E-Mobilität

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AQQU
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Re: E-Mobilität

Beitrag von AQQU »

nils.k hat geschrieben: Di 11. Mai 2021, 14:15 Das (manueller Eingriff in die Netzstabilität) würde also auch automatisiert erfolgen können?
Könnte schon. Sollte aber nicht. Siehe aktuellen Cyberangriff auf die US Ölpipeline, oder den in "BLACKOUT" beschriebenen Auswirkungskaskade. Lieber zum Telefon greifen und mit dem Mann vor Ort klären was gerade Sache ist. Man hat ja zumindest 15 Minuten Zeitscheiben (Strompreisbörsen-Intervalle) um zu agieren. "BLACKOUT" und das beschriebene Szenario, ja es ist ein Roman der genrebedingt auch mal überzeichnet, wird in den entsprechenden deutschen Ministerien sehr ernst genommen.

nils.k hat geschrieben: Di 11. Mai 2021, 14:15 Ich dachte, gerade der Stromtransfer z.B. von Norwegens Pumpspeicherwerken könnte unser Defizit bei weiterer Abschaltung von grundlastfähigen Kraftwerden ausgleichen! Dafür würde dann in Norwegen mit unserem Stromüberschuss tagsüber das Wasser wieder hochgepumpt werden. Da könnten wir doch die "inseleigene" deutsche Speicherung von Strom erheblich reduzieren. Oder wo ist dabei der Haken?
Der Stromüberschuss ist aktuell nur an Ausnahmetagen, nicht über das Jahr, gegeben. Überschuss lieber vor Ort aufbrauchen (H2, P2G, Eisspeicher, was auch immer). Desto dezentraler, desto besser. Dies ist natürlich nicht im Sinne der grossen Energieversorger, und der damit verbandelten Politik.

Nachfolgend ein paar Zahlen von Prof. Volker Quaschning:
Der Anteil erneuer­barer Energien am deutschen Brutto­strom­verbrauch hat im Jahr 2020 fast 46 Prozent erreicht. Dies waren fast vier Prozentpunkte mehr als 2019. Der Rückgang des Stromverbrauchs durch die Coronakrise war eine der Ursachen für den Anstieg. Der Ausbau erneuerbarer Energien, vor allem der Windkraft, erfolgte hingegen relativ langsam. Im Jahr 2014 überholten die erneuerbaren Energien erstmals die Braunkohle bei der Strom­erzeugung. Konven­tionelle Kraft­werke werden immer mehr zurück­gedrängt, die nur über einen verstärkten Export ihre Erzeugungs­mengen aufrechterhalten können. Die Windkraft an Land lieferte den größten Beitrag, gefolgt von der Photovoltaik und der Biomasse. Für einen wirksamen Klimaschutz sollte ein Anteil von 100 % bereits bis deutlich vor 2040 angestrebt werden. Dazu muss das Ausbautempo allerdings erheblich gesteigert werden. Das Einhalten des Pariser Klimaschutzabkommens ist mit dem niedereigen Zubau nicht möglich.
Quelle: https://www.volker-quaschning.de/datser ... /index.php

Volker Quaschning in der taz (2020): "Faktenscheck Elektroauto"

Auch mit hinterherhinkendem Ausbau des deutschen Stromnetzes ist der Ausbau erneuerbarer Energien möglich - wenn diese dezentral und verbrauchernah installiert werden. Allein das Potenzial der Photovoltaik auf deutschen Dächern wird mit 200 GW abgeschätzt. Es ist damit rund viermal so groß wie die bislang insgesamt installierte Photovoltaikleistung in Deutschland. Werden erneuerbare Energien an der richtigen Stelle zugebaut, braucht eine schnelle Energiewende nicht auf den Netzausbau warten.

Ich empfehle als „Energie-FAQ“ auch einen Blick auf "EE-Mythen: Mythen rund um Erneuerbare Energien"

Um den Bogen wieder zurück zur E-Mobilität zu bekommen:
Netzstabilisierend würden auch E-Fahrzeuge mit Notstrom- bzw Inselnetzfähigkeit (V2L, V2H, V2G) wirken. Diese sollten zum Zwang bei der Beschaffung der öffentlichen Hand werden. Dies war u.a. eine der Erkenntnisse der japanischen Regierung im Nachgang der Katastrophe von Fukushima. Die Technik ist seit Jahren massentauglich und Firmen aus der Schweiz, wie z.B. EVTec.ch, haben entsprechende Wallboxen entwickelt, die jedoch mangels Nachfrage nie in die Massenproduktion gegangen sind. Auch Tesla liefert angeblich das Model 3 bereits seit Jahren mit der V2G Fähigkeit aus, jedoch wurde diese noch nicht für die Kunden freigeschaltet. Staatliche Nachfrage bzw. staatliche Zielvorgaben können hier helfen. Zusätzlich sollte sichergestellt werden, z.B. nur entsprechende Nationale Vorschriften, dass alle neuen E-Fahrzeuge möglichst bald verpflichtend die Fähigkeit der “Selbstregelung” bereitstellen, um im Fall von Netzstörungen nicht zu einer Verstärkung dieser Störung (was heute leider der Fall ist) sondern zu einer Stabilisierung des Netzzustandes beizutragen. VW's MEB-Plattform soll dies ebenso bereits unterstützen (wird noch freigeschalten, wenn sie erst einmal die Standardsoftware im Griff haben...), wie die koreanischen Fahrzeuge Hyundai IONIQ5 oder Kia EV6.
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Josch
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Re: E-Mobilität

Beitrag von Josch »

@ AQQU
Sehr aufschlußreiche Erklärungen......Respekt.

Zu Norwegen:
Deutschland kann sich mit Norwegen und erneuerbaren Energien wohl nicht vergleichen.
Alleine schon wegen der Bevölkerungsdichte !

Und mit Offshore ( Nordsee....Strom bis nach Bayern ) , dann ist ja jetzt wohl klar ?
Es geht wohl nicht mit " normaler" Wechselspannung.

