Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Hinweise auf Wanderrouten, Tipps und Tricks, wirklich Erlebtes und andere Räuberpistolen.
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Lee
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Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Lee »

Nachdem man sich von diesem speziell schönen Pausenplatz losgerissen hat, verlässt der alte Camino den kleinen Bergrücken mit den Windschliffen und wird erst einmal ein wenig anspruchsvoller.

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Der Weg verläuft jetzt teilweise in schmaler Wegführung - und auch etwas steiler - in einer engen Felsrinne durch eine Steilwand bergab. Teilweise geht man auf einfachen, andeutungsweise in den Fels geschlagenen Stufen bergab. Da diese Felsrinne zum Teil so schmal ist, dass man gerade noch zwei Füße nebeneinandersetzen kann, sollte man auf dieser kurzen Passage etwas achtsamer absteigen. Für halbwegs erfahrene, trittsichere Wanderer sollte dieser Abschnitt aber kaum ein Problem darstellen - Wanderstöcke sind hier aber hilfreich. Hier habe ich mich mehr auf den Weg als auf die Ausblicke und die Fotos konzentriert.

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Dann erreicht man den Grund des Barrancos und quert diesen knapp oberhalb einer sehr hochgewachsenen alleinstehenden Kanarenpalme.

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Die Vegetation und die verschiedenartigen Felsformationen mit ihren unterschiedlichen Farben sind im Barranco de Domingo Diaz wirklich außerordentlich schön und machen ihn für mich nach dem Barranco Fagundo und dem Barranco de los Hombres, zusammen mit dem Barranco Melchor zu einem der schönsten Nordküsten-Barrancos La Palmas, auch wenn er an Größe sicherlich nicht mit den beiden erstgenannten mithalten kann.

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Unterwegs scheuchte ich ein kleine Ziegenherde auf, die im Affenzahn in die Steilwände flüchtete und dort in atemberaubendem Gefälle ausharrte bis ich mich wieder meines Weges trollte.

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Im von dichtem Sukkulentenwald überwucherten Barranco hätte ich gerne noch eine Erkundung des Schluchtgrund und der Höhlen vorgenommen - hier hätte es bestimmt noch einiges zu entdecken gegeben. Aber die (gefühlte) Zeit war schon recht knapp....Faszinierend, und sehr erhaben fand ich auch die einzelne Riesenpalme die dort wächst. Sie wird bestimmt einmal von Hirten gehegt und gepflegt, und in ihren jungen Jahren gegen Ziegenverbiss beschützt worden sein. Solch schlanke Höhe erreichen die Kanarenpalmen glaube ich auch nur wenn sie immer mal wieder beschnitten werden. Eigentlich schade, dass man in den Barrancos des Nordens nur erstaunlich wenige dieser anmutigen Palmen findet.

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Pagurus (selbst gelöschter User)

Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Pagurus (selbst gelöschter User) »

Lee hat geschrieben: Sa 6. Apr 2019, 23:23
Hier habe ich auf den abenteuerlichen Abstieg zur Playa del Mudo, der die Wanderung zu einer schwarzen Tour macht, verzichtet.
Großartiger Bericht. Wie immer mit traumhaften Fotos.
Was die Tour so schwarz macht, ist sicher auch die völlige Abgelegenheit der Gegend. Im Notfall braucht man da nicht auf Hilfe hoffen, die zufällig vorbei kommt. Immerhin wusste wohl deine Nancy wo du unterwegs bist und wo man hätte suchen müssen.
Ich habe den GR130 an der Nordküste in mehreren, mundgerechten Happen genossen. Tatsächlich habe ich bei allen Touren keinen einzigen Wanderer getroffen. Ich war völlig allein unterwegs.
Aber es gab eine Ausnahme. Ich war gerade ein sehr steiles Wegstück im Barranco de Domingo Diaz gaaanz vorsichtig hinabgestiegen, da tauchte, wie eine Fata Morgana, ein Läufer vor mir auf. Ohne Rucksack, sportlich leicht bekleidet.
Er rannte leichtfüßig wie ein Reh den steilen Weg hinauf, den ich mich gerade runter gequält hatte.
Ich sah ihm mit offenem Mund nach und dachte spontan „der muß aber vor Barlovento rechtzeitig die Bremse reinhauen, sonst stürzt er ins Meer“.
Tage später habe ich auf einem Plakat die vermutliche Erklärung gefunden. Am 11. Mai findet die Transvulcania statt,
ein Ultra-Marathon. Vermutlich hat er dafür trainiert.
Respekt ! Ich habe ja auch manchmal so masochistische Neigungen, aber das wäre mir zu heftig.
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Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Lee »

