Baltasar Martín - der tragische Held aus Garafía

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Tanausú
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Baltasar Martín - der tragische Held aus Garafía

Beitrag von Tanausú »

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Der Überlieferung nach wurde Baltasar Martín um 1520 auf dem Landgut von Juan Adalid geboren. Das genaue Datum und die Namen seiner Eltern werden wir nie erfahren, da die einzige Dokumentation, die darüber Aufschluss geben könnte, die Taufbücher der Kirche von San Antonio wären, und diese sind leider verloren gegangen, falls sie jemals existierten.

In einer der vielen natürlichen Höhlen, die der Schafzucht gewidmet sind, lebte Balthasar, als sich am 21. Juli 1553 die Geschichte ereignete, die zwar seinen Tod bedeutete, ihn aber unsterblich machen sollte: etwa 700 französische Piraten, unter dem Kommando des grimmigen Pata de Palo, des französischen Freibeuters François Le Clerc, stürmten in Santa Cruz an Land und griffen die überraschten Einwohner an, die eilig in die benachbarten Berge flohen.

Bald darauf muss die Nachricht Garafía erreicht haben, wo Baltasar Martín, der von großer Statur und ungewöhnlicher Stärke war, die Nachbarn versammelte und den Weg zum Gipfel in Richtung Hauptstadt nahm.

In der Zwischenzeit hatten die Piraten die Stadt eingenommen, das Gebäude des Cabildo und mehrere Privathäuser in Brand gesteckt, alles Wertvolle, das sie in Kirchen, Klöstern und Häusern fanden, gestohlen und befanden sich mitten in einem Fest und unter der Wirkung des Weines, als sie von der Armee Baltasar Martíns überrascht wurden, die sich mit einem Teil der aus der Stadt geflohenen Bevölkerung zusätzlich verstärkt hatte.

“La bala pasa, pero el pelo embasa” heißt es, das war der zentrale Kern der Ansprache, die der Garafiano an seine Truppen richtete, und so war es auch: den Speeren der Hirten konnten die Arkebusen der Piraten nicht standhalten. Besiegt ließen die Franzosen einen Teil der Beute zurück und erreichten in aller Eile ihre Boote und mit ihnen die Schiffe, mit denen sie sich von den benahoaritischen Küsten entfernten, um nie mehr zurückzukehren.

Die Geschichte und die Legende hätte mit der Rückkehr von Baltasar Martín nach Garafía fortgesetzt werden können, wobei er die Anerkennung seiner Landsleute genossen hätte - aber es sollte nicht sein. Blutüberströmt, vom Kampf erschöpft, die Stadt von den eindringenden Piraten befreit, begab sich der riesenhafte Garafiano zum Kloster San Francisco oberhalb von Santa Cruz, in dessen Kirche er der Jungfrau der Schmerzen für den errungenen Triumph zu danken gedachte. Ein Mönch jedoch, der sich in den Glockenturm geflüchtet hatte, weil er glaubte, es sei ein Franzose, der in seiner Niederlage den Schutz des Heiligen suchte, schlug ihm einen Ziegelstein auf den Kopf, und wie die klassischen Helden starb Balthasar Martin, nachdem er seinen Namen und sein Andenken unsterblich gemacht hatte, mit voller Wucht.

Die Überlieferung besagt, dass sein Leichnam in der gleichen Kirche ruht, neben der Tür, durch die er nicht mehr hindurchkam. Ein Grabstein, der an diesem Ort aufgestellt wurde, erinnert die gegenwärtigen Generationen an diese Tatsache und wird die zukünftigen daran erinnern.

(TEXTAUSZUG AUS DEM BUCH VON TAGALGUEN DE TOMÁS ORRIBO RODRÍGUEZ Y NÉSTOR RODRÍGUEZ MARTÍN).

https://www.garafia.es/baltasar-martin/
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Lee
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Re: Baltasar Martín - der tragische Held aus Garafía

Beitrag von Lee »

Das ist wirklich die rührendste und tragischte Episode in La Palmas Geschichte die mir bekannt ist.
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Roland
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Re: Baltasar Martín - der tragische Held aus Garafía

Beitrag von Roland »

Ganz Klasse, danke Tanasau für die Geschichte.
Gibt es überhaupt ein Buch über die gesamte Geschichte von La Palma?
Natürlich etwas gestraffter und in deutsch?
Grüße Roland,
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Tanausú
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Re: Baltasar Martín - der tragische Held aus Garafía

Beitrag von Tanausú »

Gibt es überhaupt ein Buch über die gesamte Geschichte von La Palma?
Nein, ein solches kenne ich nicht. Hier findest Du eine schöne Auflistung der deutschsprachigen Literatur zur Insel (ein wenig nach unten srcollen, nach den Reiseführern): http://www.la-palma-tourismus.com/de/re ... -palma.htm

Spanische Literatur ist natürlich profunder, da gibt es unter anderem die Historia General De Las Islas Canarias von
José de Viera y Clavijo: https://www.librerialemus.com/libros-de ... rias-0701/

Grundsätzlich beginnt die dokumentierte Geschichte der Inseln halt erst mit der Kolonisierung, alles davor ist reine Archäologie, da es ausser den Petroglyphen und Höhlenmalereien keine schriftlichen Aufzeichnungen der Guanchen gibt.
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Re: Baltasar Martín - der tragische Held aus Garafía

Beitrag von Pehala »

Hier ist ein Bericht über den Schriftsteller, Professer, etc. Der sich ebenfalls mir der Canarischen und Palmerischen Geschichte befasst.
Das neuste Buch handelt auch von einer Seefahrer Geschichte beruhend auf einer Figur von La Palma
https://www.la-palma24.info/die-abenteu ... ald-braem/
Wenn meine Seele eine Insel wäre,
würde sie La Palma heißen :heartbeating:
Sportschütze (gelöschter User)

Re: Baltasar Martín - der tragische Held aus Garafía

Beitrag von Sportschütze (gelöschter User) »

Ich habe das Buch :

Tanausú, König der Guanchen

und

Der Kojote im Vulkan

beides von Harald Braem

auf meinem Tolino

wer möchte bitte via PN melden.
Anke (In Memoriam)

Re: Baltasar Martín - der tragische Held aus Garafía

Beitrag von Anke (In Memoriam) »

Tanausú hat geschrieben: So 17. Jan 2021, 13:01 über
Gibt es überhaupt ein Buch über die gesamte Geschichte von La Palma?
Speziell über La Palma wohl nicht.
Aber es gibt (gab?)ein Buch über die Kanaren:

"Die Geschichte der Kanarischen Inseln" von José Castellano Gil & Francisco J. Maciás Martín"

Ich besitze die 2.Auflage von 1994. (Da Paperback und schlecht gebunden, fällt das Buch langsam auseinander.) :?
Inhalt:
Der geografische Rahmen
Die Welt der Ureinwohner
Eroberung und Kolonisation
Die Inseln unter dem alten Herrschaftssystem
Übergang in die Moderne
Kan. Geschichte der Gegenwart
KI und Amerika
Franquismus und Übergangszeit
Geschichte der Kunst u. Literatur
Mythen und Legenden
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Cortado
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Re: Baltasar Martín - der tragische Held aus Garafía

Beitrag von Cortado »

Für solche Literatur war El Molino auch immer eine gute Quelle. Ich werde nicht nur die Keramik dort vermissen (falls nicht doch noch jemand ...).

¡Hasta luego!
Wolfgang
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