteilen kann. :goodpost:
Ansonsten geht und ging es niemals darum die Strassen auf dem alten Bett zu erneuern, sondern immer nur um die höchst wahrscheinlichste Möglichkeit eine Einzige schnellstmöglichst zu erstellen und später eine Permanente wenn man mit der Lava besser umgehen kann.

Ich habe es genossen deinen Response zu lesen, auch wenn wir in einigen Punkten unterschiedlicher Meinung sind.
Ich bin gespannt ob und wie die Strasse geführt wird.

Zuerst hatte ich auch mit einer Küstenstrasse, die Lavahüpfen via Brücken spekuliert nachdem mein Verbindung via Autofähre verspottet wurde. Dann kam eine Vulkan Ostumgehung via der LP2 und der C St Nicolas auf den Tisch. Nach den neusten Entwicklungen bin ich froh, das ich das nicht zu entscheiden habe.
:stammtisch:
Eisi (gelöschter User weil inaktiv)

Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von Eisi (gelöschter User weil inaktiv) »

Moin :)

Ich hab deinen ElTime-Artikel ganz ehrlich ebenso genossen, gestaunt und gedacht "och nööö..."

Jetzt wollte ich es mal ganz genau wissen und hab den Herrn Calvo mal bei Linkedin gecheckt. Jetzt wundert mich nicht mehr viel....

Er ist: "Head of Scientific Outreach, PR and Communication Management bei INVOLCAN" und "Head of Scientific Outreach and PR & Communication Management" bei Fugit Ltd. Holding (Real State Management, Gambling, Stock Markets Investments)
Bis 2010 hat er als geologischer Forschungsassistent im Bereich Emission von Gasen und flüchtigen Stoffen (mit-)gearbeitet. Außer seinen diversen anderen Jobs ist er auch bei RTVE Presenter und Scriptwriter von TV-Sendungen.

Meine kritische Betrachtung dieses ominösen Artikels kam von daher nicht von ungefähr.
Das war tatsächlich (ich unterstelle mal gut gemeinte) PR. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich ärgere mich jetzt ein bisschen, dass ich nicht direkt mal gecheckt habe, wer Herr Calvo ist. Das ist normal das erste, was ich tue, wenn ich tendenzielle Berichterstattung lese (Erstmal gucken, wer denn der angebliche Experte ist) aber ich war so getriggert von dem Bla-Bla, dass ich mich zu vorschnell an die Gegenrede gemacht habe.
Aber schaut es euch mal an und entscheidet selbst, ob der Mann für solch elementar wichtige Problemlösungen die notwendige wissenschaftliche Expertise mitbringen könnte...


ElTime hat sich mit diesem Artikel meines Erachtens auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert...
Der Qualitätsjournalismus ist nun mal vom Aussterben bedroht, was will man machen...
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Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von Don Juan »

Hallo @Eisi,

verrätst du mir bitte, ob du "nur" interessierter Laie bist, oder eine wissenschaftliche Vorgeschichte in Bezug zur Vulkanologie hast. Wenn du das schon irgendwo geschrieben hast, tut es mit leid, dass ich es nicht im Kopf gespeichert hat. Aber man wird nicht jünger.
Schönes Wochenende noch
"„Die Erde ist ein Ganzes. Die Menschheit ist ein Ganzes. Der Kosmos ist ein Ganzes. Und ich selbst bin dies Ganze.“

Carlos Castaneda, "Die Lehren des Don Juan"
carlos (selbst gelöschter User)

Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von carlos (selbst gelöschter User) »

@Eisi
Hiermit ernenne ich dich feierlich zum offiziellen Bullshit Detektor
Anbei eine Scala für deine weitere Verwendung
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sterntaler
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Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von sterntaler »

Ich kann mir nur vorstellen, dass die Lave mit Brückenstrassen überbaut wird. Das wird aber sowieso dauern. Bin gespannt wie das Problem behoben wird.
Eisi (gelöschter User weil inaktiv)

Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von Eisi (gelöschter User weil inaktiv) »

Wer sind denn wohl die wahren Vulkanologen, wenn sie doch so genau wissen, dass man über Jahre hinweg sowieso nicht hinbekommt eine Trasse über die Lavadecke zu bauen?
carlos (selbst gelöschter User)

Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von carlos (selbst gelöschter User) »

das sind 700 Meter Freitragende Brücke von Mount Todoque zu Las Norias
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... %C3%BCcken
carlos (selbst gelöschter User)

Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von carlos (selbst gelöschter User) »

La Palma 2022
der erste Fahradwed über die Lava ist fertig ...
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Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von Anke »

Eisi hat geschrieben: Sa 13. Nov 2021, 17:28 Wer sind denn wohl die wahren Vulkanologen, wenn sie doch so genau wissen, dass man über Jahre hinweg sowieso nicht hinbekommt eine Trasse über die Lavadecke zu bauen?
Das verstehe ich jetzt nicht.
Was haben die Vulkanologen mit dem Bau einer Trasse zu tun? :gruebel:
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Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von mrjasonaut »

Das mit der Brücke erinnert mich an Lissabon.
Wir waren dort zur Expo anno 20xxdunnemals. Da hatten sie kurzzeitig die längste Brücke Europas. Dazu am Tejo die breiteste Stelle dafür ausgesucht, wir waren echt verwundert.
Wenig später wurde das dann von der Malmö Brücke über den Öresund ge-top'ed.

Also, gebt Aridane eine Chance.
Habt Ehrfurcht vor den Pflanzen, denn alles lebt durch sie. J.W.v.Goethe
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Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von don.ronaldo »

carlos hat geschrieben: Sa 13. Nov 2021, 18:03 das sind 700 Meter Freitragende Brücke von Mount Todoque zu Las Norias
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... %C3%BCcken
Ne, da bin ich dagegen. Die verschandelt ja die schöne Landschaft. :mrgreen:
Menschen sind einfach sonderbar, auch ich. (Elisabeth Scott, SZ 28.7.2023)
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Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von aurora »

Brücken verbinden. Gibt es tatsächlich irgendwo auf der Welt eine Brücke, die als Schandfleck empfunden wurde? Sind doch eigentlich immer sehr nützliche und sehr beeindruckende Bauwerke.

Nachtrag/PS: Zugegebenermaßen war ich auch immer eine Befürworterin des "Puente de las Angustias".
carlos (selbst gelöschter User)

Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von carlos (selbst gelöschter User) »

don.ronaldo hat geschrieben: Sa 13. Nov 2021, 20:35
carlos hat geschrieben: Sa 13. Nov 2021, 18:03 das sind 700 Meter Freitragende Brücke von Mount Todoque zu Las Norias
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... %C3%BCcken
Ne, da bin ich dagegen. Die verschandelt ja die schöne Landschaft. :mrgreen:
nah, die wird Schwarz angepinselt und passt sich damit automatisch der Landschaft an.
think Goth
Eisi (gelöschter User weil inaktiv)

Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von Eisi (gelöschter User weil inaktiv) »

Don Juan hat geschrieben: Sa 13. Nov 2021, 10:00 Hallo @Eisi,

verrätst du mir bitte, ob du "nur" interessierter Laie bist, oder eine wissenschaftliche Vorgeschichte in Bezug zur Vulkanologie hast. Wenn du das schon irgendwo geschrieben hast, tut es mit leid, dass ich es nicht im Kopf gespeichert hat. Aber man wird nicht jünger.
Schönes Wochenende noch
Hallo @ Don Juan

Dein persönliches Interesse an meiner beruflichen Laufbahn überrascht aber ehrt mich auch ein wenig. Bist Du so nett und erklärst mir kurz den genaueren Hintergrund Deiner Frage?
Dein nicht jünger werdender Kopf funktioniert prächtig. Ich habe mich hier bisher noch nicht über meinen Werdegang geäußert.
Wenn es nicht so wichtig war, können wir uns aber auch gerne weiterhin über Fakten und Problemlösungen austauschen.
Dir auch einen schönen Sonntag noch...
Eisi (gelöschter User weil inaktiv)

Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von Eisi (gelöschter User weil inaktiv) »

carlos hat geschrieben: Sa 13. Nov 2021, 23:24
don.ronaldo hat geschrieben: Sa 13. Nov 2021, 20:35
carlos hat geschrieben: Sa 13. Nov 2021, 18:03 das sind 700 Meter Freitragende Brücke von Mount Todoque zu Las Norias
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der ... %C3%BCcken
Ne, da bin ich dagegen. Die verschandelt ja die schöne Landschaft. :mrgreen:
nah, die wird Schwarz angepinselt und passt sich damit automatisch der Landschaft an.
think Goth
Eine Hängebrücke mit ~ 700m Stützweite kostet über den Daumen > 50 Mio. €, vermutlich weit mehr. Jährliche Unterhalts- und Wartungskosten exklusive.

Nach einigen Jahren wird sie nicht mehr benötigt, da es dann wieder ein Verkehrswegenetz am Boden geben kann.
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Don Juan
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Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von Don Juan »

Eisi hat geschrieben: So 14. Nov 2021, 14:32 Bist Du so nett und erklärst mir kurz den genaueren Hintergrund Deiner Frage?
Dies würde mir helfen, deine interessanten Anregungen und Vorschläge besser einzuordnen. Ich bin kein "Wissenschaftsgläubiger" und weiß auch, dass es manchmal angezeigt ist, den background zu hinterfragen, aber es macht (zumindest für mich) doch einen Unterschied zu den Thesen eines "Amateurs". Wobei dies keinesfalls abwertend gemeint ist.
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Eisi (gelöschter User weil inaktiv)

Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von Eisi (gelöschter User weil inaktiv) »

@Don Juan

Ich denke, es kommt auf die Expertise an, die man sich eingeholt hat, bevor man seine Thesen in die Welt setzt. Wenn man sich die Mühe macht, Konzepte und Thesen auf ihre eventuelle Umsetzbarkeit zu überprüfen, sowohl die eigene, als auch die von anderen, kann man im Falle eines darauf folgenden fruchtbaren und sachlichen Diskurses auf sehr wohl spannende und realistische Lösungen kommen. Das ist der Sinn und die Essenz der meisten Inhalte hier in diesem und jedem anderen Forum.
Jeder hier möchte informiert sein, macht sich perspektivische Vorstellungen, wann denn dieser grässliche Vulkanspuk endlich vorbei sein wird und wie es dann weitergehen könnte. Hierfür wird z.B. täglich über Gasaustrittsmengen, Erdbebentiefen, oberen und unteren Magmakammern, Druckverhältnisse, Magnituden, Tremor und vielem mehr, also alles in allem über hochkomplexe Vorgänge am und im Vulkan debattiert. Das ist gut und auch wichtig, aber warum tun wir das? Weil wir den Angaben und den meisten Interpretation zunächst einmal unvoreingenommen gegenüberstehen, obwohl vermutlich niemand Seismologie, Geologie oder Vulkanologie studiert hat (sorry, wenn mich irre). Und doch machen wir uns hier ein insgesamt ziemlich gutes Bild von der Gesamtlage und tauschen uns vernünftig aus. Wenn wir uns aber stets fragen würden, welche persönliche Expertise ein jede(r) hier mitbringt, dann können wir den größten Teil dieses Forums schlichtweg dicht machen.
Auch die Herren Siebold, Märkle, Frey und etliche andere müssten demzufolge ihre Blogs eigentlich schließen, denn ihre persönlichen Meinungen und Prognosen wären mangels fachlicher Qualifikation in Vulkanologie regelmäßig doch nicht mehr als "nur" ein Blick in die Glaskugel mit vagen Vermutungen. Und doch lesen viele deren Interpretationen sehr gerne, weil es hilft, die Dinge einzuordnen. Das ist gut, das hilft, weiter so...
Was ich hiermit einmal grundsätzlich ansprechen wollte, ist die Unsinnigkeit, wider besseren eigenen Wissens Beiträge indirekt in Frage zu stellen, in dem man suggeriert, dass der Autor keine ausreichende Qualifikation für seine These hat. Bringt uns das weiter? Wenn ich einem Beitrag nicht gänzlich vertrauen kann, investiere ich (ggf. viel) Zeit (das muss dann halt sein), um die Angaben zu checken und ggf. auch sehr kritisch zu hinterfragen, wenn es sein muss. Mir ist dann in einem Forum für normalsterbliche Teilnehmer völlig egal, wieviel Expertise da wohl hinterstecken mag. Ich lese sehr gerne auch über Seilbahnen, Hängebrücken, Lavastraßen, Hubschrauber und Landungsboote (die es sogar schon gibt). Gerne noch mehr davon...
Anschließend wäge ich ab, bilde mir meine eigene Meinung und versuche diese mit Überprüfungen abzusichern.
Wenn mir das gelingt, spreche ich das an und hab dann die Mindesterwartung, das die mit einer anderen Meinung wenigstens ein Mindestmaß an Substanz in ihren Aussagen aufweisen können. Darauf kann man dann aufbauen.