Pagurus hat geschrieben: Di 23. Apr 2019, 06:21 Ich habe den GR130 an der Nordküste in mehreren, mundgerechten Happen genossen. Tatsächlich habe ich bei allen Touren keinen einzigen Wanderer getroffen. Ich war völlig allein unterwegs.
Dann hast Du auf Deinen Etappen erstaunlicherweise noch weniger Wanderer getroffen als wir - bei uns waren es dort aber auch immer höchstens eine handvoll. :mrgreen:

Ich finde beruhigend, was Du berichtest, denn der Tourismus hat in den letzten paar Jahren ja schon ein wenig zugenommen, und bei manchen Touren, wie z.B. in Las Tricias merkt man das ja auch.
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Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Lee »

Pagurus hat geschrieben: Di 23. Apr 2019, 06:21 Was die Tour so schwarz macht, ist sicher auch die völlige Abgelegenheit der Gegend. Im Notfall braucht man da nicht auf Hilfe hoffen, die zufällig vorbei kommt. Immerhin wusste wohl deine Nancy wo du unterwegs bist und wo man hätte suchen müssen.
Claro, Nancy war unterrichtet, und ich habe sogar mal spontan von unterwegs einen Anrufversuch gestartet...und hatte erstaunlicherweise an der Punta del Mudo ein Netz.

Diese Tour war allerdings trotzdem ein Beispiel dafür, dass man noch so aufmerksam wandern kann, es gibt immer kleine Gefahrenquellen mit denen man nicht rechnen kann. Aber dazu später mehr....
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Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Lee »

Nachdem man die große Palme passiert hat, beginnt der sehr aussichtsreiche Anstieg durch die andere Flanke des Barrancos.

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Auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht ist der schmale Sattel des Cerro del Cerradero auszumachen den man vorhin auf dem Weg zum Heiligenschrein überquert hat.

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Der alte, etwas geröllige Camino wird zwar wohl schon lange nicht mehr gepflegt, ist aber, finde ich trotzdem in erstaunlich gutem Zustand und gewinnt in herrlicher Wegführung schnell an Höhe wahrend er dichte Sukkulentenwälder quert.

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Die Wegführung erfolgt dabei in moderat steilen, immer ausreichend breiten Serpentinen, die wirklich gut zu gehen sind. Achtgeben sollte man allerdings auf das viele Geröll auf dem Camino.

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Der Sukkulentenbusch ist auf dieser Seite des Barrancos wirklich außerordentlich üppig und auch dichter als auf der anderen gerade durchwanderten Flanke der Schlucht - vielleicht ein Folge der Nordost, und damit Passatausrichtung dieser Barrancoflanke.

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Weit oben sieht man die Windräder von Juan Adalid.

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Immer wieder passiert der Camino auch große Höhlen die sicherlich früher von den Hirten genutzt wurden. Auch an einer Quelle, die von dichten Tarobeständen gesäumt wurde kam ich vorbei. Eine tropische Nutzpflanze, die ich in dieser Gegend La Palmas nicht vermutet hätte anzutreffen.

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Zwischendurch hörte ich jemand, der entfernt in ein Horn, oder vielleicht auch eine große Muschel blies - ein wahrlich unwirklicher, aber durchaus reizvoller Klang in dieser Umgebung. Mir schien es so, als wenn der Klang vom Cerro del Cerradero käme.

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Nach einer Weile geht der Camino dann in eine Traverse über und man erreicht etwa auf Höhe des Cerro del Cerradero die Hochebene von El Mudo.

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Nun blickt man in Mündungsrichtung des Barranco de Domingo Diaz und auf die linke der beiden Landzungen des Nordwestkaps der Insel.

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Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Lee »

Eine kurze Weile führt der Camino noch höhehaltend mit Ausblicken auf die vorgelagerten Landzungen des Nordwestkaps am Rand des Barranco de Domingo Diaz entlang dann schwenkt er zur Hochfläche von El Mudo hinüber.

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Kurz darauf erreicht der Pfad eine Piste auf der man nach rechts abbiegt. Hier oben auf der kargen, Wind gepeitschten Hochfläche von El Mudo wird einem finde ich wieder einmal abrupt der starke Kontrast zwischen den trockenen, spärlich bewachsenen Hochflächen des Nordwestens und den benachbarten, von üppigster Trockenvegetation durchzogenen Barrancos vor Augen geführt. Der ganz in der Nähe liegende Barranco El Palmar ist für mich ein weiteres Beispiel dafür.