Die Frage bleibt:
Da wir in Deuschland erst um die ca. 50 % ? erneuerbarer Energie haben,
und aus dem Netz unsere E -Autos "tanken",...........und es werden ja immer mehr,
woher kommt denn dann der zusätzliche Strom ??......( 50 % ? ....also für mich sollten es schon 100 % plus X sein ).
Gruß nach La Palma

( da sieht die Lage wohl etwas besser aus )
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AQQU
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Re: E-Mobilität

Beitrag von AQQU »

Josch:
Da wir in Deuschland erst um die ca. 50 % ? erneuerbarer Energie haben, und aus dem Netz unsere E -Autos "tanken", ... und es werden ja immer mehr, woher kommt denn dann der zusätzliche Strom ?
Man kann (und sollte als hehres Ziel) 100% EE anstreben, wenn dann 100-x dabei herauskommt, auch gut, und viel besser als heute. Auf La Palma wären 100% EE viel einfacher zu erreichen, dem ist so. Aber selbst in Deutschland sind die 100% drin, sagt u.a. das Fraunhofer Institut und die Technische Universität München.

100 % erneuerbare Energien für Bayern bis 2040
Bayern kann sich im Jahr 2040 zu hundert Prozent mit erneuerbaren Energien versorgen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Lehrstuhls für Energiesysteme der Technischen Universität München und des Zentrums für angewandte Energieforschung.

Das neue deutsche Klimaschutzgesetz sieht eine Reduktion der CO2-Emissionen um 65% bis 2030 vor.
Nach Berechnungen des Fraunhofer Instituts benötigt man dafür:
200 GW Solar
144 GW Wind
84 GWh Kurzzeitspeicher

Fraunhofer Institut: Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem 2050
Die deutsche Energiewende im Kontext gesellschaftlicher Verhaltensweisen – Update unter einer Zielvorgabe von 65% CO2-Reduktion in 2030 und 100% in 2050: Studie

Um auf das Beispiel Norwegen zurückzukommen: Batterien und Pumpspeicherkraftwerke passen sehr gut zusammen. Batterien haben eine hohe Dynamik, gute Wirkungsgrade bei kleinen Leistungen und limitierte Speicherkapazität. Pumpspeicher bieten hohe Speicherenergien und gute Wirkungsgrade bei hohen Leistungen.

Der Casus knacksus ist ja:
- ohne E-Auto keine (billigen) Akkus
- ohne (billige) Akkus keine Energiewende
- da PV einen Mittagspeak hat --> E-Auto als Kurzzeitspeicher ("steht er, lädt er")

Wo kann und sollte dann in DE der bis zur vollständigen Wende zusätzlich benötigte Strom herkommen? Idealerweise aus GuD-Kraftwerken. Jaja, fossile Brennstoffe... Aber mit hohem Wirkungsgrad und akzeptablen Emissionsverhalten. GuDs erzeugen (selbst) bei Erdgas weniger CO2 als der Benziner.

Wie schon geschrieben: es ist primär ein politisches Problem. Ja, es geht langsam voran, aber wird voran gehen und Änderungen werden kommen. Zum Guten, aus EE-Sicht.

Wenn man auch gerne CO2 und Klimakrise drüber schreibt: E-Autos werden auch wegen des PeakOil produziert. Klimawandel dient auch als “Cover Story”, da PeakOil einfach zu abstrakt ist, und damit kein persönlicher Horror erzeugt werden kann. Bei einer PeakOil-Debatte gäbe es kaum eine Fridays-for-Future-Bewegung.

Laut dem World Energy Outlook müsste sehr viel in neue Produktion investiert werden, um die Fördermengen zu halten. Dies ist jedoch in den letzten Jahren nicht nicht passiert. Ohne diese Investition halbiert sich die Fördermenge "normalen" Erdöls bis 2025 um die Hälfte! Der Zuwachs der letzten Jahr kommt offenbar primär vom NGL (Natural Gas Liquide) - also den Abfallprodukten der Erdgasproduktion. Öl wird nicht von heute auf morgen alle sein, aber es wird immer teurer / umweltschädlicher an Öl heranzukommen.

Letztendlich: es ist viel zu schade, und zukünftig viel zu teuer, Erdölprodukte in ineffizienten Verbrennungsmotoren zur Fortbewegung (Autos) zu verschwenden, da es mittlerweile bessere Alternativen gibt. Denn: Mineralöl ist Bestandteil von sehr vielen Produktionsprozessen und Produkten - wie z.B. pharmazeutische Erzeugnisse. Ohne die bezahlbare Verfügbarkeit der Resource Erdöl haben wir ein riesiges(!) gesellschaftliches Problem.

Mir geht es nicht darum, dass jetzt jeder von Euch Elektroauto fährt um dadurch "die Welt zu retten". Es geht mir um den Blick auf das grosse Ganze, und das Verständnis und Wissen für Dinge die da passieren und kommen werden.
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Re: E-Mobilität

Beitrag von AQQU »

Zurück zur Elektromobilität als greifbares und verständliches Thema: Wir waren gerade mit unserem alten Tesla (BJ Q4/2014 135kkm, 8% Batteriedegradation) bei Freunden, über den Bergen bei den sieben Zwergen. Viel hoch und runter, dadurch langsame Geschwindigkeit. Moderat warm, aber nicht kalt. Vom Terrain gut mit La Palma vergleichbar. Der Tesla wäre auf der Insel nicht meine erste Wahl. Dort ist das kleine Sparbrötchen von Nils K. definitiv sinnvoller. Jedoch: selbst mit dem dickem schweren Auto und grossen Rädern ist bei moderater Geschwindigkeit und vielen Höhenmeters ein beeindruckend geringer Verbrauch möglich.