Zur Expertise: Ich bin während der Katastrophe, wie ich hier schon mitgeteilt habe, auf Dr. Ulrich Küppers, Vulkanologe LMU, München aufmerksam geworden, weil er eine anerkannte Kapazität ist, seit 2008 jedes Jahr auf LP forscht und ab Mitte Oktober mit einer Forschungsgruppe direkt vor Ort mitten im Geschehen war. Wenn man den Anspruch hat, fundierte Aussagen zu treffen, ist man gut beraten, solche Leute einfach mal zu kontaktieren. Das habe ich getan und befinde ich mich gegenwärtig in einem überraschend angenehmen und informativem E-Mail-Austausch mit Dr. Küppers und ich bemühe mich, ihm nicht all zu viele Löcher in den Bauch zu fragen. Auf die für mich wichtigsten Fragen habe ich stets überraschend schnell sehr interessante Antworten erhalten. Besonders erwähnenswert war z.B. seine Einschätzung, dass eine Schotterpiste über die Lavadecke im Aridanetal nach bereits "einigen Monaten" sehr wohl möglich sein könnte. Vor allem weil sich mafische Lava unter 600°C verfestigt. Sie glüht dann weiter, ist dann aber halt nicht mehr flüssig, sondern formstabil und entsprechend belastbar. Ich interpretiere in solche Fachmeinungen eher Optimismus, was man mir wohl kaum vorwerfen kann und ich bin der Wissenschaft gegenüber offensichtlich aufgeschlossener als Du, Don Juan. Genau solche Unterschiede machen es aber aus und schaffen andere/neue Betrachtungswinkel, wie ich finde.
Wie gesagt, eine Diskussion mit hintergründiger Herabwürdigung zu führen, in dem man bei seinem Gegenüber vorne weg den Stand seiner Vorbildung bzw. seinen fachlichen Hintergrund abfragt, ist nach meiner Überzeugung eher schädlich für eine Gemeinschaft wie diese. Ich sehe das nicht als Wettbewerb, wer denn hier die meiste Ahnung und die beste Bildung hat. Hier wollen doch alle, den jeweiligen Möglichkeiten entsprechend ihren Beitrag zum Sachstand leisten, auch mal mitreden, oder sich einfach nur möglichst gut informieren. Also lassen wir es doch bitte sein, regelmäßig danach zu fragen, wer man denn sei und welche Expertise man denn hätte. Letztendlich hat man die- oder denjenige(n) doch nur latent diskreditiert und den Rechtfertigungsdruck erhöht. Das Ergebnis ist, dass sich engagierte Menschen mit interessanten Ansätzen, die aber vlt. nicht besonders selbstbewusst sind, zurückziehen, weil sie es scheuen, sich wiederkehrend erklären zu müssen bzw. unter Druck zu stehen. Aber auch auf alle hier unbetroffenen etablierten Dauerteilnehmer hat das auf Dauer Auswirkungen, denn sie spüren diese fragwürdige Forumskultur und halten sich erfahrungsgemäß zurück, anstatt frei ihre Meinung zu äußern oder ganz angstfrei auch mal eine "saudumme" Frage zu stellen. Eine gut funktionierende (Forums-)Gemeinschaft macht aber genau das aus. Unterschwelliges Nachhaken á la "Wer bist Du denn...?" sind, wie gesagt, schädlich, letztendlich für alle.
Wenn man einen Beitrag als "absoluten Blödsinn" einschätzt, kann man ihn einfach ignorieren. Wenn ein Beitrag als interessant und diskussionswürdig erscheint und man nicht nur den Daumen nach oben zeigt, sondern dazu etwas sagen möchte, sollte man sich mit der neuen oder ungewöhnlichen These ein wenig beschäftigt haben, nachfragen, selbst recherchieren und bestenfalls etwas sachliches beitragen, anstatt zu fragen: "Bist Du Vulkanologe?" Solche Fragen werden m.M.n langfristig zu Forumskillern (für mich eher nicht, aber u.U. für manch andere).
Ich hoffe, dass ich dazu anregen und beitragen kann, das gute Miteinander hier aufrechtzuerhalten.
Und nein, ich habe keine herausragenden Kenntnisse in Vulkanologie, das muss ich auch nicht. Ich denke, so lange meine Beiträge konstruktiv genug sind, dass sie nicht schon nach 3 Minuten googeln widerlegt oder in der Luft zerrissen werden können, ist das auch ok so.
In diesem Sinne... lasst uns weiterhin ergebnisoffen und mit Respekt diskutieren.
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Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von Don Juan »