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Man wandert nun eine Weile mit der Piste gen Steilküste hinab. Ein Stück entfernt erkennt man eine kleine Häusergruppe von El Mudo - kurz davor verlässt man die Piste.

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Kurz vor der Häusergruppe zweigt in einer Kurve ein Camino nach rechts ab dem man folgt. Anfangs ist der Camino noch klar zu erkennen und quert sofort eine kleine Rinne, doch das ändert sich schnell. Kurz danach kann man sich noch an einer Mauer orientieren, aber dann beginnt das erste weglose Stück dieser Wanderung. Ab hier habe ich mich lieber auf die Wegfindung und meine Schritte konzentriert und keine Fotos mehr gemacht. Anzeichen eines öfter begangenen Weges habe ich nicht mehr gefunden und die ein oder zwei Steinmännchen, die ich gesehen habe, waren auch keine wirkliche Hilfe. Grob gesagt, muss man sich jetzt einfach diagonal den Rücken bergab zur Steilküste "durchschlagen" Es geht jetzt über eine karge, aber von deutlich mehr Trockenvegetation überzogene Hochfläche als das untere Foto suggerieren mag, die von größeren und kleineren Felsbrocken übersät ist. Immer wieder stößt man auf Kolonien von stacheligen, aber glücklicherweise niedrigwüchsigen Opuntien, die man umgehen oder übersteigen muss. Beim vorsichtigen Übersteigen einer dieser Opuntien verspürte ich trotz meiner Vorsicht plötzlich einen pieksenden Schmerz in meiner linken hinteren Wade. Als ich mich beugte um nachzuschauen, sah ich sofort, dass nicht die Opuntie der Grund für diesen Schmerz gewesen war, sondern ein alter, zusammengesackter, rostiger Stacheldraht, der sich in etwa 20 cm Höhe und auf breiter Länge durch den Hang zieht. Er verläuft quer zur Wanderrichtung und ist im teils dichten Sukkulentenbusch nur schwer auszumachen und somit eine potentielle Stolper - und Verletzungsquelle. Als ich den Stacheldraht sah, war ich angesichts des verspürten Schmerzes schon auf eine blutende Wade eingestellt, aber irgendwie hatte ich Glück (und meine lange Wanderhose angehabt) und nur einen dicken, nicht blutenden Ratscher davongetragen. Aber vielleicht sollte man auf Wanderungen in Zukunft vorsichtshalber doch immer ein wenig Verbandszeug, ein Pflaster und eine Miniflasche Desinfektionsmittel dabeihaben....

Aber eigentlich stellt dieser kurze, nur etwa 500 m lange weglose Abschnitt der zur Steilküste hinüberführt kein großes Problem dar. Glücklicherweise ist das Terrain nicht stark zerfaltet, und man braucht eigentlich nur dem Wanderführer und dem eigenen Orientierungsvermögen zu trauen.

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Nach recht kurzer Zeit kommt dann die Steilküste in Sicht.....

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.....und ein weiterer landschaftlicher Höhepunkt der Tour wird erreicht.

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Pagurus (selbst gelöschter User)

Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Pagurus (selbst gelöschter User) »

Ich hoffe, das ist hilfreich:
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Lee »

Klasse, Pagurus, die Karte ist auf jeden Fall hilfreich. :thumbup:
Pagurus (selbst gelöschter User)

Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Pagurus (selbst gelöschter User) »