Hinweg bei 13°
Strecke: 154 km
Reisezeit: 2:16h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 68 km/h
Höhenmeter: aufwärts 3625m, abwärts 3089m
Durchschnittsverbrauch: 187 Wh/km
Gesamter Verbrauch: 29 kWh

Rückweg bei 16° (wir sind erst zur nächsten Stadt zum sightseeing gefahren, von dort dann die Daten bis nach Hause)
Strecke: 131 km
Reisezeit: 1:33h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 76 km/h
Höhenmeter: aufwärts 2714m, abwärts 2891m
Durchschnittsverbrauch: 153 Wh/km
Gesamter Verbrauch: 20 kWh

Energie hin- oder her: es ist die wahre Freude mit dem Elektroauto Passstrassen und Serpentinen zu fahren. Ein wunderbarer one-pedal flow, mit jederzeit verfügbarem Schub - ohne Turboloch :-)
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Re: E-Mobilität

Beitrag von Wanderbär »

Schon während der Erdöl(mini)krise von 1974 hörte (oder las) ich folgenden Ausspruch (ich weiß nur nicht mehr von wem):
Erdöl und Kohle sind viel zu kostbare Rohstoffe, um sie sinnlos zu verbrennen!
Danach aber war nie mehr wieder etwas in dieser Richtung zu vernehmen!
Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?!
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jot
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Re: E-Mobilität

Beitrag von jot »

"Mir geht es nicht darum, dass jetzt jeder von Euch Elektroauto fährt um dadurch "die Welt zu retten". Es geht mir um den Blick auf das grosse Ganze, und das Verständnis und Wissen für Dinge die da passieren und kommen werden."


Jo mei, ich habe da so meine Probleme, wie es denn so mit der Elektromobilität laufen kann. Ich lebe in HH und wenn ich mir die ganzen Kisten da draußen angucke, wie soll das gehen? Woher soll die Ladeinfrastruktur kommen?
Allein bei den Bedingungen der Beschaffung der Grundstoffe für die Akkuherstellung dreht sich mir der Magen um und u.a. die Menge der Grundstoffe ist auch endlich.
Wenn schon akkubasierte Mobilität, dann vielleicht mit tauschbaren Akkus an umfunktionierten Tankstellen, die sich um das Aufladen und die Wartung kümmern, wie es ja bei LKWs angedacht wird.
Mein Favorit wäre eindeutig eine Wasserstoff-Technologie, die aber aufgrund einer fadenscheinigen Wirkungsgradanalyse abgelehnt wird. Wenn man schon Windkraftanlagen abschaltet, weil man den Strom nicht mehr unterbringen kann, dann lasst sie doch laufen und Wasserstoff prodozieren.
Den Wirkungsgrad bei den anderen Technologien sollte man sich schon mal genauer ansehen.
CU Jürgen
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Josch
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Re: E-Mobilität

Beitrag von Josch »

Mit dem Wasserstoff, na, ja....das ist so eine Sache ?
ich hatte mich ja zu diesen Thema hier ja schon geäussert.
Was ich persönlich gut finde ist : man kann wohl Wasserstoff ( bis ca. 10% ? ) mit ins
Erdgasnetz einspeisen.
Zu Erdgaskraftwerken ist wohl noch zu sagen, sie reagieren schnell auf Schwankungen im Netz.
"Kohle glüht einfach zu lange nach", und Erdgas ist wohl auch umweltfreundlicher !
Das heißt wohl auch, der Ausgleich bei Windschwankungen geht schneller.
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Re: E-Mobilität

Beitrag von AQQU »

Jahrzehntelang fristete Batterieforschung ein Nischendasein. Es gab schlicht (ausserhalb der militärischen Anwendung) keinen Markt und wirtschaftliches Interesse. Dies hat sich nun geändert, und die Technologie wird sich stetig weiter entwickeln. Nächster Halt: Feststoffbatterien und für den stationären Betrieb Salzwasserbatterien. Dann ist hoffentlich auch das "aber die Rohstoffe" Stammtischargument passé. Frage an die Bedenkenträger: ihr hinterfragt das bei jedem der abermillionen Produkten die abermillionen oder gar abermilliardenfach hergestellt werden?

Elektrofahrzeuge sind Bestandteil eines Energiesystems, welches sich gerade um Umbruch befindet. Deren Batterien werden einst als dynamisches Speichermedium für Spitzen der Stromerzeugung benötigt um nicht noch einmal Batterien on-top produzieren zu müssen. Das limitierende Element ist nicht der Rohstoff, sondern die Produktionskapazitäten für Zellen. Mit drei Gigafactories kommt man nicht weit. Ja, auch die Ladeinfrastruktur muss ausgebaut werden. Norwegen hat auch hier vorgemacht: problemlos machbar. Wollen tut man müssen. E-Autos sind natürlich keinesfalls lupenreine Umweltschützer (am Besten ist immer noch KEIN AUTO > kein Rohstoff-/Flächen-/Energieverbrauch, keine Verkehrstoten), aber man sollte deren Auswirkungen in Relation setzen zu Diesel-und Benzin-Fahrzeugen. Vom Verkehrsmittel Auto will man sich ja nicht verabschieden. An Nigeria lässt sich ablesen, was die Ölförderung anrichtet: https://www.bloomberg.com/features/2020 ... pollution/

Grosser Fehler: Geht nicht vom jetzigen Status Quo aus um eine Entwicklung/Technologie zu bewerten. Versucht (da tut sich das menschliche Gehirn schwer) das Weiterentwicklungspotential interpolierend zu betrachten.

Batterie-Nerds gefällt vielleicht das amerikanische Hörbuch: "The Powerhouse: Inside the Invention of a Battery to Save the World" welches die Entwicklungsgeschichte hin zur Lithium-Ionen-Batterie erzählt. Das Buch zeigt schön das damalige undankbare Umfeld der Batterieforschung auf. Es ist allerdings wirklich nur Batterie-Nerds zu empfehlen, da staubtrocken wie eine vor langer Zeit ausgelaufene Alkalibatterie.