@Eisi
Danke für deine ausführliche Antwort. Das wäre aber überhaupt nicht notwendig gewesen, denn ich würdige keinesfalls Antworten herab, die von einem "Amateur" kommen und habe dies bei deinen Beiträgen auch innerlich nicht so empfunden. Im übrigen stehe ich (fast) jeglicher Wissenschaft aufgeschlossen gegenüber. Und ganz sicher habe ich nicht in dem Sinn von "wer bist du denn" nachgefragt, sondern einfach nur, weil es mich interessiert hat. Und ich werde deine Beiträge weiterhin mit Interesse lesen, auch oder obwohl du kein Vulkanologe bist. Nur werde ich in keine Diskussion einsteigen (können), denn ich könnte nur aus dem Bauch heraus diskutieren. Und das ist keine gute Grundlage. Aber ich habe vor jedem Respekt, der sich intensiv damit beschäftigt und seine fundierten Ansichten weitergibt.
Ich bin sehr gespannt wie die Sache weitergeht und freue mich, wenn ich wieder nach Puerto Naos in die Anlage La Muralla hoch oben am Hang kommen kann. Auf welchem Weg werde sehen.
Wobei ich aus dem Bauch heraus sage, dass ich an das angesprochene Seibahnprojekt am wenigsten glaube.
Einen guten Wochenstart und auf weitere Erkenntnisse
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Carlos Castaneda, "Die Lehren des Don Juan"
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Re: TAJOGAITE - Inselverkehr, postvulkanisch

Beitrag von Laxwolf2 »

Nun ja ,
Eine Piste sei machbar in kurzer Zeit, da die Lava ab 600 Grad ausreichend abgekühlt ist und sich „formstabil“ verhält.
Klingt nicht schlecht - allerdings sind übliche Reifen derart heißem Untergrund wohl nicht gewachsen.
Werden sich verformen, vermutlich explodieren.
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