Lee hat geschrieben: Sa 6. Apr 2019, 23:23
Man sollte auf jeden Fall trittsicher und einigermaßen schwindelfrei sein, wenn man diese wohl nur sehr wenig begangene Tour gehen möchte. Ich habe in 4:30 h (inklusive aller Pausen, Fotostopps und Wegfindungen) nicht einen anderen Wanderer getroffen, und Fußspuren und Wanderstockabdrücke waren auch kaum, oder gar nicht zu sehen..
Warum fasziniert mich diese Tour so ? Es ist nicht nur eine Wanderung an das „Ende der Welt“, sondern auch eine Selbsterfahrung, ein Seelentrip. Es gehört eine gewisse Ich-Stärke dazu, um diesen Weg zu gehen und auch zu geniessen.
Unterwegs gibt es keine „Sehenswürdigkeiten“, nichts Spektakuläres zu sehen, sondern nur Reduktion auf einfache Formen und Farben. Stille Bilder und Eindrücke. Das Gegenteil von der sonst üblichen Reizüberflutung. Vielleicht noch vergleichbar mit Sanddünen in der Wüste.
Auch die akkustische Stille muß man aushalten können.
Manche stellen die törichte Frage, ob man sich da nicht einsam fühle ...
Es ist keine Abkehr von der Welt, sondern ein Weg zu sich selbst.
Mir fallen die Huber-Buam ein, diese Extremkletterer aus Bayern. Die sind vom Gefahrenpotential her gesehen sicher nicht vergleichbar. Aber sie erzählen, daß sie nicht aus Todessehnsucht in die senkrechte Wand steigen, wo der nächste kleine Fehler der letzte sein kann. Sondern, daß sie mit einem Mehr an Lebensfreude wieder zurück kommen.
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Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Lee »

Man hat jetzt einen der abgelegensten Küstenstreifen der Insel erreicht, und vor einem breitet sich nun die wildromantische, an El Mudo grenzende Steilküste in ihrer ganzen Schönheit aus.

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Keine Ahnung ob´s vielleicht am Licht gelegen hat, aber ich hatte irgendwie den Eindruck, dass diese Steilküste eine viel dunklere Ausstrahlung hatte, als die anderen tollen Küstenstreifen des Nordwestens.

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Die Hänge sind bis an die Kante der Steilküste von unzähligen, niedrig wachsensen Opuntien und anderen Sukkulenten überzogen.

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Der Atlantik gebärdet sich hier zumeist besonders rau und der Sound der Brandung war in 150 Metern Höhe noch wahrhaft faszinierend. Man sollte sich hier ausgiebig Zeitnehmen, um die dramatische Szenerie auf sich einwirken zu lassen.

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Man wandert nun mit großartigen Ausblicken auf einer recht deutlichen Spur direkt an der Steilküste entlang und nähert sich rasch der flach auslaufenden Landzunge der Punta del Mudo.

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Zwischenzeitlich war der Himmel leider immer mal wieder eher zugezogen, aber die Sonne kam auch immer mal wieder für kürzere, dann aber umso schönere Momente heraus.

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Dann hat man die traumhaft gelegene Punta del Mudo erreicht und die Ausblicke auf die Steilküste verändern sich wieder noch einmal. Man sieht auf eine bedrohlich wirkende, fast senkrechte Abbruchstelle der Steilküste, die so wirkt als wenn dort erst gestern ein großes Stück Steilküste weggebrochen wäre.

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Blickt man in die andere Richtung, schaut man auf die in allen Farben leuchtende, in kleinen Lavazungen auslaufende Steilküste, der hier beginnenden flachen Landzunge von El Mudo.

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Der Atlantik glich hier an diesem Tag einem riesigen Whirlpool. Das Tosen der Brandung war faszinierend und ohrenbetäubend zugleich, und das maritime Spektakel das 90 Meter unter mir stattfand fühlte sich von meinem Standort aus zum Greifen nah an, immer wieder zogen Spuren der Gischt über die Kante der Steilküste.

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Dieser wilde und einsame Küstenstreifen gehört für mich seit diesem Tag zu den beeindruckendsten an La Palmas Küsten. Bisher hatte ich immer nur aus großer Entfernung, z.B. von der schönen, viel fotografierten Hausruine, die sich kurz vor El Palmar entlang des GR 130 befindet, auf diese Steilküste geblickt. Von dort aus hatte ich mehrmals während verschiedenster Wanderungen in Richtung dieser von zumeist gewaltiger Brandung umtosten, weit entfernten Landspitze geschaut....und erstaunlicherweise hatte ich während der heutigen Wanderung gar nicht so recht realisiert, dass mich mein Weg genau dorthin führen würde. Mir wurde das wirklich erst klar, als ich über diesem Brandungsspektakel stand...ein großartiger Ort!

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Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von nils.k »

Heute findet sie wieder statt, die jährliche Fiesta de la Cruz de La Centinela in Juan Adalid.
La paz comienza con una sonrisa.
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Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Lee »

Man könnte jetzt mit der Rother Wanderung auf einem anspruchsvollen und teilweise verfallenen Weg zum Meer absteigen und danach sogar noch auf einem sehr abschüssigen Weg, der inklusive etwas Kletterei entlang der Steilküste zum einsam gelegenen Sandstrand der Playa del Müdo weiter führt, weitergehen. Laut Wanderführer bedarf es dafür absoluter Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Zumindest der Abstieg zur Küste reizte mich angesichts der gewaltigen Brandung die ich von hier oben sah natürlich schwer, da ich aber allein unterwegs war, habe ich lieber darauf verzichtet. So machte ich mich auf die nächste kleine Etappe dieser Tour und verließ diesen eindrucksvollen Ort mit dem Gefühl etwas nicht ganz vollendet zu haben.