PeakOil heisst nicht, dass es kein Öl mehr gibt. Es wird nur immer unwirtschaftlicher dieses zu fördern. Hinzu kommt ein Nachfrageeinbruch, welcher wiederum Investitionen in die Erschliessung bremst. Die Ölmultis satteln ein neues Pferd: das der Erneuerbaren Energien. Ein paar weitere Quellen zu Peak Oil, und wie die Öl-Industrie die Lage einschätzt:

Bloomberg: Peak Oil era is suddenly upon us
https://www.bloomberg.com/graphics/2020 ... y-upon-us/
A year ago, if anyone in the petroleum business had suggested that the moment of Peak Oil had already passed, they would have been laughed right off the drilling rig. Then 2020 happened. As a once-in-a-century pandemic played out, British oil giant BP Plc in September made an extraordinary call: Humanity’s thirst for oil may never again return to prior levels. Even OPEC, the unflappably bullish cartel of major oil exporters, suddenly acknowledged an end in sight—albeit still two decades away. Taken together these forecasts mark an emerging view that this year’s drop in oil demand isn’t just another crash-and-grow event as seen throughout history.
BP in 2018:
Peak oil? We'll be using oil for "many decades to come" & "little reason" to think it'll "fall sharply" after peak…

BP in 2020:
"Peak oil" was in 2019 and demand could fall 50% in 20yrs

BP report: Oil is dying, long live green energy

Shell, in a Turning Point, Says Its Oil Production Has Peaked

Energy executives say U.S. oil production has peaked

Oil Companies Wonder if it’s Worth Looking for Oil Anymore

Wasserstoff bei PKWs? Volkswagen sagt Nein: Wasserstoff oder Batterie? Bis auf Weiteres ein klarer Fall
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Josch
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Re: E-Mobilität

Beitrag von Josch »

Salzwasserbatterien ? Die wären ja O.K.
Aber sind die nicht sehr groß ?
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Re: E-Mobilität

Beitrag von AQQU »

Jau, gross - daher erstmal nur für stationären Einsatz. Schaumermal was die Zukunft an wilden neuen Batterien bringt.
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Re: E-Mobilität

Beitrag von AQQU »

Spanien verbietet Autos mit Verbrennungsmotor
Spanien will in wenigen Jahrzehnten klimaneutral werden. Schon ab 2040 ist deshalb der Verkauf von Diesel- und Benzinautos untersagt. Zehn Jahre später dürfen sie gar nicht mehr auf die Straße.
Spiegel Online: Spanien beschliesst Klmaschutzgesetz und Verbrennerverbot
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Re: E-Mobilität

Beitrag von nils.k »

Und nach dem 26. September zieht Deutschland da mit. :grin:
La paz comienza con una sonrisa.
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Re: E-Mobilität

Beitrag von Jens »

Und nach dem 26. September zieht Deutschland da mit.


Du meinst , mit unserer Bundeskanzlerin Analena Baerbock ? Bin gespannt wer Vizekanzler wird und wie grün die Welt wird , Blühende Landschaften zum Zweiten ?
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Theo aus Herne
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Re: E-Mobilität

Beitrag von Theo aus Herne »

AQQU hat geschrieben: So 16. Mai 2021, 12:30 Jahrzehntelang fristete Batterieforschung ein Nischendasein. Es gab schlicht (ausserhalb der militärischen Anwendung) keinen Markt und wirtschaftliches Interesse.
Das ist nicht ganz richtig, die Akkutechnik hat sich stetig weiterentwickelt.
Letzendlich kann das an der Raumfahrt, Notfallakkus, Mobiltelefonen und vielem mehr beobachtet werden.
Richtig ist die nun immer stärker einsetzende Entwicklung von Fahrzeug Akkus.
Es fehlte halt der Markt in dem Bereich.

Dies hat sich nun geändert, und die Technologie wird sich stetig weiter entwickeln. Nächster Halt: Feststoffbatterien und für den stationären Betrieb Salzwasserbatterien. Dann ist hoffentlich auch das "aber die Rohstoffe" Stammtischargument passé. Frage an die Bedenkenträger: ihr hinterfragt das bei jedem der abermillionen Produkten die abermillionen oder gar abermilliardenfach hergestellt werden?
Wenn die Produkte Einfluß nehmen auf mein persönliches Leben, aber sicher. Du etwa nicht :shock:
Elektrofahrzeuge sind Bestandteil eines Energiesystems, welches sich gerade um Umbruch befindet. Deren Batterien werden einst als dynamisches Speichermedium für Spitzen der Stromerzeugung benötigt um nicht noch einmal Batterien on-top produzieren zu müssen. Das limitierende Element ist nicht der Rohstoff, sondern die Produktionskapazitäten für Zellen.
Das ist eine genauso schöne Ansprache wie bei der Atomkraft :mrgreen:
Und die wurde quasi über Nacht beendet per Order de Mufti (Mutti).
Doch sie war einmal eine verheißungsvolle Zukunft und die Aufbruchstimmung war groß.
:clap:

Ja, auch die Ladeinfrastruktur muss ausgebaut werden. Norwegen hat auch hier vorgemacht: problemlos machbar.
Nicht ganz passender Vergleich aus meiner Sicht.
Norwegen hat eine viel geringere Bevölkerungsdichte und ist geologisch sehr bevorzugt für die Wasserkraft.


Wollen tut man müssen. E-Autos sind natürlich keinesfalls lupenreine Umweltschützer (am Besten ist immer noch KEIN AUTO > kein Rohstoff-/Flächen-/Energieverbrauch, keine Verkehrstoten), aber man sollte deren Auswirkungen in Relation setzen zu Diesel-und Benzin-Fahrzeugen. Vom Verkehrsmittel Auto will man sich ja nicht verabschieden.
An Nigeria lässt sich ablesen, was die Ölförderung anrichtet: https://www.bloomberg.com/features/2020 ... pollution/
In Deutschland wurde ebenfalls Öl gefördert - vielleicht liegt es doch eher an den politischen Umständen um die Förderung herum ?