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Jetzt wendet sich die Wanderung wieder von der Küste ab und eine weitere kurze, fast weglose, aber leicht zu meisternde Strecke liegt vor einem. Ein undeutlicher Pfad führt von der Punta del Mudo ostwärts über die Landzunge und verliert sich schnell. Man muss hier aber einfach nur wie im Rother Wanderführer beschrieben auf den linken Fuß des gut sichtbaren Cerro del Cerradero zuhalten, dann gibt es keine Orientierungsprobleme.

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Die Hochfläche der Landzunge breitet sich recht eben aus und ist kaum von irgendwelchen tieferen Rinnen zerfurcht, so dass das Fehlen eines Caminos kaum auffällt.

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Dieser Abschnitt der Tour war eine angenehme Überraschung für mich da ich mir eigentlich eher wenig davon versprochen hatte. Vom Cerro del Cerradero konnte man am Anfang der Wanderung ja schon die Landzunge überblicken, und von dort oben hatte sie recht öde und reizlos ausgeschaut. Umso erstaunter war ich über den lichten, aber üppigen Sukkulentenwald der die Landspitze überzieht.

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Diese abgelegene, karge, und auf mich irgendwie reduziert wirkende Landschaft schlug mich sofort in ihren Bann. Reizvoll fand ich auch die Ausblicke auf die stark erodierten Bergkuppen, die von hier unten teils fast wie Pyramiden aussahen.

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All diese Eindrücke in Verbindung mit dem gerade erlebten Brandungsspektakel an der Steilküste und dem mittlerweile tollen Nachmittagslicht versetzten mich in den von mir so geliebten sanften Rauschzustand den ich immer dann bekomme, wenn mich das Wandererlebnis so richtig packt.

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Der Sukkulentenbusch besteht in dieser Zone hauptsächlich aus Balsam-Wolfsmilch, Opuntien und Säuleneuphorbien, und vor allem die letzteren trifft man hier in äußerst prächtigen Exemplaren an.

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Nach relativ kurzer Gehzeit auf der Landzunge rückt dann der Atlantik langsam auch wieder in den Blickpunkt und man bekommt erneut Meeresblicke geboten.

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Im Inselinneren hingen zwar fast die ganze Zeit Wolken fest, aber während dieser Wanderung am Nordwestkap hatte ich echtes Wetterglück gehabt.

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Nach knapp zwanzigminütiger Wanderzeit erreicht man dann wieder das Meer und ein weiterer neuer Abschnitt dieser so abwechslungsreichen Tour beginnt.

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Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Lee »

Man gelangt jetzt wieder an den Rand des Barranco de Domingo Diaz der hier schmal auslaufend in den Atlantik mündet. Auch von hier hatte ich wieder einen herrlichen Steilküstenblick und konnte eine ordentliche Brandung bestaunen, die aber nicht ganz so gewaltig wie an der Punta del Mudo war.

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Die Wanderung durchquert jetzt ein weiteres mal den Barranco de Domingo Diaz und führt dabei durch ein stark erodiertes Gebiet das etwas Mondlandschafts-artig anmutet. Das Gestein wirkt hier am Unterlauf des Barrancos teils sehr bröselig und weich.

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Der Wanderweg führt in Serpentinen auf einem alten Camino durch die von bunten Gesteinsschichten durchzogenen Barrancowände und gibt dabei den Blick auf die abrupt und sehr steil abbrechende Nordflanke des Cerro del Cerradero frei.

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So steil ansteigend wie es dieses Foto vermuten lässt, verläuft der Camino dann später auf der anderen Barrancoseite glücklicherweise doch nicht.

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Zwischendurch nähert sich der alte, teils etwas ungepflegte, aber eigentlich recht gut begehbare Camino auch immer wieder dem Atlantik.

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Noch mehr als bei der vorher erfolgten Durchquerung des mittleren Teils des Barranco de Domingo Diaz fallen hier die außerordentlich prächtigen Säuleneuphorbien-Bestände auf, die den Sukkulentenbusch hier eindeutig dominieren.