Grosser Fehler: Geht nicht vom jetzigen Status Quo aus um eine Entwicklung/Technologie zu bewerten. Versucht (da tut sich das menschliche Gehirn schwer) das Weiterentwicklungspotential interpolierend zu betrachten.
Munter voran sagten die Führer der Lemminge kurz vor der Klippe,
die den Abgrund verdeckte...
:mrgreen:
Scherz beiseite, eigentlich nicht schlecht, doch etwas breitere Grundlagen und echte weitergedachte Ausführungen sollten schon getroffen werden.
Sonst endet das Ganze wie mit der Riester-Rente :crazy:
Die war ja mal ein ganz großer Wurf unserer Politik und gut durchdacht.


Wasserstoff bei PKWs? Volkswagen sagt Nein: Wasserstoff oder Batterie? Bis auf Weiteres ein klarer Fall
Ganz ehrlich, in dem Augenblick in dem die Politik bestimmt, die Gießkanne der Förderungen über den Wasserstoff zu halten und andere Förderungen, aus welchen Gründen auch immer zu minimieren,
hebt ein gewissenloser Konzern wie VW die Wasserstofftechnik in den Himmel.
Die Aussagen dieser Firma haben doch teilweise einen Betrugscharakter, schon vergessen ?
Den Brüdern kannst Du nicht mal bis zu Deinem Auspuff trauen
;)
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Re: E-Mobilität

Beitrag von AQQU »

Jahrzehntelang fristete Batterieforschung ein Nischendasein. Es gab schlicht (ausserhalb der militärischen Anwendung) keinen Markt und wirtschaftliches Interesse.
Theo aus Herne:
Das ist nicht ganz richtig, die Akkutechnik hat sich stetig weiterentwickelt.
Letzendlich kann das an der Raumfahrt, Notfallakkus, Mobiltelefonen und vielem mehr beobachtet werden.
Richtig ist die nun immer stärker einsetzende Entwicklung von Fahrzeug Akkus.
Ich bleibe bei meiner Aussage, es geht um akademische Forschung - um Wissenschaft die das Thema einen grossen Schritt voran bringt. Es geht um Lehrstühle, um Forschungseinrichtungen die finanziell kurz gehalten wurden. Die heutigen Batterietechnologien gehen Jahrzehnte ins letzte Jahrtausend zurück ;-) Die Nickel-Metallhydrid Batterie (welche die Nickel-Cadmium Chemie ablöste) ging 1982 in Produktion. Die Lithium-Ionen-Batterie gibt es seit 1991 auf dem Markt.


Dann ist hoffentlich auch das "aber die Rohstoffe" Stammtischargument passé. Frage an die Bedenkenträger: ihr hinterfragt das bei jedem der abermillionen Produkten die abermillionen oder gar abermilliardenfach hergestellt werden?
Theo aus Herne:
Wenn die Produkte Einfluß nehmen auf mein persönliches Leben, aber sicher. Du etwa nicht :shock:
Natürlich schon. Aber wir sind statistisch nicht bedeutend… :-( „Das Gros“ kennt das Thema „Rohstoffe“ nur als Beissreflex bei Elektroautobatterien - die Nachwirkung der Anti-Elektro-Lobby Medienaktivitäten - macht sich aber sonst keine Gedanken um nix…

Eine Romanempfehlung, bei der das Thema Rohstoff kurz angeschnitten wird: Die Trisolaris SciFi Trilogie von Liu Cixins. Keine leichte Kost, kein Brandon Q. Morris… Zur Verteidigung gegen „heraneilende“ (dauert bei den Entfernungen im All dann doch ein paar Jahre mehr) Ausserirdische wird auf der Erde u.a. eine moderate Raumkreuzerflotte gebaut. Diese Aktion hat einen negativen Effekt auf die Erdvolkswirtschaften, da dadurch ein Gros der menschlichen Ressourcen gebunden sind. Plus, und das habe ich so noch nie gelesen gehabt: die Raumkreuzerbauaktivitäten verschlingen ebenfalls ein Gros der Rohstoffe der Erde.

Theo aus Herne:
Das ist eine genauso schöne Ansprache wie bei der Atomkraft :mrgreen:
Und die wurde quasi über Nacht beendet per Order de Mufti (Mutti).
Doch sie war einmal eine verheißungsvolle Zukunft und die Aufbruchstimmung war groß. :clap:
Politisch gewollt. Politisch abgeschafft. Die deutschen Energieversorger, Kohleverstromer vor dem Herren, mussten erst politisch auf Kurs gebracht werden. Die haben sich nicht freiwillig auf Atomstrom gestürzt. Deutschland durfte nach dem Zweiten Weltkrieg ein Jahrzehnt lang kein Atom anfassen. Als man wieder durfte, wollte man natürlich zeigen dass man wieder wer ist. Dazu wurde auch das Amt des Atomministers geschaffen - der da war: Franz-Josef Strauss. Die Energieversorger haben aber nun erkannt dass EE, anders als Atomstrom, kein „Groschengrab“ ist: Die Stromentstehungskosten von PV/Wind-Grossanlagen sind pro Megawatt geringer, als bei konventionellen Kraftwerken.

Laut Wikipedia subventioniert übrigens Grossbritannien den Neubau des Atomkraftwerkes Hinkley Point mit 100 Milliarden Euro. Dafür könnte man aber ordentlich EE-Anlagen aufbauen und speichern. Aber die werfen kein waffenfähiges Plutonium ab, auf die man als Atommacht natürlich nicht verzichten möchte.


Ja, auch die Ladeinfrastruktur muss ausgebaut werden. Norwegen hat auch hier vorgemacht: problemlos machbar.
Theo aus Herne:
Nicht ganz passender Vergleich aus meiner Sicht.
Norwegen hat eine viel geringere Bevölkerungsdichte und ist geologisch sehr bevorzugt für die Wasserkraft.
Ich schrieb Norwegen, und hatte Oslo als (vergleichbare) Grossstadt im Sinn.
Wirtschaftswoche: Von Norwegen lernen heißt E-Auto fahren lernen

Zahlen zu z.B. Anzahl von Ladepunkten oder BEVs pro Land, als auch die Publikation „EAFO policy paper: Europe on the electrification path towards clean transportation“, findet man übrigens auch beim
European Alternative Fuels Observatory. So ist z.B. die Niederlande in der EU führend was Ladepunkte angeht (2020: 66k), gefolgt von FR und DE (2020: 45k).
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jot
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Re: E-Mobilität

Beitrag von jot »

Ich bleibe bei meiner Aussage, es geht um akademische Forschung - um Wissenschaft die das Thema einen grossen Schritt voran bringt.
Also in meinen Augen eine Wette auf die Zukunft, ein Roman ist in meinen Augen ein nicht so tolles Argument.
„Das Gros“ kennt das Thema „Rohstoffe“ nur als Beissreflex bei Elektroautobatterien - die Nachwirkung der Anti-Elektro-Lobby Medienaktivitäten - macht sich aber sonst keine Gedanken um nix…
Soso…
Politisch gewollt. Politisch abgeschafft. Die deutschen Energieversorger, Kohleverstromer vor dem Herren, mussten erst politisch auf Kurs gebracht werden. Die haben sich nicht freiwillig auf Atomstrom gestürzt. Deutschland durfte nach dem Zweiten Weltkrieg ein Jahrzehnt lang kein Atom anfassen.
Da hat Theo schon Recht mit der Ähnlichkeit zur Atomindustrie, Deine Erklärungen zur Entstehung und Entwicklung finde ich zweifelhaft. Da gab es ja auch mal die die eierlegende Wollmilchsau schneller Brüter und wie, wir müssen das jetzt auch noch entsorgen? Die exorbitanten Gewinne der Stromkonzerne gab es auch nicht? Gefördert durch Steuergelder, abkassiert, Rückbau übernimmt der Steuerzahler.
Ich schrieb Norwegen, und hatte Oslo als (vergleichbare) Grossstadt im Sinn.
In Hamburg gibt es ca. 790K Kfz, in Oslo ca.160K, das ist in HH bzgl. der Ladeinfrastruktur deutlich problematischer. Interessant (neben der Subventionierung durch den norw. Staat) dazu:
https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/ ... 50364.html
Bitte nicht falsch verstehen: Ich finde Niels.ks Ansatz für ihn optimal, er hat nun mal seinen eigenen technisch hervorragenden Ladepunkt, was machen aber die Leute ohne eigenes Haus und Garage?
Zum Schluss: Was ist eigentlich mit dem Problem eines möglichen Akkubrandes? Hier in HH steckt die Feuerwehr in so einem Fall das Auto mangels Alternativen in einen mit Wasser gefüllten Container.
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Re: E-Mobilität

Beitrag von AQQU »

Ich bleibe bei meiner Aussage, es geht um akademische Forschung - um Wissenschaft die das Thema einen grossen Schritt voran bringt.
jot:
Also in meinen Augen eine Wette auf die Zukunft, ein Roman ist in meinen Augen ein nicht so tolles Argument.
Der Roman hat mit der Thematik Elektromobilität gar nichts zu tun, sondern war ein Seiteneinschub Richtung Endlichkeit der Rohstoffe - und dem ersten Mal dass dies in einem von mir gelesenen Sci-Fi-Roman thematisiert wurde.

Und ja, natürlich ist eine geplante Stossrichtung, ob in der Politik oder Wirtschaft, eine Wette auf die Zukunft. Man kann natürlich auch den Kopf in den Sand stecken - eben typisch Deutsch, ehemals Dichten und Denken - nun Zögern und Zaudern. Hat Deutschland in den Zweitausenderjahren weit gebracht…

In der Batterieforschung hat es in den letzten wenigen Jahren bereits vielversprechende neue Ansätze und Lösungen gegeben. Diese müssen nun „nur noch“ aus dem Labor auf die Fertigungsstrasse gebracht werden. Sie müssen skalieren und sich auch ausserhalb des Reinraums beweisen. Da wird schon was bei sein. Warum sollte es nicht so sein?

jot:
Da hat Theo schon Recht mit der Ähnlichkeit zur Atomindustrie, Deine Erklärungen zur Entstehung und Entwicklung finde ich zweifelhaft.
Jau, Theo hat Recht. Habe ich ja nicht in Abrede gestellt. Um deine Zweifel zu lichten: Ein Absatz aus der sehr lesenswerten Abhandlung der Bundeszentrale für politische Bildung: Utopie ohne Ökonomie: Aufstieg und Niedergang der Atomkraft in der westlichen Welt:
Es ist im Rückblick schon etwas paradox: Ausgerechnet Firmen wie RWE, die später zum Inbegriff des Atomstaats wurden, waren in den 1960er Jahren die größten Skeptiker. Aber es ging eben nicht um Prinzipien oder Gefahren, sondern um ökonomische Risiken, und alles hing von einer geschickten Verhandlungsstrategie ab. Das physikalische Prinzip interessierte kühle Buchhalter jedenfalls nicht. Mehr noch: Das utopische Ideal der 1950er Jahre entpuppte sich in den 1960er Jahren als Falle. In der Hoffnung auf das "friedliche Atom" hatten Regierungen Milliarden investiert, die klügsten Köpfe in die einschlägige Forschung gelenkt und ganze Bürokratien zur Förderung der Atomkraft geschaffen (…)

Ich schrieb Norwegen, und hatte Oslo als (vergleichbare) Grossstadt im Sinn.
jot:
In Hamburg gibt es ca. 790K Kfz, in Oslo ca.160K, das ist in HH bzgl. der Ladeinfrastruktur deutlich problematischer.
Da ist er wieder, der Blick aus dem Fenster, auf das Jetzt - und nicht jener in die Ferne und dass jetzt wahrgenommene Probleme sich auflösen können. Auch in HH wird sich die Anzahl der Fahrzeuge im privaten Eigentum (eh meist Besitz und nicht vollfinanziert) reduzieren. Junge Leute machen weniger oft den Führerschein, die Politik macht den motorisierten (egal welcher Antriebsart) Individualverkehr innerstädtisch noch unattraktiver, etc.