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Nach einem relativ kurzen Abstieg quert der Wanderweg dann den Grund des Barrancos und der Aufstieg durch die gegenüber liegende Flanke beginnt. Laut Rother Wanderführer könnte man hier noch auf einem sehr anspruchsvollen Steig direkt zum Meer, und zu einigen der schönsten Salztöpfe La Palmas, absteigen - Einer von mehreren reizvollen Abstechern die im Buch erwähnt sind. Da ich aber allein unterwegs war, und die Sonne mittlerweile schon sehr schräg stand, habe ich auch darauf lieber verzichtet.

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Der Camino führt nun recht rasch und in ähnlich schöner Weise durch den Sukkulentenwald hinauf und bietet dabei zunehmend wieder schöne Meeresblicke.

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Dann ist der Barranco de Domingo Diaz zum zweiten mal auf dieser Wanderung durchquert und man erreicht die östliche der beiden flach auslaufenden Landzungen, die gemeinsam das Nordwestkap der Insel bilden.

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Auffällig sind hier die aufgelassenen Terrassen; in dieser kargen und sehr tief gelegenen Region hätte ich nicht unbedingt vermutet auf diese Relikte von einst betriebener Landwirtschaft zu treffen.

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Der Camino geht nun abrupt in eine steile, Lunken verseuchte Schotterpiste über und der Schlussanstieg der Tour beginnt.

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Nach einem recht schweißtreibenden und im Vergleich zu den vorher begangenen reizvollen Caminos nicht mehr ganz so prickelnden Pistenstück erreicht man dann wieder Juan Adalid und seinen Wagen.

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Mir hat diese komplett unmarkierte, sehr wenig begangene, abgeschiedene Rundtour ausgesprochen gut gefallen und ich wäre sie am liebsten gleich noch einmal gegangen, dann allerdings inklusive einiger der sich sehr reizvoll anlesenden Abstecher, die im Rother erwähnt werden.

Ich habe knapp 4:30 h inklusive aller Pausen, Fotostopps und Wegfindungen für diese Tour gebraucht - eine Zeit die man sicherlich locker unterbieten kann, da ich mir immer viel Zeit lasse auf den Wanderungen. Im Aufstieg sind gut 400 Höhenmeter zu bewältigen. Relativ viele Passagen verlangen einigermaßen Orientierungssinn, Trittsicherheit und manche auch Schwindelfreiheit. Will man den Abstecher zur Playa del Mudo unternehmen dürfte sich der Schwierigkeitsgrad der Tour noch einmal deutlich erhöhen! Bei starkem Wind und/oder Regen sollte man aufgrund der dann erhöhten Steinschlaggefahr im Barranco de Domingo Diaz lieber auf die Tour verzichten.

Diese Tourenbeschreibung ist allein natürlich nicht ausreichend um diese Wanderung zu unternehmen, sie ersetzt nicht den Rother Wanderführer.
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Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Wanderbär »

Offensichtlich eine schöne Wanderung mit tollen Aus- und Einblicken!

Bis vor gut fünf Jahren hätte ich keine Bedenken gehabt, diese Tour in Angriff zu nehmen. Inzwischen fühle ich mich vor allem bei Abstiegen in felsigem Steilgelände zunehmend unsicher - schließlich wird man nicht jünger!

Vor allem die Beschreibung des ersten Abstiegs in den Barranco Diaz könnte mich abschrecken.
Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?!
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Re: Von Juan Adalid zur Punta del Mudo

Beitrag von Lee »

Wanderbär hat geschrieben: Di 14. Mai 2019, 10:50 Vor allem die Beschreibung des ersten Abstiegs in den Barranco Diaz könnte mich abschrecken.
Mein Gefühl sagt mir, dass Du die Tour eher gehen könntest, aber Du kannst Dich natürlich viel besser einschätzen.
So wie ich diese Wanderung gegangen bin würde ich sie nicht als schwarze Tour einstufen, sondern als rote bis dunkelrote Tour. Die besagte Passage beim ersten Abstieg ist wirklich sehr kurz, und wenn man sie beispielweise mit ähnlichen Abstiegen (z.B. Barranco Fagundo oder Barranco de los Hombres) vergleicht, ist sie vielleicht nur minimal schwerer zu gehen - hauptsächlich weil sie so schmal ist. Die wirklich anspruchsvollen Passagen der Rother Wanderung sind die Abstecher hinunter zur Küste, aber die kann man ja alle weglassen.
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