jot:
Bitte nicht falsch verstehen: Ich finde Niels.ks Ansatz für ihn optimal, er hat nun mal seinen eigenen technisch hervorragenden Ladepunkt, was machen aber die Leute ohne eigenes Haus und Garage?
Jau, ich finde seinen Ansatz ebenfalls für ihn optimal - chapeau dafür den Weg zu gehen, statt noch abzuwarten. Nils zeigt: es geht. Es gibt auch in/um HH genügend Mieter und Eigentümer die die Möglichkeit haben eine Lademöglichkeit an ihrem Stellplatz zu installieren. Viele tun es auch, dank des erfolgreichen und bereits wieder verlängerten Wallbox-Förderprogrammes der KfW. Es werden immer mehr, peu a peu. Und das ist auch gut so. Es braucht keinen von Null auf Hundert Ansatz. Es hat jetzt viele Jahre um sich entwickeln, Bewusstsein, Produkte und Infrastruktur.

jot:
Zum Schluss: Was ist eigentlich mit dem Problem eines möglichen Akkubrandes? Hier in HH steckt die Feuerwehr in so einem Fall das Auto mangels Alternativen in einen mit Wasser gefüllten Container.
Sie macht was sie bei Verbrennerfahrzeugen (sic!) mit Explosionsmotor auch tut: sie löscht. Anders als üblich, aber da sieht die FW kein grosses Problem drin.

Anekdote vom vergangenen Samstag. Unser Tesla war gerade an einer 22kW Ladesäule Strom schorcheln, während wir bei Freunden in deren Laden in der Altstadt zugegen waren. Rund zweihundert Meter weiter, am Parkplatzes des Bahnhofes fing ein Auto das Brennen an, ohne Fremdeinwirkung, warum auch immer. Die Feuerwehr rückte an und löschte. Im Laden war auch gerade eine Handelsvertreterin deren erster Kommentar war: „das ist bestimmt ein Tesla“. Nein, es war kein Elektrofahrzeug...
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Theo aus Herne
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Re: E-Mobilität

Beitrag von Theo aus Herne »

@AQQU
Akademische Forschung, schöne Nebelkerze, die Akkutechnologie hat sich stetig entwickelt.
Das ist doch eindeutig zu sehen, Smart-fones sind das einfachste und nächste Indiz dafür.
Große technische Sprünge werden oft nicht durch fortgesetzte, stetige Forschung angestoßen,
sondern durch Quereinsteiger, die eine zündende Idee haben.
Die akademische Forschung, öfter jedoch noch die praktische Forschung in den Firmen,
entwickelt diese neue Technik dann weiter.
Science Fiction Romane als Ideen oder Denkanstoß zu nehmen, sehr interessant.
Ich liebe sie und habe diverse in meiner kleinen Bibliothek.
Zu Ende gelesen stellt man sie wieder in das Regal und wendet sich anderen Dingen zu.
Das klappt doch nicht mit dem Leben und der Entwicklung von zig Millionen Menschen.
Wenn das Ergebnis nicht gefällt, kann der Deckel nicht einfach geschlossen werden und das Thema ist durch.
Übrigens, Mad Max ist auch ein SF Roman.
Die Protagonisten haben letztendlich ebenfalls auf Ihre Art Energie gespart :mrgreen:

Die Atomkraft war politisch gewollt und wurde ebenso abgeschafft - Du hast völlig recht.
Es gab keine Abstimmung darüber. Die Folgen bleiben aber uns, der Bevölkerung.
Genauso ist es mit der E-Mobilität.
Keine Abstimmung, überstürzte Aktion ohne feste Basis oder langfristige Planung.
Riesengewinne für die Industrie garantiert :mrgreen:
Entschieden hat die Politik in Zusammenarbeit mit der Großindustrie ( für die Interessen des mündigen Bürgers).

Über die Kosten der Kernkraft hast Du von mir nichts gehört, das ist nicht schlüssig.

Oslo ist an sich eine größere Kleinstadt, Norwegen gesamt hat kaum Einwohner, nur ca. 5,3 Millionen.
Und das soll jetzt auf uns mit kleinerer Fläche und 82 Millionen Einwohner übertragen werden ?
Da stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht.
Die geologische Bevorzugung Norwegens für Wasserkraft hatte ich schon erwähnt.
Übrigens können die noch zusätzlich in Windkraft machen mit ihrem Wind und ihrer Küstenlinie da im Norden.
Mal ein kleiner Exkurs, Norwegen ist ein sehr großer Öl- und Gasexporteur in andere Länder.
Und da wurde und wird noch richtig Geld mit verdient.
Und mit dem schmutzigen CO Export-Geld kann man dann zuhause prima den Saubermann geben und unweltfreundliche Energie fördern. Und taugt dann als gutes Beispiel für die Bösen, die das Öl und Gas verbrauchen.
Witzig, findest Du nicht ?

Interessant, wer führend ist mit Ladepunkten.
Interessanter wäre, wer hat ein ausreichendes Netz von Ladepunkten.
Da ist ein kleiner Unterschied.
Mal abgesehen von einem verbindlich gleichen Steckersystem.
Oder auch nur ein einheitliches Bezahlsystem.

Ich bin sehr für den Ausbau der alternativen Energien und der notwendigen Leitungstechnik.
Sogar mit Hochdruck und nötigenfalls mit zusätzlichen Kosten und gesetzlichem Zugriff auf
private Flächen- und Eigentumsrechte.
Wir können uns da eine großzügige Entschädigung für Enteignungen leisten.
Das macht Sinn, da wir rechnerisch (nicht praktisch) gerade mal die Hälfte des Stroms
aus alternativen Energien beziehen (sollen).
Aber laßt uns doch erst mal den Strom und /oder Wasserstoff produzieren und eine hundertprozentige Abdeckung dort erreichen. Also die Energie erzeugen !
Stecken wir unsere ganze Kraft, den Aufwand und Finanzen unseres Landes in dieses Ziel.
Da ist kein einziger Plan in Gange. Die Windkraft ist z.B. im Absinken.
Alte Anlagen werden zunehmen stillgelegt, Repowering ist größtenteils untersagt, ganz neue Anlagen werden kaum erstellt.
Windkrafthersteller in Deutschland schließen oder geraten zunehmend unter Druck.

Nun soll der Verkehr auf E-Mobilität umgestellt werden.
Riesenaufwand, Subventionen ohne Ende, Industrie jubelt, alles wird besser oder sauberer.
Alle Energie wird dort investiert, politisch gewollt, weniger CO ist das Nahziel.
Wirklich ? Das Benzin / Diesel wird eingespart, doch die Stromproduktion wird rapide ansteigen.
Muß ja, den die E-Mobile benötigen ja Strom.
Doch es wird ja alternativ nicht / kaum mehr produziert.
So bekommen wir mehr Gas, Braunkohle, Atomstrom. Alternativlos.
Das ist ja kein Nullsummenspiel mit der Stromerzeugung.

Ich persönlich, nur für mich, glaube, es handelt sich um einen schönen Zaubertrick der Politik.
Mit der E-Mobilität wird gewedelt und im Scheinwerferlicht geglänzt -
die eigentliche Entwicklung findet im Verborgenen statt und es geht für die Großkonzerne um
einige Billionen Euro, die es in der Zukunft abzugreifen gilt.
Halt ähnlich wie mit der Atomkraft....

Und das nervt mich ganz gewaltig :thumbdown:
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Re: E-Mobilität

Beitrag von AQQU »

@Theo:

Steckersysteme sind mittlerweile standardisiert. Wie auch damals bei Videosystem hat nicht der Bessere gewonnen, aber mei, es hat einen Standard: Für Wechselstrom (AC) - Typ2 - und für Gleichstrom (DC) - CCS. Letztere sind festangeschlagen, an den Schnellladern.

Bezahlsystem, mei. Da hat es gerade eine Änderung der entsprechenden Ladesäulenverordnung gegeben, aber auch da ist keiner so recht glücklich mit. Ja, nun muss ein Kartensystem akzeptiert werden - klingt erstmal gut, macht es aber wieder teurer und komplexer. Mittlerweile ist das Roaming kein Thema mehr. Die EnBW-Ladekarte, welche auch der ADAC ausgibt, wird nahezu überall akzeptiert - und das zu fairen Konditionen. Man kann es meist günstiger haben, dann muss man sich aber schon kümmern wollen. Das ist so wie früher die call-by-call-Anruferei: ja es geht immer etwas günstiger, aber der Aufwand ist dann die Ersparnis meist nicht wert. Woran es aber immer noch krankt: Preistransparenz. Je nach Roaming-Partner werden an der gleichen Ladesäule unterschiedliche Preise verlangt. Daher ist die EnBW/ADAC-Karte auch so beliebt. Ein Preis pro kWh AC, etwas mehr für DC. Keine Schindludereien wie Startgebühr, oder kWh plus noch einem Minutenpreis obenauf.


Das ist so wichtig, das will ich gleich noch einmal zitieren ohne gross zu kommentieren (ausser dass der Altmeier mit einer SpaceX Trägerrakete zum Mars befördert werden sollte!). Das kann man nicht oft genug wiederholen!:
Ich bin sehr für den Ausbau der alternativen Energien und der notwendigen Leitungstechnik.
Sogar mit Hochdruck und nötigenfalls mit zusätzlichen Kosten und gesetzlichem Zugriff auf
private Flächen- und Eigentumsrechte.
Wir können uns da eine großzügige Entschädigung für Enteignungen leisten.
Das macht Sinn, da wir rechnerisch (nicht praktisch) gerade mal die Hälfte des Stroms
aus alternativen Energien beziehen (sollen).
Aber laßt uns doch erst mal den Strom und /oder Wasserstoff produzieren und eine hundertprozentige Abdeckung dort erreichen. Also die Energie erzeugen !
Stecken wir unsere ganze Kraft, den Aufwand und Finanzen unseres Landes in dieses Ziel.
Da ist kein einziger Plan in Gange. Die Windkraft ist z.B. im Absinken.
Alte Anlagen werden zunehmen stillgelegt, Repowering ist größtenteils untersagt, ganz neue Anlagen werden kaum erstellt.
Windkrafthersteller in Deutschland schließen oder geraten zunehmend unter Druck.
Unterschreib unterschreib unterschreib

Ich glaube nicht, dass es sich um einen politischen Zaubertrick handelt. Es ist aus der CO2-Debatte geboren, ja. "Man" ist da so reingeschlittert... Die deutschen Auto OEMs haben sich so lange es ging gewehrt - aber sie müssen einen globalen Markt bedienen. Diese wichtigen Märkte verlangen, auch hier politisch motiviert, Elektrofahrzeuge. Der deutsche Markt ist unbedeutend geworden.

Aber: Gut ist, „einen Plan“ zu haben. Ein Ziel an dem sich auch die Industrie ausrichten kann - auch deren Ressourcen sind begrenzt. Aber eines ist gewiss: Billiger wird es nicht. Teurer wohl auch nicht, nun ja, ausser in Deutschland vielleicht (Hals bekomm'). Einen Grund dafür gäbe es jedenfalls nicht.
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Der Aeropuerto La Palma hat seine Ladesäulen

Beitrag von nils.k »

Aena hat Wort gehalten: der Aeropuerto hat 18 Typ2-Ladesäulen mit 11/22 kW und einen 50 kW DC Schnellader bekommen, den ersten auf La Palma! 🤩
La paz comienza con una sonrisa.
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